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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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standen.
    »M. Aenea«, sagte der Großinquisitor, »gestatten Sie mir, Ihnen den Außenminister des Vatikans, Seine Eminenz Kardinal Lourdusamy vorzustellen, seinen Attaché Monsignore Lucas Oddi und unseren geschätzten Ratgeber Albedo.«
    »Wo bin ich?«, fragte Aenea. Wegen ihrer geschwollenen Lippen und dem wunden Kiefer musste sie zweimal zu dem Satz ansetzen.
    Der Großinquisitor lächelte. »Vorläufig werden wir alle Ihre Fragen beantworten, meine Teure. Und dann werden Sie alle unsere beantworten.
    Das garantiere ich Ihnen. Um gleich zu Ihrer ersten zu kommen, Sie befinden sich im... äh... tiefsten Verhörzimmer im Castel Sant’ Angelo am rechten Ufer des neuen Tiber, in der Nähe des Ponte Sant’ Angelo, nicht weit vom Vatikan entfernt, immer noch auf Pacem.«
    »Wo ist Raul?«
    »Raul?«, sagte der Großinquisitor. »Oh, Sie meinen Ihren recht nutzlosen Leibwächter. Ich glaube, im Augenblick hat er seine eigene Sitzung mit dem Heiligen Offizium hinter sich gebracht und befindet sich an Bord eines Schiffes, das im Begriff ist, unser schönes System zu verlassen. Ist er wichtig für Sie, meine Teure? Wir könnten Maßnahmen ergreifen, ihn ins Castel Sant’ Angelo zurückzubringen.«
    »Er ist nicht wichtig«, murmelte Aenea, und nach meiner ersten Schrecksekunde der Pein und Wut angesichts ihrer Worte konnte ich ihre zugrunde liegenden Gedanken fühlen... Sorge um mich, Angst um mich, Hoffnung, dass sie mich nicht bedrohen würden, um sie gefügig zu machen. »Wie Sie wünschen«, sagte Kardinal Mustafa. »Heute wollen wir Sie verhören. Wie fühlen Sie sich?«
    Aenea starrte sie mit ihrem unversehrten Auge an.
    »Nun«, sagte der Großinquisitor, »man sollte nicht glauben, dass man den Heiligen Vater im Petersdom angreifen und ungeschoren davonkommen kann.«
    Aenea murmelte etwas.
    »Wie war das, meine Teure? Wir konnten es nicht verstehen.« Mustafa lächelte verhalten – die höhnische, selbstgefällige Fratze einer Kröte.
    »Ich... habe... den... Papst... nicht... angegriffen.«
    Mustafa breitete die Arme aus. »Wie Sie meinen, M. Aenea... aber Ihre Absichten schienen nicht freundlich zu sein. Was hatten Sie im Sinn, als Sie den Mittelgang entlang auf den Heiligen Vater zugelaufen sind?«
    »Ich wollte ihn warnen«, sagte Aenea. Ein Teil ihres Verstandes machte eine Bestandsaufnahme ihrer Verletzungen, während sie dem Geplapper des Großinquisitors zuhörte: schwere Prellungen, aber nichts gebrochen; die Schnittverletzung durch das Schwert an ihrem Schenkel musste genäht werden, ebenso die Schnittwunde an ihrer Brust. Aber mit ihrem Körper stimmte etwas nicht – innere Blutungen? Das glaubte sie nicht. Etwas Fremdes war ihr mittels Injektion eingeführt worden.
    »Wovor warnen?«, fragte Kardinal Mustafa glatt.
    Aenea bewegte den Kopf, um mit ihrem unversehrten Auge Kardinal Lourdusamy und dann Ratgeber Albedo ansehen zu können. Sie sagte nichts.
    »Wovor warnen?«, fragte Kardinal Mustafa wieder. Als Aenea nicht antwortete, nickte der Großinquisitor dem nächststehenden Nemes-Klon zu. Die blasse Frau ging langsam zu Aeneas Stuhl, nahm die kleine der beiden Scheren, schien es sich zu überlegen, legte das Instrument auf das Tablett zurück, kam näher, ging neben Aeneas rechtem Arm vor dem Käfig auf die Knie, bog den kleinen Finger meiner Liebsten zurück und biss ihn ab. Nemes lächelte, stand auf und spuckte den blutigen Finger in den Abfalleimer.
    Aenea schrie vor Schock und Schmerzen und sackte gegen die Kopfstütze.
    Das Nemes-Ding drückte Druckverbandpaste aus der Tube und strich sie auf den Stumpf von Aeneas kleinem Finger.
    Das Holo von Kardinal Mustafa sah traurig drein. »Wir haben nicht den Wunsch, Ihnen Schmerzen zuzufügen, meine Teure, werden aber nicht zögern, es zu tun. Sie werden unsere Fragen schnell und aufrichtig beantworten, sonst werden weitere Teile von Ihnen im Abfalleimer enden.
    Ihre Zunge zuletzt.«
    Aenea kämpfte gegen die Übelkeit. Die Schmerzen in ihrer verstümmelten Hand waren unvorstellbar – zehn Lichtminuten entfernt schrie ich von dem Schock aus zweiter Hand.
    »Ich wollte den Papst... vor Ihrem... Coup warnen«, keuchte Aenea, die immer noch Lourdusamy und Albedo ansah. »Herzanfall.«
    Kardinal Mustafa blinzelte überrascht. »Sie sind eine Hexe«, sagte er leise.
    »Und Sie sind ein verräterisches Arschloch«, sagte Aenea laut und deutlich. »Sie alle. Sie haben Ihre Kirche verkauft. Und jetzt verkaufen Sie Ihre Marionette Lenar

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