Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
danach wird sie auf Pacem auferstehen und den Behörden des Pax übergeben werden.
Pater Captain de Soya fährt mit der Zunge über seine trockenen Lippen.
Er macht sich genauso große Sorgen darüber, dass ein unschuldiges Kind verletzt werden könnte, wie angesichts der Möglichkeit, dass bei der Gefangennahme etwas schief gehen könnte. Er kann sich nicht vorstellen, wie ein Kind – auch wenn es aus der Vergangenheit kommt und mit dem TechnoCore Kontakt hatte – eine Bedrohung für den allgegenwärtigen Pax oder die Heilige Kirche sein kann.
Pater Captain de Soya zügelt seine Gedanken; es ist nicht seine Sache, sich etwas vorzustellen. Seine Sache ist es, Befehle auszuführen und seinen Vorgesetzten zu dienen, und durch sie der Kirche und Jesus Christus.
»Da ist Ihr Eindringling«, ertönt Sergeant Gregorius krächzend. Die Bildübertragung ist verwackelt, der Sandsturm ist immer noch ziemlich schlimm, aber alle fünf Soldaten haben es bis zur Absturzstelle geschafft.
De Soya dreht die Auflösung seines Visierdisplays höher und sieht zerfetztes Holz und Papier sowie durchlöchertes, verbogenes Metall, bei dem es sich um einen einfachen solarbetriebenen Pulsaußenbordmotor gehandelt haben könnte.
»Drohne«, sagt Corporal Kee.
De Soya klappt das Visier hoch und sieht Kommandantin Barnes-Avne lächelnd an. »Wieder eine Ihrer Übungen«, sagt er. »Das ist die fünfte heute.«
Die Kommandantin erwidert sein Lächeln nicht. »Beim nächsten Mal könnte es ein echter Eindringling sein.« In ihr taktisches Mikro sagt sie:
»Stufe fünf bleibt bestehen. Bei S-minus sechzig gehen wir auf Stufe sechs.«
Auf allen Kanälen trifft die Bestätigung ein.
»Ich verstehe immer noch nicht, wer sich einmischen könnte«, sagt Pater Captain de Soya. »Oder wie sie es fertig bringen sollten.«
Kommandantin Barnes-Avne zuckt die Achseln. »Die Ousters könnten sogar, während wir uns unterhalten, ein Spinbremsmanöver von C-plus durchführen.«
»Dann sollten sie besser einen ganzen Schwarm mitbringen«, sagt der Priester-Captain. »Mit allem anderen würden wir ganz einfach fertig werden.«
»Nichts im Leben ist einfach«, sagt Kommandantin Barnes-Avne.
Der Gleiter setzt auf. Die Irisschleuse öffnet sich, eine Rampe wird ausgefahren. Der Pilot dreht sich auf seinem Sitz herum, schiebt das Visier hoch und sagt: »Kommandantin, Captain, Sie wollten bei S-minus eine Stunde und fünfzig Minuten vor der Sphinx landen. Wir sind eine Minute zu früh.«
De Soya unterbricht die Verbindung zur Konsole des Gleiters. »Ich werde mir ein bisschen die Beine vertreten, bevor der Sturm hierher kommt«, sagt er zu der Kommandantin. »Möchten Sie mich begleiten?«
»Nein.« Barnes-Avne klappt das Visier herunter und beginnt Befehle zu flüstern.
Außerhalb des Gleiters ist die Luft dünn und elektrisch aufgeladen. Der Himmel hat immer noch den für Hyperion typischen tiefen Lapislazulifarbton, aber über dem südlichen Rand des Tals hängt bereits Dunst, da der Sturm näher rückt.
De Soya sieht auf seinen Chronometer. Eine Stunde und fünfzig Minuten.
Er holt tief Luft, schwört sich, dass er mindestens zehn Minuten nicht mehr auf den Zeitmesser sehen wird, und schlendert zum dunklen Schatten der Sphinx.
12
Nach stundenlangen Gesprächen wurde ich ins Bett geschickt, um bis drei Uhr zu schlafen. Natürlich schlief ich nicht. Ich habe am Vorabend einer Reise immer Probleme mit dem Einschlafen gehabt, und in dieser Nacht machte ich kein Auge zu.
In der Stadt, deren Namen ich trug, herrschte nach Mitternacht Ruhe; die herbstliche Brise hatte nachgelassen, die Sterne strahlten ausgesprochen hell. Eine oder zwei Stunden behielt ich das Nachthemd an, aber um ein Uhr stand ich auf, zog die derben Kleidungsstücke an, die sie mir am Abend zuvor gegeben hatten, und ging erneut den Inhalt meines Rucksacks durch.
Es war nicht viel für so ein beängstigendes Abenteuer: Kleidung und Unterwäsche zum Wechseln, Socken, eine Lasertaschenlampe, zwei Wasserflaschen, ein Messer – ich hatte genau erklärt, was für eines – in einer Gürtelscheide, eine schwere Leinenjacke mit Thermofutter, eine ultraleichte Decke als Schlafsack, ein Trägheitsleitkompass, ein alter Pullover, ein Nachtsichtfernglas und ein Paar Lederhandschuhe. »Was braucht man sonst noch, um das Universum zu erforschen?«, murmelte ich.
Ich hatte auch genau erklärt, welche Kleidung ich an diesem Tag tragen wollte – ein bequemes Leinenhemd und eine Weste mit
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