Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Sohn
Und Heiliger Geist, der eins mit ihnen;
Und möge der Sohn uns zuteil werden lassen
Alle Gaben, die aus dem Geiste fließen,
Alle Gaben, die aus dem Geiste fließen.«
Da zögerte ich kurz und fragte mich, was wir hier machten, warum Aeneas endloser Kampf uns mitten ins Zentrum des Glaubens dieser Leute geführt hatte. Ich glaubte alles, was sie uns gelehrt hatte, schätzte alles, das sie mit uns geteilt hatte, aber dreitausend Jahre Tradition und Glauben hatten die Worte dieses wunderschönen Chorals diktiert und die Mauern dieser mächtigen Kathedrale erbaut. Ich konnte nicht anders, ich musste an die schlichten Holzplattformen, die festen, aber schmucklosen Brücken und Treppen von Aeneas rekonstruiertem Tempel, der in der Luft hängt, denken. Was war er... was waren wir... im Vergleich zu dieser Pracht und Demütigung? Aenea war eine Architektin, weitgehend autodidaktisch, abgesehen von ihren Lehrjahren beim Cybrid von Mr. Wright, die Mauern aus Lehmziegeln gebaut und Beton von Hand gemischt hatte. Michelangelo hatte geholfen, diese Kathedrale zu entwerfen.
Die Messe war fast vorbei. Einige der Stehenden im hinteren Teil des länglichen Kirchenschiffs machten sich bereits auf den Weg, gingen aber leise, um das Ende des Gottesdienstes nicht durch ihre Schritte zu stören, und flüsterten erst, als sie die Treppe zur Piazza draußen erreicht hatten. Ich sah, dass Aenea Pater de Soya ins Ohr flüsterte, und beugte mich zu ihnen, weil ich befürchtete, mir könnte eine wichtige Anweisung entgehen.
»Würden Sie mir einen großen letzten Dienst erweisen, Pater?«, fragte sie.
»Jeden«, flüsterte der Priester mit dem traurigen Blick.
»Bitte verlassen Sie die Basilika jetzt«, flüsterte Aenea ihm ins Ohr.
»Bitte gehen Sie leise mit den anderen. Gehen Sie, und tauchen Sie in Rom unter, bis der Tag gekommen ist, an dem Sie nicht mehr untertauchen müssen.«
Pater de Soya zuckte zurück und betrachtete Aenea aus einem halben Meter Entfernung mit dem Ausdruck von jemandem, der verstoßen worden ist. Er beugte sich wieder zu ihr. »Verlange alles andere von mir, Lehrmeisterin.«
»Das ist alles, worum ich Sie bitte, Pater. Und ich bitte Sie voll Liebe und Respekt darum.«
Der Chor stimmte ein anderes Lied an. Über den Köpfen vor uns konnte ich den Heiligen Vater sehen, der damit fertig war, den Priestern die Füße zu waschen, und wieder unter den goldenen Baldachin des Altars trat. Alle auf den Bänken erhoben sich in Erwartung der abschließenden Litaneien und des letzten Segens.
Pater de Soya segnete meine Freundin seinerseits, drehte sich um und verließ die Basilika mit einer Gruppe von Mönchen, deren Rosenkränze klickten.
Ich sah Aenea so durchdringend an, dass Holz davon Feuer gefangen hätte, und versuchte, ihr im Geiste eine Botschaft zukommen zu lassen: BITTE BLOSS MICH NICHT WEGZUGEHEN!
Sie winkte mich zu sich und flüsterte mir ins Ohr: »Tu mir einen letzten Gefallen, Raul, mein Liebster.«
Fast hätte ich, so laut ich konnte: »Nein, gottverdammt!«, in dem hallenden Hauptschiff des Petersdoms im heiligsten Augenblick des Hochamts am Gründonnerstag gebrüllt. Stattdessen wartete ich.
Aenea kramte in ihrer Westentasche und holte eine kleine Phiole heraus.
Die Flüssigkeit darin war klar, sah aber irgendwie dicker als Wasser aus.
»Würdest du das trinken?«, bat sie mich und reichte mir das Fläschchen.
Ich dachte an Romeo und Julia, Cäsar und Kleopatra, Abälard und Heloise, George Wu und Howard Sung. Alles unglückliche Liebespaare.
Selbstmord und Gift. Ich leerte die Phiole in einem Zug, steckte sie in die Brusttasche meines Hemdes und wartete darauf, dass Aenea dieselbe Dosis trinken würde. Was sie nicht tat.
»Was war das?«, fragte ich, ohne die Antwort zu fürchten.
Aenea verfolgte die letzten Augenblicke der Messe. Sie beugte sich sehr nahe zu mir und flüsterte: »Das Gegenmittel zur Verhütungsmedizin des Pax, die du genommen hast, als du in die Heimatgarde eingetreten bist.«
Was soll das nun wieder!!??!!, hätte ich um ein Haar über die abschließenden Worte des Heiligen Vaters hinweg gebrüllt. Du machst dir JETZT Gedanken um Familienplanung?? Hast du den gottverdammten VERSTAND verloren?
Sie lehnte sich zurück, und ihr Atem strich warm über meinen Hals, als sie wieder flüsterte: »Gott sei Dank, ich trage das schon seit zwei Tagen mit mir herum und hätte es fast vergessen. Keine Bange, es dauert etwa drei Wochen, bis die Wirkung eintritt. Danach
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