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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Diskeylaufwerk und virtuellen Inputs sowie ein Sideboard mit einer Kaffeekanne und Frühstücksbrötchen.
    De Soya muss nur eine Minute warten, bis die Inquisitoren sich einfinden. Die Kardinäle – ein Jesuit, ein Dominikaner und drei Legionäre Christi – stellen sich vor und schütteln ihm die Hand. De Soya hat seine schwarze Paradeuniform des Pax mit dem Priesterkragen angelegt, die in deutlichem Kontrast zu den scharlachroten Gewändern des Heiligen Offiziums mit den schwarzen Kragen steht. Es folgt ein ritueller Austausch von Höflichkeiten – ein kurzes Gespräch über de Soyas Gesundheitszustand und seine erfolgreiche Auferstehung, in dessen Verlauf ihm Kaffee und Brötchen angeboten werden – de Soya akzeptiert den Kaffee –, und dann nehmen alle ihre Plätze ein. Die Unterhaltung wird, wie es der Tradition aus den Anfangstagen des Heiligen Offiziums entspricht und in der Erneuerten Kirche Brauch ist, wenn Priester einem Verhör unterzogen werden, auf Lateinisch geführt. Nur einer der fünf Kardinäle der Kommission spricht tatsächlich. Die Fragen sind höflich, förmlich und ausnahmslos in der dritten Person formuliert. Am Ende des Gesprächs werden dem Befragten Mitschriften in Lateinisch und Netzenglisch überreicht.
    INQUISITOR: Hat Pater Captain de Soya das Kind mit Namen Aenea erfolgreich aufspüren und in Gewahrsam nehmen können?
    P. C. DE SOYA: Ich hatte Kontakt mit dem Kind. Es ist mir nicht gelungen, es in Gewahrsam zu nehmen.
    INQUISITOR: Er solle erklären, welche Bedeutung das Wort »Kontakt« in diesem Zusammenhang hat.
    P. C. DE SOYA: Ich konnte das Schiff, mit dem das Kind von Hyperion geflohen ist, zweimal stellen. Einmal im Parvati-System, zum zweiten Mal über Renaissance Vector.
    INQUISITOR: Diese vergeblichen Versuche, das Kind in Gewahrsam zu nehmen, wurden aufgezeichnet und vorschriftsmäßig zu Protokoll genommen. Ist er der Überzeugung, dass das Mädchen im Parvati-System durch eigene Hand gestorben wäre, bevor die speziell ausgebildeten Soldaten der Schweizergarde an Bord seines Schiffes sich gewaltsam Zutritt verschafft haben und das Kind in Haft hätten nehmen können?
    P. C. DE SOYA: Damals war ich der Überzeugung. Das Risiko kam mir zu groß vor.
    INQUISITOR: Und ist ihm bekannt, ob der ranghöchste Commander der Schweizergarde im Enterkommando – ein Sergeant Gregorius – mit dem Pater Captain übereinstimmte, dass das Unternehmen abgebrochen werden sollte?
    P. C. DE SOYA: Ich bin nicht sicher, was Sergeant Gregorius dachte, nachdem der Einsatz abgebrochen worden war. Zu dem Zeitpunkt sprach er sich dafür aus, weiterzumachen.
    INQUISITOR: Und ist ihm die Meinung der beiden anderen Soldaten des Enterkommandos bekannt?
    P. C. DE SOYA: Zu dem Zeitpunkt wollten sie gehen. Sie hatten hart trainiert und waren bereit. Ich war jedoch damals der Meinung, das Risiko, dass dem Mädchen ein Leid geschieht, wäre zu groß.
    INQUISITOR: Und hat er aus demselben Grund das flüchtige Schiff vor dem Eintritt in die Atmosphäre der als Renaissance Vector bekannten Welt nicht aufgebracht?
    P. C. DE SOYA: Nein. Bei der Gelegenheit sagte das Mädchen, dass sie auf dem Planeten landen würde. Es schien für alle Beteiligten das Sicherste zu sein, es ihr zu erlauben, bevor wir sie in Gewahrsam nahmen.
    INQUISITOR: Doch als das eben erwähnte Schiff sich dem stillgelegten Farcasterportal auf Renaissance Vector näherte, befahl der Priester-Captain mehreren Schiffen der Flotte und Luftwaffe, auf das Schiff des Kindes zu feuern... Ist das korrekt?
    P. C. DE SOYA: Ja.
    INQUISITOR: Ist er demnach der Überzeugung, dass dieser Befehl keine Gefahr für das Mädchen bedeutete?
    P. C. DE SOYA: Nein. Ich wusste, dass ein Risiko bestand. Aber als mir klar wurde, dass das Schiff des Mädchens zu dem Farcasterportal gelangen wollte, war ich der festen Überzeugung, dass wir sie verlieren würden, wenn wir nicht versuchten, ihr Raumschiff fluguntauglich zu machen.
    INQUISITOR: War ihm irgendwie bekannt, dass das Farcasterportal am Fluss sich nach fast dreihundert Jahren der Ruhe wieder aktivieren würde?
    P. C. DE SOYA: Nicht bekannt. Eine plötzliche Intuition.
    INQUISITOR: Entspricht es seiner Gewohnheit, Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens – eines Unternehmens, dem der Heilige Vater persönlich allerhöchste Priorität eingeräumt hat – von einer Ahnung abhängig zu machen?
    P. C. DE SOYA: Es entspricht nicht meiner Gewohnheit, vom Heiligen Vater auf eine Mission höchster Priorität

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