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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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blasser Haut und roten Haaren, aber weder von der Haut noch von den Haaren ist viel zu sehen unter dem Gefechtshelm, den sie trägt. In den drei Wochen, seit de Soya die Kommandantin kennt, hat er sie nicht einmal lächeln sehen.
    »Taktisches Visier«, sagt sie. Ihr eigenes Visier ist an Ort und Stelle. De Soya klappt seines herunter.
    Das Pünktchen befindet sich nahe der Südspitze von Equus und bewegt sich von der Küste aus nach Norden. »Warum haben wir es vorher nicht gesehen?«, fragt er.
    »Könnte gerade gestartet sein«, sagt Barnes-Avne. Sie überprüft die Gefechtsreserven mit ihrem taktischen Display. Nach der schwierigen ersten Stunde, als de Soya seinen päpstlichen Diskey zeigen musste, um sie davon zu überzeugen, dass sie das Kommando über die Elitetruppen des Pax an einen gewöhnlichen Schiffskapitän übergeben musste, hat sich Barnes-Avne als rückhaltlos kooperativ erwiesen. Natürlich hat de Soya ihr die Routineaufgaben überlassen. Viele Brigadisten der Schweizergarde glauben, dass de Soya lediglich ein päpstlicher Verbindungsoffizier ist. De Soya ist es einerlei. Dem Kind gilt seine Sorge, dem Mädchen, und solange das Kommando über die Bodentruppen in guten Händen liegt, kümmern ihn die Einzelheiten nicht weiter.
    »Kein Bildkontakt«, sagt die Kommandantin. »Staubsturm da unten. Es wird vor der Stunde S hier sein.«
    »Stunde S« nennen die Truppen schon seit Monaten den Zeitpunkt, wenn die Sphinx sich öffnen wird. Nur wenige Offiziere unter ihnen wissen, dass ein Kind der Grund für diese massierte Feuerkraft ist. Schweizergardisten beschweren sich nicht, aber nur die wenigsten konnten der Versetzung ins Hinterland, so weit entfernt vom Geschehen, in einer derart sandigen und ungemütlichen Umgebung, etwas abgewinnen.
    »Ziel bleibt auf nördlichem Kurs, eins-sieben-zwo, Geschwindigkeit jetzt zwo-fünf-neun Klicks, Höhe drei Meter«, sagt der C3-Controller.
    »Entfernung fünfhundertsiebzig Kilometer.«
    »Es wird Zeit, das Ding abzuschießen«, sagt Kommandantin Barnes-Avne über den ihr und de Soya vorbehaltenen Kommandokanal.
    »Empfehlungen?«
    De Soya schaut auf. Der Gleiter kippt nach Süden, das Mantisauge wirft Blasen, der Horizont kippt, und die bizarren Zeitgräber Hyperions ziehen tausend Meter unter ihnen dahin. Der Himmel im Süden ist ein dunkelbraunes und gelbes Band. »Mit einer Lanze aus dem Orbit?«, sagt er.
    Barnes-Avne nickt, sagt aber: »Sie sind vertraut mit der Arbeit von Kriegsschiffen. Setzen wir einen Trupp darauf an.« Mit ihrem Gotteshandschuh berührt sie rote Pünktchen an der südlichen Peripherie des Verteidigungsgebiets. »Sergeant Gregorius?« Sie ist auf den Richtstrahl des taktischen Kanals übergewechselt.
    »Kommandantin?« Die Stimme des Sergeanten klingt tief und knirschend.
    »Sie haben den Eindringling auf dem Monitor?«
    »Positiv, Kommandantin.«
    »Aufhalten, identifizieren, vernichten, Sergeant.«
    »Verstanden, Kommandantin.«
    De Soya sieht zu, wie die C3-Kameras auf die südliche Wüste zoomen.
    Plötzlich steigen fünf menschliche Gestalten von den Dünen auf, deren Chamäleonpolymere verblassen, als sie über die Staubwolke hinausschießen. Auf einer normalen Welt würden sie EM-Repulsoren benutzen; auf Hyperion tragen sie die klobigeren Schubtornister. Die fünf schwärmen aus, sodass mehrere hundert Meter zwischen ihnen liegen, und rasen südwärts in die Staubwolke.
    »IR«, sagt Barnes-Avne, worauf die visuelle Anzeige auf Infrarot umschaltet und ihnen durch die immer dichtere Wolke folgt. »Ziel illuminieren«, sagt sie. Das Bild schwenkt nach Süden, aber der Zielpunkt ist lediglich ein Wärmeflirren.
    »Winzig«, sagt die Kommandantin.
    »Flugzeug?« Pater Captain de Soya ist an taktische Weltraumdisplays gewöhnt.
    »Zu klein, falls es sich nicht um eine Art von motorisiertem Paraglider handelt«, sagt Barnes-Avne. Ihre Stimme lässt nicht den geringsten Stress erkennen.
    De Soya schaut nach unten, als der Gleiter über das südliche Ende des Tals der Zeitgräber hinwegschwebt und beschleunigt. Der Staubsturm ist ein goldbraunes Band am Horizont vor ihnen.
    »Distanz zum Abfangen einhundertachtzig Klicks«, meldet Sergeant Gregorius’ lakonische Stimme. De Soyas Visier ist mit dem der Kommandantin vernetzt, und sie sehen beide, was der Sergeant der Schweizergarde sieht – nichts. Der Trupp fliegt nach Instrumenten durch aufgewirbelten Sand, der so dicht ist, dass die Luft um sie herum nachtschwarz

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