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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Lärm war schrecklich.
    »Nur dreihundert der tausend sind an Bord.«
    »Na gut«, sagte ich. Ich hatte keinen Schimmer, wovon sie da redete.
    Welche tausend? Keine Zeit zu fragen. Ich konnte einen Blick auf das saftigere Grün eines Baumschiffs einen Klick oder mehr links über uns werfen – auf einer völlig anderen Asthelix – und steuerte die Hawking-Matte in diese Richtung. Selbst wenn es nicht die Yggdrasill war, mussten wir dort Schutz suchen. Die EM-Felder des Sternenbaums brachen zusammen, die Hawking-Matte verlor Luft und Geschwindigkeit.
    Das EM-Feld brach zusammen. Die Hawking-Matte bäumte sich ein letztes Mal auf und taumelte dann zwischen Trümmern von Ästen einen Kilometer oder mehr von den nächsten brennenden Stängelwegen durch die Schwärze. Tief unter und hinter uns konnte ich die Dolde der Umweltkapseln sehen, von wo wir gekommen waren; alle waren zertrümmert, Luft und Tote wurden herausgesogen, die Stiele der Kapseln und die verbindenden Zweige wanden sich in blinder Newtonscher Reaktion.
    »Das war’s«, sagte ich mit kaum vernehmlicher Stimme, weil es keine Luft und keinen Schall mehr außerhalb unserer leckenden Energieblase gab. Die Hawking-Matte war vor mehr als siebenhundert Jahren entwickelt worden, um eine Nichte im Teenageralter dazu zu bringen, einem alten Mann ihre Liebe zu schenken, und nicht, um ihre Passagiere im Weltraum am Leben zu erhalten. »Wir haben es versucht, Spatz.« Ich lehnte mich von den Flugfäden zurück und legte die Arme um Aenea.
    »Nein«, sagte Aenea, nicht um meine Umarmung abzuwehren, sondern mein Todesurteil. Sie umklammerte meinen Arm so fest, dass sich ihre Nägel ins Fleisch meines Bizeps gruben. »Nein, nein«, sagte sie zu sich und tippte auf den Komlog-Diskey.
    Het Masteens Gesicht unter seiner Kapuze erschien vor dem kreisenden Sternenfeld. »Ja«, sagte er. »Ich sehe euch.«
    Das riesige Baumschiff hing jetzt tausend Meter über uns, eine einzige immense grüne Decke aus Ästen und Blättern hinter dem violetten Flimmern des Sperrfelds, dessen Masse sich langsam von dem brennenden Sternenbaum löste. Ich spürte einen plötzlichen, heftigen Ruck und war einen Moment überzeugt, dass eine der Lanzen der Erzengel uns getroffen hätte.
    »Die Ergs ziehen uns rein«, sagte Aenea, die immer noch meinen Arm umklammert hielt.
    »Ergs?«, sagte ich. »Ich dachte, ein Baumschiff hätte nur einen Erg an Bord, der Antrieb und Feld versorgt.«
    »Normalerweise ja«, sagte Aenea. »Manchmal zwei, wenn es eine außergewöhnliche Reise ist... in die äußere Hülle eines Sterns, zum Beispiel, oder durch die Schockwelle der Heliosphäre eines Doppelsterns.«
    »Also sind zwei an Bord der Yggdrasill?«, fragte ich und verfolgte, wie der Baum wuchs und das ganze Firmament einnahm. Plasmaexplosionen erblühten lautlos hinter uns.
    »Nein«, sagte Aenea, »siebenundzwanzig.«
    Das ausgedehnte Feld zog uns hinein. Oben ordnete sich neu und wurde zu unten. Wir wurden auf ein hohes Deck dicht unter der Plattform der Brücke in der Krone des Baumschiffs hinabgelassen. Noch ehe ich die Flugfäden bedient hatte, damit sie unser eigenes kümmerliches Sperrfeld deaktivierten, hatte Aenea Komlog und Rucksack an sich gerissen und rannte zur Treppe.
    Ich rollte die Hawking-Matte ordentlich zusammen, schob sie in ihr Lederfutteral, hängte mir die Röhre auf den Rücken und beeilte mich, Aenea einzuholen.
    Nur Het Masteen, der Kapitän des Baumschiffs der Tempelritter, und einige seiner Lieutenants befanden sich in der Baumkrone auf der Brücke, aber auf den Plattformen und Treppen unterhalb der Ebene der Brücke drängten sich Leute, die ich kannte, und Leute, die ich nicht kannte: Rachel, Theo, A. Bettik, Pater de Soya, Sergeant Gregorius, Lhomo Dondrub und Dutzende vertrauter Flüchtlinge von T’ien Shan, aber auch Scharen anderer Menschen, weder Ousters noch Tempelritter, Männer, Frauen und Kinder, die ich bisher noch nie gesehen hatte. »Flüchtlinge, die von hundert Welten des Pax geflohen sind und im Lauf der vergangenen Jahre von Pater Captain de Soya auf der Raphael mitgenommen wurden«, sagte Aenea. »Wir hatten damit gerechnet, dass noch Hunderte mehr vor dem Start eintreffen würden, aber jetzt ist es zu spät.«
    Ich folgte ihr auf die Brücke. Het Masteen stand im Mittelpunkt eines Kreises organischer Kontroll-Diskeys – Monitore der Fiberoptiknerven, die durch das gesamte Schiff liefen, Holodisplays von Bord des Schiffs, vom Heck und vom Bug, ein

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