Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
sicherer Entfernung von uns befand. Sein Fusionsschweif war so grell, dass mir Tränen in die Augen traten, als ich ihm nachsah, wie es beschleunigte und Barnards Welt und die Yggdrasill hinter sich ließ. Da wünschte ich mir von ganzem Herzen, Aenea und ich würden zusammen mit A. Bettik nach Hyperion zurückkehren und könnten tagelang in dem großen Bett in der Spitze des Schiffs schlafen, Musik auf dem Steinway anhören und in einem schwerelosen Pool über dem Balkon schwimmen –
    »Wir müssen weiter«, sagte Aenea zu Het Masteen. »Könnten Sie die Ergs bitte darauf vorbereiten, was uns erwarten wird?«
    »Wie Sie wünschen, verehrte Lehrende«, sagte die Wahre Stimme des Baums.
    »Und, Het Masteen...«, sagte Aenea.
    Der Tempelritter drehte sich um und wartete auf weitere Befehle.
    »Danke, Het Masteen«, sagte sie. »Im Namen aller, die Sie auf dieser Reise begleitet haben, und aller, die noch in Generationen von dieser Reise sprechen werden, danke ich Ihnen, Het Masteen.«
    Der Tempelritter verbeugte sich und kehrte an seine Instrumente zurück.
    »Voller Fusionsantrieb bis Punkt neun-zwo. Ausweichmanöver vorbereiten. Auf das Pacem-System vorbereiten«, sagte er zu seinen geliebten Ergs, die sich einen Dreiviertelkilometer unter uns um die unsichtbare Singularität geschlungen hatten. »Auf das Pacem-System vorbereiten.«
    Pater de Soya hatte stumm in der Nähe gestanden, aber nun nahm er Aeneas rechte Hand in seine linke. Mit der rechten Hand machte er kurz eine Geste des Segens zu dem Tempelritter und den Mannschaftsklonen –
    »In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti.«
    »Amen«, sagte ich und ergriff Aeneas linke Hand.
    »Amen«, sagte Aenea.

30

    Ihr Angriff erfolgte zwei Sekunden, nachdem wir in das System ge’castet waren; die Kriegsschiffe und Erzengel schossen unter vollem Feuer auf uns zu, so wie die Regenbogenhaie einst im Meer von Mare Infinitus auf mich zugeschossen waren.
    »Geht!«, rief die Wahre Stimme des Baums Het Masteen über den Gefechtslärm um uns herum hinweg. »Die Ergs sterben! Das Sperrfeld wird in Sekunden zusammenbrechen. Geht! Möge der Muir eure Gedanken leiten!
    Geht!«
    Aenea blieben nur zwei Sekunden, um den gelben Stern im Zentrum des Pacem-Systems und den kleineren Punkt des Planeten Pacem selbst anzuvisieren, aber das genügte. Wir drei hielten uns an den Händen, während wir durch Lärm und Licht ‘casteten, als würden wir durch den Hexenkessel des Lanzenfeuers emporsteigen, das die Felder des Schiffs zum Kochen brachte, wie Seelen, die aus den brennenden Seen der Hölle aufstiegen.
    Das Licht erlosch und kehrte als diffuses Sonnenlicht zurück. Es war bewölkt über dem Vatikan, kalt, fast winterlich, und ein leichter, kühler Nieselregen fiel auf das Kopfsteinpflaster der Straßen. Aenea hatte sich an diesem Tag ein weiches braunes Hemd angezogen, eine braune Lederweste und förmlichere schwarze Hosen, als ich sonst an ihr gewohnt war. Das Haar hatte sie nach hinten gekämmt, es wurde von zwei Schildpattspangen gehalten. Ihre Haut sah frisch und sauber und jung aus, und ihre Augen – in den letzten Tagen so müde – blickten leuchtend und ruhig. Sie hielt immer noch meine Hand, als wir drei uns umdrehten und die Straße und die Menschen ringsum studierten.
    Wir standen am Rand einer Gasse, die in einen breiten Boulevard mündete. Kleine Gruppen – Männer und Frauen in förmlichem Schwarz, Priestergruppen, Scharen von Nonnen, eine Reihe von Kindern im Schlepptau hinter zwei Nonnen, überall schwarze und rote Schirme –
    waren auf den Fußgängerwegen unterwegs, während flache schwarze Bodenautos lautlos durch die Straßen glitten. Auf den Rücksitzen dieser Bodenautos konnte ich flüchtig Bischöfe und Erzbischöfe sehen, deren Gesichter von Regentropfen und Rinnsalen auf den Kuppeln der Autos verzerrt wurden. Niemand schien unsere Ankunft bemerkt zu haben.
    Aenea sah zu den Wolken hinauf. »Die Yggdrasill ist gerade aus dem System ge’castet. Hat einer von euch es gespürt?«
    Ich schloss die Augen, um mich auf den Traum-Strom der Stimmen und Bilder zu konzentrieren, die mittlerweile stets unter der Oberfläche präsent waren. Da war... eine Abwesenheit. Eine Vision von Flammen, als die äußeren Äste Feuer fingen. »Die Felder sind in dem Moment zusammengebrochen, als sie wegge’castet sind«, sagte ich. »Wie konnten sie ohne dich ‘casten, Aenea?« Die Antwort wurde mir in dem Moment klar, als ich die Frage ausgesprochen hatte. »Das

Weitere Kostenlose Bücher