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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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frage ich. »Keinen Heiligen Vater?«
    De Soya zuckt die Achseln und schenkt uns allen mehr Wein ein. Nach dreizehn Standardmonaten mit wieder aufbereitetem Essen und ohne Alkohol steigt mir der Wein zu Kopf. »Monsignore Lucas Oddi konnte der Revolution und dem Angriff durch den Core entkommen und hat das Papsttum im Exil auf Madhya etabliert«, sagt der Priester mit einem schneidenden Ton in der Stimme. »Ich glaube nicht, dass jemand im ehemaligen Pax ihn als wahren Papst akzeptiert, abgesehen von seinen unmittelbaren Beschützern und Anhängern in dem System.« Er trinkt Wein.
    »Es ist nicht das erste Mal, dass die Mutter Kirche einen Gegenpapst hat.«
    »Was ist mit Papst Urban XVI.?«, frage ich. »Ist er an seinem Herzanfall gestorben?«
    »Ja«, sagt Kee, beugt sich nach vorn und stützt seine kräftigen Unterarme auf den Tisch.
    »Und ist auferstanden?«, sage ich.
    »Streng genommen nicht«, sagt Kee. Ich sehe den ehemaligen Corporal an und warte auf eine Erklärung, aber es kommt keine.
    »Ich habe eine Nachricht über den Fluss geschickt«, sagt Pater de Soya.
    »Bassins Bemerkung müsste jeden Moment erklärt werden.«
    Tatsächlich werden eine Minute später die Vorhänge am Eingang von de Soyas gemütlichem kleinem Alkoven zurückgezogen, und ein großer Mann in schwarzer Soutane tritt ein. Nicht Lenar Hoyt. Es ist ein Mann, den ich nie kennen gelernt habe, und doch habe ich den Eindruck, als würde ich ihn gut kennen – seine eleganten Hände, das lange Gesicht, die großen, traurigen Augen, die breite Stirn und das schüttere silberne Haar. Ich stehe auf, um ihm die Hand zu schütteln, mich zu verbeugen, seinen Ring zu küssen... irgendwas.
    »Raul, mein Junge, mein Junge«, sagt Pater Paul Duré. »Was für eine Freude, Sie kennen zu lernen. Wir sind alle so froh, dass Sie zurückgekehrt sind.«
    Der ältere Priester schüttelt mir die Hand mit festem Griff, umarmt mich obendrein und geht zu de Soyas Schrank, als wäre er damit vertraut, nimmt ein Glas, pumpt Wasser in das Becken, spült das Glas aus, schenkt sich Wein ein und setzt sich auf den Stuhl gegenüber von Kee am Ende des Tischs.
    »Wir informieren Raul gerade darüber, was in den vergangenen dreizehn Monaten seiner Abwesenheit vorgefallen ist«, sagt Pater de Soya.
    »Mir kommt es wie ein Jahrhundert vor«, sage ich. Den Blick habe ich auf etwas weit jenseits dieses Tisches und dieses Zimmers gerichtet.
    »Für mich war es ein Jahrhundert«, sagt der ältere Jesuit. Sein Akzent ist drollig und irgendwie bezaubernd – vielleicht eine französischsprachige Welt im Outback? »Eigentlich fast drei Jahrhunderte.«
    »Ich habe gesehen, was man nach der Auferstehung mit Ihnen gemacht hat«, sage ich unverhohlen, was am Wein liegt, den ich intus habe. »Lourdusamy und Albedo haben Sie ermordet, damit Hoyt von der gemeinsamen Kruziform wieder geboren wurde.«
    Pater Duré hat noch nichts von seinem Wein getrunken, betrachtet das Glas aber, als warte er auf die Transsubstantation seines Inhalts. »Immer und immer wieder«, sagt er in einem Tonfall, der vor allem anderen wehmütig klingt. »Es ist ein seltsames Leben, wenn man geboren wird, nur um ermordet zu werden.«
    »Dem würde Aenea zustimmen«, sage ich und weiß, dass diese Männer Freunde und gute Menschen sind, auch wenn ich der Kirche gegenüber keine besonders freundschaftlichen Gefühle hege.
    »Ja«, sagt Paul Duré und hebt das Glas zu einem stummen Trinkspruch.
    Er trinkt.
    Bassin Kee füllt das Vakuum der Stille. »Die meisten der auf Pacem verbliebenen Gläubigen möchten Pater Duré als unseren wahren Papst haben.«
    Ich sehe den älteren Jesuiten an. Ich habe genug durchgemacht, um nicht völlig kribbelig zu werden in Gegenwart einer Legende, eines Mannes, der in den Cantos eine entscheidende Rolle spielt. Und wie immer, wenn man dem Menschen hinter der Berühmtheit – oder der Legende persönlich begegnet, hat er etwas Menschliches an sich, das ihm die mythische Verklärung nimmt. In diesem Fall sind es die weichen grauen Haarbüschel, die dem Priester aus den großen Ohren wachsen.
    »Teilhard der Zweite?«, sage ich und denke daran, dass der Mann vor zweihundertneunundsiebzig Jahren als Teilhard I. ein guter Papst gewesen sein soll – in der kurzen Zeit, bevor er erstmals ermordet wurde.
    Duré lässt sich von Pater de Soya Wein nachschenken und schüttelt den Kopf. Ich kann sehen, dass die Traurigkeit hinter den großen Augen dieselbe ist wie bei de Soya – verdient und

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