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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wirst du keine Nieten mehr schießen.« Ich sah sie blinzelnd an. War das Blasphemie im Petersdom oder einfach nur eine exquisite Geschmacklosigkeit? Dann schaltete ich mein Denken in den großen Gang – Das sind wunderbare Nachrichten...
    was immer als Nächstes passiert, Aenea sieht eine Zukunft für uns. .. für sich selbst... sie will ein Kind von mir. Aber was ist mit ihrem ersten Kind?
    Und warum gehe ich davon aus, dass sie das tut, damit sie und ich... warum sollte sie... vielleicht ist es ihre Vorstellung von einem Abschiedsgeschenk... warum sollte sie... warum...
    »Küss mich, Raul«, flüsterte sie, laut genug, dass die ältere Nonne, die vor uns stand, sich mit strenger Miene umdrehte.
    Ich stellte keine Fragen. Ich küsste sie. Ihre Lippen waren weich und etwas feucht, wie damals, als wir uns zum ersten Mal am Ufer des Mississippi an einem Ort namens Hannibal geküsst hatten. Der Kuss schien lange Zeit zu dauern. Sie berührte meinen Nacken mit ihren kühlen Fingern, bevor wir die Lippen voneinander lösten.
    Der Papst trat in den Vordergrund der Apsis, wandte sich den beiden Armen des Querschiffs, dem kurzen Kirchenschiff und dann dem langen Hauptschiff zu, während er seinen abschließenden Segen spendete.
    Aenea ging den Mittelgang entlang und drängte Leute behutsam beiseite, bis sie sich im freien Raum befand und dem fernen Altar näherte. »Lenar Hoyt!«, rief sie, und ihre Stimme hallte hundert Meter bis zur Decke empor. Es waren mehr als hundertfünfzig Meter von unserer Position aus bis zum Papst, der nun in seinem Segen innehielt, und ich wusste, Aenea hatte keine Chance, diese Strecke zu überwinden, ehe sie ergriffen wurde, aber ich beeilte mich dennoch, sie einzuholen.
    »Lenar Hoyt!«, rief sie wieder, und Hunderte Köpfe wurden in ihre Richtung gedreht. Ich sah Bewegungen in den bogenförmigen Schatten, als Schweizergardisten herbeieilten. »Lenar Hoyt, ich bin Aenea, Tochter von Brawne Lamia, die mit Ihnen nach Hyperion gereist ist, um dem Shrike entgegenzutreten. Ich bin die Tochter des Cybrids von John Keats, den Ihre Herren und Meister des Core zweimal leibhaftig ermorden ließen!«
    Der Papst stand wie versteinert, ein knochiger Finger, den er eben noch zum Segen erhoben gehabt hatte, zeigte nun auf Aenea und zitterte. Mit der anderen Hand griff er sich an das Messgewand über der Brust. Seine Mitra bebte, als sein Kopf hin und her schwankte. »Du!«, schrie er mit schriller, dünner und kläglicher Stimme. »Die Entartete!«
    »Sie sind der Entartete!«, rief Aenea, die jetzt rannte und dunkel gekleidete Gestalten abschüttelte, die von den Bänken aufsprangen, um sie aufzuhalten. Ich sprang über eine der Gestalten an ihre Seite und sah, wie Schweizergardisten sich mit gezückten Energielanzen durch die Menge drängten, aber nicht wagten, bei so vielen Würdenträgern von Vatikan und Merkantilus im Schussfeld das Feuer zu eröffnen. Ich wusste, sie würden nicht mehr zögern, wenn sie sich dem Papst bis auf zehn Meter nähern konnte. »Sie sind der Entartete!«, rief sie wieder und rannte jetzt, was sie konnte, während sie ausgestreckten Händen auswich und über Arme sprang. »Sie sind der Judas der katholischen Kirche, Lenar Hoyt, Sie haben ihre heilige Geschichte verkauft an...«
    Ein schwerer Mann in der Uniform eines Admirals der Pax-Flotte zog ein zeremonielles Schwert aus der Scheide und schlug damit nach dem Kopf meiner Liebsten. Sie duckte sich. Ich fing den Arm des Admirals ab, brach ihn, kickte das Schwert beiseite und warf ihn die halbe Länge der Bank entlang in die Schar seiner Untergebenen.
    Oberst Kassad hatte gesagt, dass er die Schmerzen spürte, die er anderen zufügte, nachdem er die Sprache der Lebenden gelernt hatte. Das erlebte ich jetzt auch, spürte die zerrissenen Nerven und Muskeln und den zertrümmerten Knochen meines Unterarms und den Aufprall meines Körpers, als der Admiral mit seinen Männern zusammenstieß. Aber als ich an mir hinabsah, war mein Unterarm unversehrt und der Schmerz meine einzige Strafe. Der Schmerz war mir egal.
    Ein Kordon von Priestern, Mönchen und Bischöfen bildete sich zwischen Aenea und dem Papst. Ich sah, wie der Pontifex sich die Brust fester hielt und stürzte, aber einige Messdiener in seiner Nähe fingen ihn auf und trugen ihn zurück unter den Baldachin von Berninis Stuhl. Schweizergardisten rannten auf den freien Platz am Ende des Mittelgangs und versperrten Aenea den Weg mit Lanzen und Körpern. Weitere drängten in

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