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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dichter Martin Silenus gewesen war. Jeder kannte die Cantos und ihren Verfasser. Wie er den Säuberungen des Pax entkommen war und es geschafft hatte, an diesem einsamen Ort zu leben, blieb mir ein Rätsel, aber eines, das ich lieber nicht weiter ergründen wollte. »Sie möchten, dass ich nach Norden gehe, auf den Kontinent Equus, mich durch mehrere tausend Soldaten des Pax durchkämpfe, irgendwie in das Tal der Zeitgräber gelange, in die Sphinx eindringe und hoffe, dass sie mich... akzeptiert... und dann diesem Kind in die ferne Zukunft folge, ein paar Jahrzehnte dort herumhänge und ihr dann sage, dass sie in der Zeit zurückkehren und Sie besuchen soll?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, das nur die leisen Geräusche von Martin Silenus’ Lebenserhaltungssystem unterbrachen. Die Maschinen atmeten. »Nicht exakt«, sagte er schließlich.
    Ich wartete.
    »Sie ist nicht in eine ferne Zukunft gereist«, sagte der alte Mann.
    »Jedenfalls nicht fern von uns aus gesehen. Als sie vor zweihundertsiebenundvierzig Jahren durch den Eingang der Sphinx trat, war es nur eine kurze Reise durch die Zeit... zweihundertzweiundsechzig Hyperionjahre, um genau zu sein.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich. Meines Wissens war es niemandem gelungen – nicht einmal den Wissenschaftlern des Pax, die zwei Jahrhunderte Zeit gehabt hatten, die Zeitgräber zu studieren –, vorherzusagen, wie weit die Sphinx jemanden in die Zukunft schickte.
    »Ich weiß es«, antwortete der greise Dichter. »Zweifelst du an meinen Worten?«
    Anstatt zu antworten, sagte ich: »Also wird das Kind... Aenea...
    irgendwann in diesem Jahr aus der Sphinx herauskommen.«
    »Sie wird in zweiundvierzig Stunden und sechzehn Minuten herauskommen«, sagte der alte Satyr.
    Ich muss gestehen, dass ich blinzelte.
    »Und der Pax wird sie erwarten«, fuhr er fort. »Sie kennen ebenfalls die Minute, in der sie herauskommen wird...«
    Ich fragte nicht, wie sie zu dieser Information kamen.
    »... und die Festnahme von Aenea ist der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung des Pax«, krächzte der alte Dichter. »Sie wissen, dass die Zukunft des Universums davon abhängt.«
    Jetzt wusste ich, dass der alte Dichter senil war. Die Zukunft des Universums hing von keinem einzelnen Ereignis ab... so viel wusste ich.
    Ich wahrte mein Schweigen.
    »Es sind – in diesem Augenblick – mehr als dreißigtausend Soldaten des Pax um das Tal der Zeitgräber herum zusammengezogen. Mindestens fünftausend davon gehören der Schweizergarde des Vatikans an.«
    Ich pfiff durch die Zähne. Die Schweizergarde des Vatikans bildete die Elite der Elite, die bestausgebildete, bestausgerüstete Militärstreitkraft im weit verzweigten Einflussbereich des Pax. Ein Dutzend Soldaten der Vatikantruppe in voller Gefechtsmontur hätten sämtliche zehntausend Mann der Heimatgarde Hyperions schlagen können. »Also«, sagte ich,
    »habe ich zweiundvierzig Stunden, um nach Equus zu gelangen, das Grasmeer zu durchqueren, die Berge zu überwinden, mich irgendwie an zwanzig- oder dreißigtausend der besten Soldaten des Pax vorbeizumogeln und das Mädchen zu retten?«
    »Ja«, sagte die uralte Gestalt auf dem Bett.
    Es gelang mir, nicht die Augen zu verdrehen. »Was dann?«, sagte ich.
    »Wir können uns nirgendwo verstecken. Der Pax kontrolliert ganz Hyperion, alle Raumschiffe, die Raumfahrt und jede Welt der einstigen Hegemonie. Wenn sie so wichtig ist, wie Sie behaupten, dann werden sie ganz Hyperion auf den Kopf stellen, bis sie sie gefunden haben. Selbst wenn wir den Planeten irgendwie verlassen könnten, hätten wir keinerlei Fluchtmöglichkeit.«
    »Es gibt einen Weg für euch, den Planeten zu verlassen«, sagte der Dichter mit müder Stimme. »Es gibt ein Schiff.«
    Ich schluckte heftig. Es gibt ein Schiff. Beim Gedanken, monatelang zwischen den Sternen zu reisen, während daheim Jahre oder Jahrzehnte vergingen, blieb mir die Luft weg. Ich war der Heimatgarde mit der kindischen Vorstellung beigetreten, eines Tages dem Militär des Pax anzugehören und zwischen den Sternen zu fliegen. Eine alberne Vorstellung für einen jungen Mann, der sich bereits entschlossen hatte, die Kruziform nicht zu akzeptieren.
    »Trotzdem«, sagte ich und glaubte immer noch nicht so recht, dass es ein Schiff gab. Kein Mitglied des Pax Mercantilus würde Flüchtlinge befördern. »Selbst wenn wir es zu einer anderen Welt schaffen würden, würden sie uns erwischen. Außer wir würden mit einer jahrhundertelangen Zeitschuld

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