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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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noch eine schwarze Narbe auf dem schwarzen Fels erkennen konnte, dazu die geschwärzten Überreste von etwas, das die Notlandekapsel eines Sternenschiffs sein konnte.
    »Ist Pater Captain de Soya unter ihnen?«, fragte Aenea.
    Ich erinnerte mich an den Namen. Ich erinnerte mich an de Soyas Stimme über das Funkgerät des Landungsboots, als er uns vor fast zehn seiner und Aeneas Jahre auf God’s Grove gefunden, vor dem Nemes-Ding gerettet und hatte gehen lassen.
    »Aye«, sagte Sergeant Gregorius, »der Captain lebt, aber nur noch knapp.
    Er hat auf der guten alten Raphael schlimme Verbrennungen abbekommen.
    Und er wäre zusammen mit ihr zu Atomen zerstrahlt worden, wenn er nicht das Bewusstsein verloren hätte, wodurch ich die Gelegenheit hatte, ihn zu einem Rettungsboot zu schleppen. Die beiden anderen sind verletzt, aber der Pater Captain liegt im Sterben.« Er ließ das Gewehr sinken und lehnte sich erschöpft darauf. »Den wahren Tod... wir haben keine Auferstehungskrippe, und der Pater Captain hat mir befohlen, ihn zu Atomen zu zerstrahlen, wenn es so weit ist, und ihn nicht als hirnlosen Idioten auferstehen zu lassen.«
    Aenea nickte. »Können Sie mich zu ihm bringen? Ich muss mit ihm reden.«
    Gregorius schulterte die schwere Waffe und sah A. Bettik und mich argwöhnisch an. »Und diese beiden...«
    »Das ist mein teurer Freund«, sagte Aenea und berührte A. Bettik am Arm. Sie ergriff meine Hand. »Und das ist mein Liebster.«
    Der Gigant nickte daraufhin nur, drehte sich um und ging das letzte Stück des Wegs voran, der zum Gipfel und zum Tempel des Jadekaisers führte.

Dritter Teil

22

    Auf Hyperion, mehrere Lichtjahre in Richtung des galaktischen Zentrums von den Ereignissen und Leuten auf T’ien Shan entfernt, erwachte ein vergessener alter Mann aus dem traumlosen Schlaf einer langfristigen kryogenischen Fuge und nahm allmählich seine Umgebung wahr. Seine Umgebung bestand aus einem berührungsfreien Hängebett, einem Durcheinander von Lebenserhaltungsmodulen, die ihn umringten und berührten wie eine Schar fressender Raptoren, und zahllosen Röhren, Kabeln und Nabelschnüren, die ihn ernährten, sein Blut entgifteten, seine Nieren stimulierten, ihm Antibiotika verabreichten, um Infektionen zu bekämpfen, seine Lebenszeichen überwachten und ganz allgemein in seinen Körper eindrangen und ihm die Würde nahmen, um ihn wieder zu beleben und am Leben zu halten.
    »Ah, Scheiße«, krächzte der alte Mann. »Aufzuwachen ist ein beschissener, gottverdammter, Mist fressender, Leichen fickender Scheißsturm von einem Albtraum für einen unheilbar Alten. Ich würde eine Million Mark dafür bezahlen, wenn ich nur aufstehen und pissen gehen könnte.«
    »Ihnen auch einen schönen guten Morgen, M. Silenus«, sagte die Androidin, die die Vitalwerte des alten Dichters auf dem schwebenden Biomonitor überwachte. »Sie scheinen heute guter Laune zu sein.«
    »Alle blauhäutigen Weibsbilder sollen verdammt sein«, murmelte Martin Silenus. »Wo sind meine Zähne?«
    »Sie haben sich noch keine nachwachsen lassen, M. Silenus«, sagte die Androidin. Sie hieß A. Raddik und war etwas mehr als dreihundert Jahre alt... kein Drittel der Lebensspanne der steinalten Mumie, die in dem Hängebett schwebte.
    »Nicht nötig«, murmelte der alte Mann. »So scheißlang werd ich nicht wach sein. Wie lange war ich weg?«
    »Zwei Jahre, drei Monate, acht Tage«, sagte A. Raddik.
    Martin Silenus betrachtete den freien Himmel über seinem Turm. Das Segeltuchdach dieser höchsten Etage des Steinturms war zurückgerollt worden. Dunkler Lapislazuli. Das schräge Licht des frühen Morgens oder späten Abends. Das Flimmern und Flirren leuchtender Sommerfäden, die ihre fragilen, einen halben Meter messenden Schmetterlingsflügel noch nicht beleuchteten.
    »Welche Jahreszeit?«, brachte Silenus heraus.
    »Ende des Frühlings«, sagte die Androidin. Andere blauhäutige Diener des alten Dichters kamen und gingen auf obskuren Botengängen in den runden Raum. Nur A. Raddik überwachte die letzten Stadien der Wiederbelebung des Dichters nach der Fuge.
    »Wie lange, seit sie aufgebrochen sind?« Er musste nicht erklären, wer »sie« waren. A. Raddik wusste, dass der alte Dichter nicht nur Raul Endymion meinte, den letzten Besucher in ihrer aufgegebenen Universitätsstadt, sondern auch das Mädchen Aenea – die Silenus vor dreihundert Jahren gekannt hatte und die er immer noch eines Tages wieder zu sehen hoffte.
    »Neun Jahre, acht Monate, eine

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