Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
bring die Erde von der Stelle zurück, wohin auch immer zum Teufel sie verschwunden ist. Er sagte, das würde er tun. Natürlich waren wir zu dem Zeitpunkt beide sturzbesoffen.«
»Ja, M. Silenus.«
»Und?«, sagte der Dichter.
»Und was, Sir?«, fragte A. Raddik.
»Nun, gibt es einen Hinweis darauf, dass er etwas von dem geschafft hat, das er versprochen hat?«
»Wir wissen aus Funksprüchen des Pax von vor neun Jahren, dass er und das Schiff des Konsuls von Hyperion entkommen konnten«, sagte die Androidin. »Wir können hoffen, dass es dem Kind Aenea noch gut geht und dass sie in Sicherheit ist.«
»Ja, ja«, murmelte M. Silenus und winkte schwach mit der Hand, »aber ist der Pax gestürzt?«
»Nicht, soweit wir sehen können, M. Silenus«, sagte Raddik. »Es gab die leichten Unruhen, die ich vorhin erwähnt habe, und der Tourismus der Auferstehungschristen von anderen Welten hier auf Hyperion hat etwas nachgelassen, aber...«
»Und die verflixte Kirche ist immer noch im Zombie-Geschäft?«, wollte der greise Dichter wissen, dessen Stimme nun kräftiger klang.
»Die Kirche bleibt im Aufwind«, sagte A. Raddik. »Jedes Jahr akzeptieren mehr vom Moorvolk und dem Bergvolk die Kruziform.«
»Auf alles geschissen«, sagte der Dichter. »Und ich nehme an, die Erde ist noch nicht an ihren angestammten Platz zurückgekehrt?«
»Wir haben nichts von diesem unwahrscheinlichen Ereignis gehört«, sagte A. Raddik. »Natürlich ist unser elektronischer Lauschangriff heutzutage auf systeminterne Übertragungen beschränkt, und seit das Schiff des Konsuls vor fast zehn Jahren mit M. Endymion und M. Aenea aufgebrochen ist, sind unsere Entschlüsselungsfähigkeiten nicht...«
»Schon gut, schon gut«, sagte der alte Mann, der sich wieder schrecklich müde anhörte. »Schaff mich in den Schwebstuhl.«
»Frühestens in zwei Tagen, fürchte ich«, wiederholte die Androidin mit sanfter Stimme.
»Piss ein Seil hoch«, sagte die steinalte Gestalt, die zwischen Röhren und Sensorkabeln schwebte. »Kannst du mich an ein Fenster rollen, Raddik?
Bitte? Ich möchte die Chalmabäume im Frühling und die Ruinen dieser alten Stadt sehen.«
»Ja, M. Silenus«, sagte die Androidin und freute sich aufrichtig, dass sie etwas für den alten Mann tun konnte, außer seinen Körper funktionsfähig zu halten.
Martin Silenus sah eine ganze Stunde zum Fenster hinaus und kämpfte gegen die Wellen der Erweckungsschmerzen und den schrecklichen Drang an, in den Fugenschlaf zurückzukehren. Es war Morgensonnenschein.
Seine Audioimplantate übertrugen ihm das Zwitschern der Vögel. Der alte Dichter dachte an seine adoptierte Nichte, das Kind, das beschlossen hatte, sich Aenea zu nennen... er dachte an seine gute Freundin Brawne Lamia, Aeneas Mutter... wie sie so lange Feinde gewesen waren, einander streckenweise auf der letzten großen Pilgerfahrt zum Shrike vor so langer Zeit gehasst hatten... an die Geschichten, die sie einander erzählt und was sie alles gesehen hatten... das Shrike im Tal der Zeitgräber, seine leuchtenden roten Augen... den Gelehrten... wie hatte er geheißen?... Sol...
Sol und seine kleine plärrende Göre, die rückwärts ins Nichts alterte... und den Soldaten... Kassad... das war es... Oberst Kassad. Dem alten Dichter hatte schon immer ein Scheißdreck am Militär gelegen... allesamt Idioten...
aber Kassad hatte eine interessante Geschichte erzählt... ein interessantes Leben gelebt... der andere Priester, Lenar Hoyt, war ein Zwangsneurotiker und ein Arschloch gewesen, aber der erste... der mit den traurigen Augen und dem in Leder gebundenen Tagebuch... Paul Duré... das war ein Mann, der es verdiente, dass man über ihn schrieb...
Martin Silenus schlummerte wieder ein, als das letzte Licht des Morgens auf ihn fiel und seine zahllosen Falten und die durchscheinende, pergamentartige Haut beleuchtete, unter der blaue Adern zu sehen waren, die schwach im hellen Licht pulsierten. Er träumte nicht... aber ein Teil seines Dichterverstands entwarf bereits die nächsten Abschnitte seiner niemals vollendeten Cantos.
Sergeant Gregorius hatte nicht übertrieben. Pater Captain de Soya war beim letzten Kampf seines Schiffs, der Raphael, schrecklich zugerichtet und verbrannt worden und dem Tode nahe.
Der Sergeant hatte A. Bettik, Aenea und mich in den Tempel geführt.
Das Bauwerk war so seltsam wie dieses Zusammentreffen – draußen befand sich eine große, blanke Steinplatte, ein glatter Monolith – Aenea erwähnte kurz,
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