Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Schlafsäcke, Medsets und alles andere. Der vordere »Mast« war aufgerichtet worden, während ich weg war, und nun flatterte eines von A. Bettiks überzähligen weißen Hemden wie ein Wimpel daran.
»Nun ja«, sagte ich schließlich. »Scheiß drauf.«
»Genau, Sir«, sagte der Androide.
Das nächste Portal lag nur fünf Klicks außerhalb der Stadt. Ich sah mit zusammengekniffenen Augen zur grellen Sonne Hebrons hinauf, als wir den schmalen Schatten des Bogens passierten, dann zur Linie des Portals selbst. Bei den anderen Farcasterportalen hatte die Luft einen Moment geflimmert und gewabert und uns einen Blick auf das ermöglicht, was vor uns lag.
Hier war nur absolute Schwärze zu sehen. Und die Schwärze veränderte sich nicht, als wir weiterzogen. Die Temperatur sank um mindestens siebzig Grad Celsius. Im selben Augenblick veränderte sich die Schwerkraft – plötzlich kam ich mir vor, als würde ich jemanden auf dem Rücken tragen, der so schwer war wie ich.
»Die Lampen!«, rief ich und hielt das Ruder immer noch gegen eine plötzlich starke Strömung fest. Ich bemühte mich, trotz des schrecklichen Drucks der Schwerkraft auf den Beinen zu bleiben. Die Verbindung von bitterer Kälte, undurchdringlicher Schwärze und drückender Last war erschreckend.
Die beiden hatten Laternen mitgebracht, die sie in New Jerusalem gefunden hatten, aber Aenea schaltete als Erstes die alte Handlampe ein.
Der Lichtstrahl schnitt durch Eisesdünste, über schwarzes Wasser und beleuchtete ein Dach aus solidem Eis rund fünfzehn Meter über uns.
Stalaktiten aus modelliertem Eis hingen fast bis zur Wasseroberfläche herunter. Eisdolche ragten auf beiden Seiten und vor uns aus dem schwarzen Wasser. Weit voraus, wo der Lichtstrahl schwächer wurde, rund hundert Meter oder so, schien eine solide Wand aus Eisblöcken bis zur Wasseroberfläche zu reichen. Wir befanden uns in einer Eishöhle... aus der es keinen sichtbaren Ausweg gab. Die Kälte brannte auf meinen beiden Händen, Armen und dem Gesicht. Die Schwerkraft drückte mich nieder wie Eisenkrägen um den Hals.
»Verdammt«, sagte ich. Ich hakte das Ruder fest und hinkte auf die Rucksäcke zu. Es fiel mir schwer, mit dem schlimmen Bein und achtzig Kilo auf dem Rücken aufrecht zu bleiben. A. Bettik und das Mädchen waren bereits da und suchten unsere Thermokleidung.
Plötzlich ertönte ein lautes Krachen. Ich schaute auf und rechnete damit, dass ein Stalaktit auf uns herabfallen oder die Decke unter dem schrecklichen Gewicht einstürzen würde, aber es war nur unser Mast, der brach, nachdem er gegen einen niederen Überhang aus Eis gestoßen war.
Der Mast fiel wesentlich schneller als in der Schwerkraft von Hyperion.
Holzsplitter flogen, als er landete. A. Bettiks Hemd landete mit einem vernehmlichen Knirschen auf dem Floß. Es war steif gefroren und mit einer Schicht Raureif bedeckt.
»Verdammt«, sagte ich wieder mit klappernden Zähnen und kramte nach meiner wollenen Unterwäsche.
35
Pater Captain de Soya benutzt die Macht des päpstlichen Diskey in einer Weise, die er zuvor noch nie versucht hat.
Küstenmittelstromstation Dreisechsundzwanzig von Mare Infinitus, wo die Hawking-Matte gefunden wurde, wird zum Schauplatz eines Verbrechens erklärt und unter Kriegsrecht gestellt. De Soya lässt Pax-Soldaten und Schiffe von der schwimmenden Stadt St. Thérèse kommen und stellt jeden Soldaten der einstigen Pax-Garnison und die Angeltouristen unter Hausarrest. Als Bischof Melandriano, der regierende Prälat von St. Thérèse, gegen diese drakonischen Maßnahmen protestiert und die Macht des päpstlichen Diskey in Frage stellt, geht de Soya zur Gouverneurin des Planeten, Erzbischöfin Jane Kelley. Die Erzbischöfin beugt sich dem päpstlichen Diskey und bringt Melandriano unter Androhung der Exkommunizierung zum Schweigen.
De Soya ernennt den jungen Lieutenant Sproul für die Dauer der Ermittlungen zu seinem Adjutanten und Verbindungsoffizier und lässt forensische Spezialisten aus St. Thérèse und den anderen großen Städteplattformen kommen, damit sie den Tatort untersuchen. Captain C. Dobbs Powl – der im Wachlokal der Station inhaftiert ist – bekommt Wahrheitsdrogen eingeflößt, ebenso die anderen Mitglieder der früheren Pax-Garnison und sämtliche Fischer, die anwesend waren.
Nach wenigen Tagen wird deutlich, dass Captain Powl, der verstorbene Lieutenant Belius und zahlreiche weitere Offiziere und Männer auf dieser entlegenen Plattform mit Wilderern aus
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