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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Shrike«, sagte ich.
    »Ja.« Aenea hielt immer noch meine Hand. Der Regen fiel kalt auf uns, und ich konnte ihn hinter uns durch Regenrinnen und Rinnsteine gurgeln hören. Sie sprach sehr leise. »Das Shrike wird die Yggdrasill und die Wahre Stimme des Baums durch Raum und Zeit tragen. Zu ihrem Schicksal.«
    Mir fielen Bruchstücke der Cantos ein. Das Baumschiff, das brannte, während die Pilger im Grasmeer zusahen, kurz bevor Het Masteen im Verlauf der Windwagenfahrt auf geheimnisvolle Weise mit dem Shrike verschwand. Dann tauchte der Tempelritter mehrere Tage im Beisein des Shrike in der Nähe des Tals der Zeitgräber auf und erlag kurz darauf seinen Verletzungen; seine Geschichte war die einzige der sieben Pilger nach Hyperion, die nicht erzählt wurde. Die Pilger nach Hyperion: Oberst Kassad; der Konsul der Hegemonie; Sol – Rachels Vater; Brawne Lamia –
    Aeneas Mutter; der Tempelritter Het Masteen; Martin Silenus; Pater Hoyt – der derzeitige Papst; keiner hatte damals eine Erklärung für die Ereignisse gehabt. Für mich als Kind waren es nur Worte eines alten Mythos. Verse über Fremde. Wie sie geglaubt haben mussten, dass ihre Anstrengungen und Abenteuer vorbei wären, nur um die Bürde noch einmal auf sich nehmen zu müssen. Wie oft, fragte ich mich jetzt als Erwachsener mit über dreißig Standard, wie oft ist das in unser aller Leben der Fall?
    »Seht ihr diese Kirche auf der anderen Straßenseite?«, fragte Pater de Soya.
    Ich musste den Kopf schütteln, um mich auf das Jetzt zu konzentrieren und die Gedanken und Stimmen zu ignorieren, die mir etwas zuflüsterten.
    »Ja«, sagte ich und wischte mir den Regen von der Stirn. »Ist das die Basilika von St. Peters?«
    »Nein«, sagte der Priester. »Das ist die Gemeindekirche St. Anna, und der Eingang zum Vatikan daneben ist die Porta Sant’ Anna. Der Haupteingang zum Petersplatz befindet sich diesen Boulevard hier runter und hinter dem Säulengang.«
    »Gehen wir zum Petersplatz?«, fragte ich Aenea. »In den Vatikan?«
    »Mal sehen, ob wir es können«, sagte sie.
    Wir gingen den Fußgängerweg entlang, nur ein Mann, eine jüngere Frau und ein Priester, die an einem kühlen, regnerischen Tag spazieren gingen.
    Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Schild, auf dem zu lesen stand, dass es sich bei dem imposanten, fensterlosen Gebäude um die Baracke der Schweizergarde handelte. Soldaten aus dieser Baracke, die förmliche schwarze Mäntel, weiße Rüschenkragen und schwarzgelbe Beinkleider aus der Zeit der Renaissance trugen, standen mit Hellebarden an der Porta Sant’ Anna und den Kreuzungen, während Polizisten des Pax in abschreckenden schwarzen Kampfanzügen Straßensperren besetzt hielten und in schwarzen Gleitern über dem Areal Patrouille flogen.
    Der Petersplatz war für Fußgänger gesperrt, abgesehen von mehreren gesicherten Türen, wo Wachen sorgfältig Pässe und ID-Chipkarten überprüften.
    »Da kommen wir nicht durch«, sagte Pater de Soya. Es war dunkel genug, dass Lichter über Berninis Säulengang angegangen waren, die Statuen und die aus Stein gemauerte päpstliche Waffenkammer dort beleuchteten.
    Der Priester zeigte auf zwei erleuchtete Fenster über dem Säulengang und rechts von der Fassade des Petersdoms, über denen sich Statuen von Christus, Johannes dem Täufer und den Aposteln befanden. »Das sind die Privatgemächer des Papstes.«
    »Nur einen Gewehrschuss entfernt«, sagte ich, obwohl ich nicht die Absicht hatte, den Papst zu überfallen.
    Pater de Soya schüttelte den Kopf. »Sperrfeld Klasse zehn.« Er sah sich um. Der größte Teil der Fußgänger hatten die gesicherten Zugänge zum Petersplatz passiert, wir selbst wurden immer auffälliger auf der Straße.
    »Wir werden einer Personenkontrolle unterzogen werden, wenn wir nicht etwas unternehmen«, sagte er.
    »Sind diese Sicherheitsmaßnahmen üblich?«, fragte Aenea.
    »Nein«, sagte Pater de Soya. »Es mag an deiner Botschaft liegen, dass du kommst, aber wahrscheinlicher ist, dass es sich um die üblichen Sicherheitsvorkehrungen handelt, wenn Seine Heiligkeit eine Papstmesse liest. Die Glocken, die wir gehört haben, waren der Ruf zu einer Nachmittagsmesse, die er übernommen hat.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich erstaunt, dass er so viel aus dem Läuten einiger Glocken herauslesen konnte.
    Pater de Soya sah mich überrascht an. »Ich weiß es, weil Gründonnerstag ist«, sagte er und sah schockiert drein – weil wir eine derart elementare Tatsache

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