Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
bereit, sofort wegzu’casten. Nach unserer Ankunft könnte das Überleben des Baumschiffs von Sekunden abhängen.«
»Vorher müssen wir das Schiff des Konsuls wegschicken«, sagte Aenea.
»Das muss jetzt geschehen, hier. Nur einige Augenblicke, Het Masteen.«
Der Tempelritter nickte, ging zu seinem Display zurück und berührte Instrumente.
»O nein«, sagte ich, als sie sich zu mir umdrehte. »Ich kehre nicht mit dem Schiff nach Hyperion zurück.«
Aenea sah mich überrascht an. »Du hast geglaubt, ich würde dich wegschicken, nachdem ich dir gesagt habe, dass du mich begleiten kannst?«
Ich verschränkte die Arme. »Wir haben die meisten Welten im Pax und im Outback besucht... außer Hyperion. Was immer du vorhast, ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Heimatwelt dabei außen vor bleibt.«
»Natürlich nicht«, sagte Aenea. »Aber ich werde uns auch nicht dorthin ‘casten.«
Das verstand ich nicht.
»A. Bettik«, sagte Aenea, »das Schiff müsste startklar sein. Haben Sie den Brief an Onkel Martin, den ich geschrieben habe?«
»Ich habe ihn, M. Aenea«, sagte der Androide. Der Mann mit der blauen Haut sah nicht glücklich aus, aber auch nicht besorgt.
»Bitte bestellen Sie ihm schöne Grüße«, sagte Aenea.
»Moment, Moment«, sagte ich. »A. Bettik ist dein... dein Gesandter auf Hyperion?«
Aenea rieb sich die Wangen. Ich spürte, dass sie erschöpfter war, als ich mir vorstellen konnte, ihre Kräfte aber für etwas Wichtiges aufsparte, das noch bevorstand. »Mein Gesandter?«, fragte sie. »Du meinst wie Rachel und Theo und die Dorje Pham und George und Jigme?«
»Ja«, sagte ich. »Und die dreihundert anderen.«
»Nein«, sagte sie. »A. Bettik wird nicht mein Gesandter auf Hyperion sein. Nicht in dem Sinne. Und das Schiff des Konsuls muss durch den Hawking-Antrieb eine Zeitschuld abtragen. Es... wird mit A. Bettik erst nach Monaten unserer Zeit eintreffen.«
»Aber wer ist dann der Gesandte... der Mittelsmann auf Hyperion?«, fragte ich, weil ich sicher war, dass diese Welt nicht ausgelassen werden würde.
»Kannst du es nicht erraten?« Meine Freundin lächelte. »Der gute Onkel Martin. Der Dichter und Kritiker wird wieder einmal zur Figur in diesem endlosen Schachspiel mit dem Core.«
»Aber die anderen«, sagte ich, »haben alle die Kommunion empfangen und...« Ich verstummte.
»Ja«, sagte Aenea. »Als ich noch ein Kind war. Onkel Martin hat es verstanden und den Wein getrunken. Es fiel ihm nicht schwer, sich anzupassen... auf seine eigene Dichterweise hat er die Sprache der Toten und der Lebenden schon seit Jahrhunderten gehört. So kam er überhaupt erst dazu, die Cantos zu schreiben. Darum glaubte er, dass das Shrike seine Muse ist.«
»Und warum kehrt A. Bettik dann mit dem Schiff dorthin zurück?«, sagte ich. »Nur um deine Nachricht zu überbringen?«
»Mehr als das«, sagte Aenea. »Wenn alles klappt, werden wir es sehen.«
Sie umarmte den Androiden, der ihr mit einer Hand verlegen den Rücken tätschelte. Einen Augenblick später schüttelte ich diese blaue Hand mit einer Gefühlsaufwallung, die ich nie für möglich gehalten hätte. »Ich werde Sie vermissen«, sagte ich einfältig.
Der Androide sah mich lange an, nickte und drehte sich zu dem wartenden Schiff um.
»A. Bettik!«, rief ich, als er das Schiff gerade betreten wollte.
Er drehte sich um und wartete, während ich zu meinem kleinen Häufchen Habseligkeiten auf der unteren Plattform lief und die Stufen hinaufrannte.
»Würden Sie das mitnehmen?«, bat ich und gab ihm das Lederetui.
»Die Hawking-Matte«, sagte A. Bettik. »Ja, natürlich, M. Endymion. Ich werde sie gerne aufbewahren, bis wir uns wieder sehen.«
»Und wenn wir uns nicht wieder sehen«, sagte ich und brach ab. Ich hatte sagen wollen: Geben Sie sie bitte Martin Silenus, wusste aber aus meinen eigenen Visionen, dass der alte Dichter dem Tode nahe war. »Wenn wir einander nicht wieder sehen, A. Bettik«, sagte ich, »behalten Sie die Matte bitte als Erinnerung an unsere gemeinsame Reise. Und unsere Freundschaft.«
A. Bettik sah mich wieder einen Moment schweigend an, nickte erneut und betrat das Schiff des Konsuls. Ich rechnete halb damit, dass das Schiff eine Abschiedsrede voller unpassender Wendungen und Fehlinformationen halten würde, aber es konferierte einfach kurz mit den Ergs des Raumschiffs, erhob sich lautlos auf seinen Repulsoren, bis es das Sperrfeld überwunden hatte, und entfernte sich mit geringem Schub, bis es sich in
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