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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Floß«, sagte der Androide.
    Ich schüttelte den Kopf. Mit diesen Dingern wollte ich eine Weile nichts zu tun haben.
    A. Bettik und Aenea hatten während meiner Genesung Wasser und Lebensmittel aufgeladen, und als ich zum Landungssteg am Kanal hinkte und unser neu bestücktes und ausgebessertes Floß betrachtete, konnte ich die zusätzlichen Kisten sehen. »Frage«, sagte ich. »Warum ziehen wir mit diesem schwimmenden Holzstapel weiter, wo doch so viele komfortable Jachten hier vor Anker liegen? Oder wir könnten ein EMV nehmen und vollklimatisiert reisen.«
    Das Mädchen und der Mann mit der blauen Haut wechselten einen Blick.
    »Wir haben abgestimmt, während du dich erholt hast«, sagte sie. »Wir reisen mit dem Floß weiter.«
    »Habe ich keine Stimme?«, sagte ich nicht ohne Schärfe. Ich hatte Zorn fingieren wollen, musste aber feststellen, dass ich ihn tatsächlich empfand.
    »Klar«, sagte das Mädchen, das breitbeinig auf dem Steg stand und die Hände an die Hüften stemmte. »Sprich.«
    »Ich stimme dafür, dass wir ein EMV nehmen und komfortabel weiterreisen«, sagte ich, hörte den quengelnden Tonfall meiner Stimme und hasste ihn, obwohl ich damit fortfuhr. »Oder eines dieser Boote. Ich stimme dafür, das Floß zurückzulassen.«
    »Deine Stimme ist registriert«, sagte das Mädchen. »A. Bettik und ich haben dafür gestimmt, das Floß zu nehmen. Ihm wird die Energie nicht ausgehen, und es schwimmt. Jedes dieser Boote wäre auf Mare Infinitus auf den Radarschirmen aufgetaucht, und ein EMV würde auf manchen Welten nicht funktionieren. Zwei für das Floß, einer dagegen. Wir behalten es.«
    »Wer hat uns zur Demokratie gemacht?«, fragte ich. Ich gebe zu, dass vor meinem geistigen Auge Bilder auftauchten, wie ich dem Mädchen eine Tracht Prügel verabreichte.
    »Wer hat uns zu etwas anderem gemacht?«, fragte das Mädchen.
    Derweil stand A. Bettik die ganze Zeit am Rand des Docks, machte sich an einem Seil zu schaffen und trug diesen verlegenen Gesichtsausdruck, den die meisten Menschen aufsetzen, wenn sie Zeuge eines Familienstreits werden. Er hatte ein weites Hemd und großzügig geschnittene Hosen aus gelbem Leinen an. Auf seinem Kopf saß ein gelber Hut mit breiter Krempe.
    Aenea stieg auf das Floß und löste das Heckseil. »Wenn du ein Boot oder ein EMV willst... oder eine schwebende Couch... dann nimm sie dir, Raul.
    A. Bettik und ich reisen damit weiter.«
    Ich hinkte auf ein hübsches kleines Dingy zu, das am Ufer vertäut lag.
    »Moment!«, sagte ich, machte auf meinem kräftigeren Bein kehrt und sah sie wieder an. »Der Farcaster funktioniert nicht, wenn ich versuche, allein durchzugehen.«
    »Stimmt«, sagte das Mädchen. A. Bettik war auf das Floß gestiegen, und jetzt löste sie das vordere Seil. Hier war der Kanal viel breiter als in der Betonrinne des Aquädukts: Er verlief in einer Breite von rund dreißig Metern durch New Jerusalem.
    A. Bettik stand am Steuerruder und sah mich an, während das Mädchen eine längere Stange nahm und das Floß vom Ufer wegdrückte.
    »Warte!«, sagte ich. »Gottverdammt, warte!« Ich humpelte den Steg entlang, sprang etwa einen Meter auf das Floß, landete auf meinem verletzten Bein und musste mich mit dem gesunden Arm festhalten, damit ich nicht in das Mikrozelt rollte.
    Aenea bot mir ihre Hand an, aber ich beachtete sie nicht und stand allein auf. »Herrgott, bist du ein störrisches Aas«, sagte ich.
    »Musst du grade sagen«, antwortete das Mädchen, ging nach vorn und setzte sich an den Rand des Floßes, während wir auf die Mitte des Stroms zusteuerten.
    Draußen auf dem Fluss war die Sonne Hebrons noch greller. Ich zog den alten Dreispitz auf, der etwas Schatten spendete, während ich neben A. Bettik am Steuer stand.
    »Ich nehme an, Sie sind auf ihrer Seite«, sagte ich schließlich, als wir uns der offenen Wüste näherten und der Fluss sich wieder zum Kanal verjüngte.
    »Ich bin weitgehend neutral, M. Endymion«, sagte der Mann mit der blauen Haut.
    »Ha!«, sagte ich. »Sie haben dafür gestimmt, auf dem Floß zu bleiben.«
    »Bis jetzt hat es uns gute Dienste geleistet, Sir«, sagte der Androide und trat zurück, als ich zu ihm humpelte und das Ruder in die Hand nahm.
    Ich betrachtete die fein säuberlich im Schatten des Zelts aufgestapelten neuen Proviantkisten, den Steinherd mit dem Hitzewürfel und den Töpfen und Pfannen, die Flinte und das Plasmagewehr – frisch eingeölt und unter einer Segeltuchdecke –, unsere Rucksäcke,

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