Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Spur von Belius und dem Fremden. Für den Lieutenant wird eine Totenmesse auf Küstenmittelstromstation Dreisechsundzwanzig abgehalten; man sagt, dass er den wahren Tod und die wahre Unsterblichkeit gefunden hat.
De Soya befiehlt den Captains der Tiefseetauchboote, tiefer zu tauchen und nach Artefakten zu suchen. Die Captains weigern sich.
»Warum?«, will der Priester-Captain wissen. »Ich habe Sie hergebracht, weil Ihre Maschinen auf den Grund tauchen können. Warum wollen Sie nicht?«
»Wegen den Lampenmündern«, sagt der ältere der beiden Captains. »Für die Suche müssten wir Lichter benutzen. Bis zu sechshundert Faden Tiefe können wir sie aufspüren, wenn sie aufsteigen, und es vor ihnen zur Oberfläche schaffen. Weiter unten hätten wir keine Chance. Wir werden nicht tiefer gehen.«
»Sie werden tiefer gehen«, sagt Pater Captain de Soya, dessen päpstlicher Diskey auf der schwarzen Soutane leuchtet.
Der ältere Captain kommt einen Schritt näher. »Sie können mich festnehmen, erschießen, exkommunizieren... ich werde meine Männer und meine Maschine nicht in den sicheren Tod schicken. Sie haben noch keinen Lampenmund gesehen, Pater.«
De Soya legt dem Captain freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.
»Ich werde Sie nicht festnehmen, erschießen oder exkommunizieren, Captain. Und ich werde bald einen Lampenmund sehen. Vielleicht mehr als einen.«
Der Captain versteht nicht.
»Ich habe drei weitere Unterseeboote der Kriegsmarine herbeordert«, sagt de Soya. »Wir werden jeden Lampenmund und alle anderen gefährlichen ‘canthen innerhalb von fünfhundert Klicks aufspüren und töten. Wenn Sie tauchen, wird das Gebiet vollkommen sicher sein.«
Der ältere Captain sieht den Captain des anderen Tiefseetauchboots an, dann wieder de Soya. Beide Captains scheinen unter Schock zu stehen.
»Pater... Captain... Sir... haben Sie eine Ahnung, wie viel ein Lampenmund wert ist? Für die Fischer von außerhalb und die großen Fabriken in Thérèse... Sir.«
»Etwa fünfzehntausend Seidons von Mare-I«, sagt de Soya. »Das sind rund dreißigtausend Pax-Florins. Fast fünfzigtausend Mercantilusmark. Pro Stück.« De Soya lächelt. »Und da Sie beide dreißig Prozent Finderlohn bekommen, wenn Sie die Münder für die Marine finden, wünsche ich Ihnen Petri Heil.«
Die beiden Captains der Tiefseetauchboote eilen zur Tür hinaus.
Zum ersten Mal schickt de Soya jemand anderen mit der Raphael weg, um etwas zu erledigen. Sergeant Gregorius reist allein mit dem Erzengel-Schiff und nimmt die DNS-Informationen und den Fingerabdruck mit, ebenso Fasern der Hawking-Matte.
»Vergessen Sie nicht«, sagt de Soya wenige Minuten vor dem Spinup der Raphael ins totale Quantenstadium über Richtstrahl von der Plattform, »der Pax ist nach wie vor zahlenmäßig stark auf Hyperion vertreten, und mindestens zwei Kriegsschiffe halten sich permanent im System auf. Man wird Sie zur richtigen Auferstehung in die Hauptstadt St. Joseph bringen.«
Sergeant Gregorius, der in der Beschleunigungscouch festgegurtet ist, grunzt nur. Trotz seines bevorstehenden Todes vermittelt die Kamera das Bild seines entspannten und ruhigen Gesichts.
»Das erfordert natürlich drei Tage«, fährt de Soya fort, »und – denke ich
– nicht mehr als einen Tag, um die Archive zu durchsuchen. Und dann kommen Sie zurück.«
»Verstanden, Captain«, sagt Gregorius. »Ich werde keine Zeit in irgendwelchen Bars in Jacktown vergeuden.«
»Jacktown?«, sagt de Soya. »Ach ja, der alte Spitzname für die Hauptstadt. Nun, Sergeant, wenn Sie Ihren einzigen Abend auf Hyperion in einer Bar verbringen wollen, meinen Segen haben Sie. Es sind ein paar trockene Monate bei mir gewesen.«
Gregorius grinst. Laut Uhr blieben ihm dreißig Sekunden bis zum Quantensprung und seinem qualvollen Tod. »Ich beschwere mich nicht, Captain.«
»Ausgezeichnet«, sagt de Soya. »Gute Reise. Oh... Sergeant?«
»Ja, Sir?« Zehn Sekunden.
»Danke, Sergeant.«
Er bekommt keine Antwort. Plötzlich ist nichts mehr am anderen Ende des kohärenten Tachyonenrichtstrahls. Die Raphael hat den Quantensprung gemacht.
Fünf Lampenmünder werden von der Marine aufgespürt und getötet. De Soya fliegt mit seinem Kommandothopter zu jedem Kadaver.
»Großer Gott, sie sind größer, als ich mir hätte vorstellen können«, sagt er zu Lieutenant Sproul, als sie die Stelle erreichen, wo der erste treibt.
Das Tier, weiß wie eine Made, ist gut und gerne dreimal so groß wie die Plattform der
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