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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sind.
    Wir können nicht zulassen, dass Sie Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama ein Leid zufügen.«
    Rhadamanth Nemes lässt ihre kleinen Zähne sehen. »Was reden Sie da, Tokra? Sie haben Ihren netten kleinen Götterjungen für dreißig Silberlinge an den Geheimdienst des Pax verkauft. Feilschen wir hier um einen größeren Anteil Ihrer albernen sechseckigen Münzen?«
    Der Regent schüttelt den Kopf. »Die Übereinkunft mit dem Pax lautete, dass Seiner Heiligkeit nichts geschehen würde. Aber Sie...«
    »Wir wollen den Kopf des Mädchens«, sagt Nemes. »Nicht den Ihres kleinen Lama. Schaffen Sie Ihre Männer aus dem Weg, oder Sie werden alle verlieren.«
    Regent Tokra dreht sich um und bellt den Reihen seiner Soldaten einen Befehl entgegen. Die Gesichter der Männer sind grimmig, als sie ihre Waffen an die Schultern heben. Ihre Masse versperrt den Weg zur Brücke, obwohl die Brücke selbst gar nicht mehr da ist.
    »Tötet sie alle«, sagt Nemes und geht in die veränderte Phase.
    Lhomo hatte uns allen die Bedienung der Hanggleiter beigebracht, aber ich hatte bisher noch nie die Möglichkeit gehabt, einen zu fliegen. Nun ragte die Felswand vor mir im Nebel auf, und ich musste das Ding augenblicklich korrigieren oder sterben.
    Man lenkt den Drachen durch Bewegung des Steuerknüppels, der vor mir aufragte, während ich in meinem Harnisch baumelte, und ich beugte mich so weit nach links und verlagerte so viel Gewicht darauf, wie die Schnüre zuließen. Das Parasegel neigte sich, aber nicht steil genug, wie ich sofort sah. Der Drachen würde die Felswand einen oder zwei Meter vom Apex seiner Flugbahn entfernt streifen.
    Es gab ein weiteres Set Instrumente – Handgriffe, mit denen man Luft von der Oberfläche des Segels zu den beiden Außenkanten leiten konnte –, aber diese waren gefährlich und schwierig zu handhaben und nur für Notfälle bestimmt.
    Ich konnte die Flechten auf der Felswand sehen, die immer näher kam.
    Dies war ein Notfall.
    Ich zog heftig am linken Panik-Griff, das Nylon auf der linken Seite des Parasegels klaffte auf wie eine aufgeschlitzte Geldbörse, die rechte Seite –
    die immer noch von den starken Aufwinden an der Felswand gebläht wurde
    – neigte sich steil, der Paragleiter überschlug sich fast, da die Luft durch sein nutzloses linkes Segel pfiff wie durch einen unbespannten Aluminiumrahmen. Meine Beine wurden nach links weggerissen, als der Drachen zu kippen drohte, und zur Felswand hin gedreht, sodass meine Stiefel tatsächlich über Gestein und Flechten streiften, und dann, als der Gleiter sich in fast lotrechtem Sturzflug befand, ließ ich den linken Griff los, der gedächtnisaktive Stoff auf der linken Seite der Oberfläche wuchs fast augenblicklich wieder zusammen, und ich flog wieder – wenn auch diesmal beinahe im Sturzflug.
    Die starken Aufwinde an der Felswand prallten wie ein Fahrstuhl nach oben auf den Gleiter, und ich wurde in die Höhe gerissen, der Steuerknüppel schwang so fest gegen meine Brust, dass es mir den Atem verschlug, der Paragleiter segelte, stieg und versuchte, träge einen Looping mit einem Radius von sechzig oder siebzig Metern durchzuführen. Ich hing wieder fast verkehrt herum, aber diesmal hatte ich Drachen und Instrumente unter mir und die aufragende Felswand erneut unmittelbar vor mir.
    So ging das nicht. Ich würde den Looping an der Felswand beenden. Ich zerrte am rechten Panik-Griff, verlor Auftrieb, trudelte in einem Übelkeit erregenden Sturzflug abwärts, schloss das Segel und zog an Griffen und Steuerknüppel, während ich wie wild mein Gewicht verlagerte, um die Balance und die Kontrolle über den Gleiter wiederzuerlangen. Die Wolken hatten sich so weit geteilt, dass ich die Felswand zwanzig oder dreißig Meter rechts von mir sehen konnte, während ich gegen die Aufwinde und den Drachen selbst ankämpfte, um auf Kurs zu kommen.
    Dann hatte ich mich stabilisiert und flog den Apparat, steuerte wieder spiralförmig nach links, aber diesmal vorsichtiger – so ungeheuer vorsichtig –, war dankbar für die Lücke in den Wolken, die es mir ermöglichte, die Entfernung bis zur Felswand abzuschätzen, und drückte den Steuerknüppel hart nach links. Plötzlich hörte ich ein Flüstern im linken Ohr:
    »Mann! Das war eine tolle Nummer. Mach das noch mal!«
    Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme in meinem Ohr hörte, und sah hoch und hinter mich. Das hellgelbe Dreieck von Aeneas Paragleiter kreiste über mir; die Wolken dicht darüber sahen wie eine

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