Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
bitte, Pater. Und ich bitte Sie voll Liebe und Respekt darum.« Und Pater de Soya war in den Regen hinausgegangen. Und er war das Relais gewesen und hatte die letzten Qualen und Einsichten meines Lieblings an mehrere Milliarden Menschen auf Pacem übertragen.
»Oh«, sage ich und sehe Kee immer noch an. »Aber als ich Sie das letzte Mal sah... durch die Leere... hielt man Sie in der kryogenischen Fuge gefangen in diesem...« Ich winke mit der Hand angewidert zu der geschmolzenen Masse des Castel Sant’ Angelo.
Kee nickt wieder. »Ich war in der kryogenischen Fuge, Raul. Ich war eingelagert wie ein Stück Fleisch in einer Tiefkühltruhe im Keller des Kerkers, nicht weit von dem Raum entfernt, wo sie Aenea ermordet haben.
Aber ich habe den Gemeinsamen Augenblick gespürt. Jeder lebende Mensch hat ihn gespürt – ob schlafend oder betrunken oder sterbend oder wahnsinnig.«
Ich kann den Mann nur ansehen, und als ich verstehe, bricht mir wieder das Herz. Schließlich sage ich: »Wie sind Sie herausgekommen? Weg von dort?« Nun betrachten wir beide die Ruinen des Hauptquartiers des Heiligen Offiziums.
Kee seufzt. »Kurz nach dem Gemeinsamen Augenblick fand eine Revolution statt. Viele Menschen – die Mehrheit hier auf Pacem – wollten nichts mehr mit der Kruziform und der verratenen Kirche zu tun haben, die sie implantiert hatte. Einige besaßen noch den Zynismus, für ihre Auferstehung des Fleisches den Pakt mit dem Teufel zu schließen, aber Millionen... Hunderte Millionen... wollten allein in der ersten Woche die Kommunion und damit vom Kreuz des Core befreit werden. Loyale Anhänger des Pax versuchten, sie zu hindern. Es kam zu Kampfhandlungen... Revolution... Bürgerkrieg.«
»Wieder«, sage ich. »Wie beim Fall der Farcaster vor dreihundert Jahren.«
»Nein«, sagt Kee. »Nicht so schlimm. Vergessen Sie nicht, wenn man die Sprache der Toten und der Lebenden gelernt hat, ist es schmerzhaft, jemandem wehzutun. Die loyalen Anhänger des Pax kannten diese Zurückhaltung nicht, aber da waren sie schon überall in der Minderheit.«
Ich zeige zu der Welt der Ruinen. »Das nennen Sie Zurückhaltung? Das nennen Sie nicht so schlimm?«
»Dafür ist nicht die Revolution gegen den Pax und den Vatikan und das Heilige Offizium verantwortlich«, sagt Kee grimmig. »Die verlief weitgehend unblutig. Die Loyalen flohen mit Erzengel-Sternenschiffen. Ihr neuer Vatikan befindet sich auf einer Welt namens Madhya... ein echtes Dreckloch von einem Planeten, das inzwischen von der halben alten Flotte und mehreren Millionen loyalen Anhängern bewacht wird.«
»Wer dann?«, frage ich und lasse den Blick immer noch über die allgegenwärtige Verwüstung ringsum schweifen.
»Das war der Core«, sagt Kee. »Die Nemes-Dinger haben die Stadt vernichtet und dann vier Erzengel entführt. Beschossen uns aus dem All, als die treuen Anhänger verschwunden waren. Der Core war stinksauer. Ist es wahrscheinlich noch. Aber das ist uns egal.«
Ich legte den Textschiefer vorsichtig auf den weißen Stein und sehe mich um. Immer mehr Menschen kommen aus den Ruinen, bleiben in respektvollem Abstand zu uns stehen, verfolgen aber alles mit großem Interesse. Sie tragen Arbeitskleidung oder Jagdkluft, sind aber nicht in Bärenfelle oder Lumpen gekleidet. Es sind eindeutig Menschen, die in harten Zeiten an einem ungastlichen Ort leben, aber keine Wilden. Ein blonder Junge winkt mir schüchtern zu. Ich winke zurück.
»Ich habe Ihre Frage noch nicht beantwortet«, sagt Kee. »Die Wachen haben mich im Chaos der Woche nach dem Gemeinsamen Augenblick befreit... haben alle Gefangenen befreit. Eine Menge Gefangene in diesem Arm der Galaxis haben in jener Woche festgestellt, dass ihre Türen geöffnet wurden. Nach der Kommunion... nun, es ist schwer, Leute einzusperren oder zu foltern, wenn man ihren halben Schmerz durch die Bindende Leere miterlebt. Und die Ousters sind seit dem Gemeinsamen Augenblick damit beschäftigt, die Milliarden Juden und Moslems und anderen wieder zu beleben, die der Core entführt hatte... und von den Labyrinthwelten zu ihren Heimatplaneten zurückzubringen.«
Darüber denke ich einen Moment nach. Dann sage ich: »Hat Pater de Soya überlebt?«
Kee grinst noch breiter. »Kann man wohl sagen, dass er überlebt hat. Er ist unser Gemeindepfarrer in St. Anna. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm.
Inzwischen weiß er, dass Sie hier sind. Es ist nur fünf Minuten zu Fuß von hier.«
De Soya umarmt mich so fest, dass mir eine Stunde
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