Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
von Herzen kommend, nicht angenommen, um besondere Wirkung zu erzielen. »Ich werde das Amt des Papstes nicht mehr übernehmen«, sagt er. »Ich werde den Rest meiner Jahre versuchen, aus Aeneas Lehren zu lernen – den Stimmen der Toten und der Lebenden sehr genau zuhören –, und mich wieder damit vertraut machen, was unser Herr über Demut gelehrt hat. Ich habe jahrelang den Archäologen und Intellektuellen gespielt. Es wird Zeit, dass ich mich als einfacher Gemeindepfarrer wieder entdecke.«
»Amen«, sagt de Soya und sucht im Schrank nach einer weiteren Flasche.
Der ehemalige Raumschiffkapitän des Pax hört sich ein bisschen betrunken an.
»Sie tragen die Kruziform nicht mehr?«, frage ich alle drei Männer, sehe aber Duré an.
Alle drei sehen schockiert aus. Duré sagt: »Nur Narren und unverbesserliche Zyniker tragen den Parasiten noch, Raul. Sehr wenige auf Pacem.
Sehr wenige auf den anderen Welten, wo Aeneas Gemeinsamer Augenblick vernommen wurde.« Er berührt die schmale Brust, als würde er sich erinnern. »Ich hatte eigentlich keine Wahl. Ich wurde auf dem Höhepunkt der Kampfhandlungen in einer Auferstehungskrippe des Vatikans wieder geboren. Ich wartete darauf, dass mich wie immer Lourdusamy und Albedo besuchen würden... um mich wie immer zu ermorden. Stattdessen kam dieser Mann...« Er streckt die langen Finger in Richtung Kee aus, der sich verneigt und sich noch etwas Wein nachschenkt. »Dieser Mann«, fährt der ehemalige Papst Teilhard fort, »kam mit seinen Rebellen in ihren Kampfanzügen mit den uralten Gewehren hereingeplatzt. Er brachte mir einen Kelch Wein. Ich wusste, worum es sich handelte.
Ich hatte den Gemeinsamen Augenblick miterlebt.«
Ich starre den alten Priester an. Obwohl du in der Blasengedächtnismatrix der zusätzlichen Kruziform geschlafen hast, noch während deiner Auferstehung?, denke ich.
Pater Duré nickt, als hätte er meinen Blick verstanden. »Selbst dort«, sagt er. Er sieht mich direkt an und fährt fort: »Was werden Sie jetzt machen, Raul Endymion?«
Ich zögere nur einen Augenblick. »Ich bin nach Pacem gekommen, um Aeneas Asche zu suchen... sie hat mich gebeten... sie hat mich mal gebeten...«
»Wir wissen es, mein Sohn«, sagt Pater de Soya leise.
»Jedenfalls«, fahre ich fort, als ich kann, »ist das in den Überresten des Castel Sant’ Angelo unmöglich, daher mache ich mit dem nächsten Punkt auf meiner Liste weiter.«
»Und der wäre?«, fragt Pater Duré mit grenzenloser Sanftheit. Plötzlich sehe ich in dem halbdunklen Zimmer mit dem unbearbeiteten Tisch und dem alten Wein und dem männlichen Geruch von frischem Schweiß ringsum in dem alten Jesuiten die mächtige Realität hinter Onkel Martins mythischen Cantos. Ich begreife über jeden Zweifel hinaus, dass dies wahrhaftig der Mann ist, der sich nicht nur einmal, sondern immer wieder an dem Blitze schleudernden Teslabaum gekreuzigt hat, statt sich dem falschen Kreuz der Kruziform zu unterwerfen. Dieser war ein wahrer Verteidiger des Glaubens. Aenea hätte es gefallen, diesen Mann kennen zu lernen, mit ihm zu reden und zu diskutieren. In diesem Moment verspüre ich den Schmerz meines Verlustes wieder so sehr, dass ich den Kopf senken und in mein Weinglas sehen muss, um meine Augen vor Duré und den anderen zu verbergen.
»Aenea hat mir einmal gesagt, dass sie ein Kind zur Welt gebracht hat«, bringe ich heraus und verstumme. Ich kann mich nicht erinnern, ob diese Erinnerung in der Gestalt von Erinnerungen enthalten gewesen ist, die Aenea in ihrem Gemeinsamen Augenblick übermittelt hat. Wenn ja, dann wissen sie alles darüber. Ich sehe sie an, aber beide Priester und der Corporal warten höflich. Sie hatten es nicht gewusst.
»Ich werde dieses Kind finden«, sage ich. »Es finden und großziehen helfen, wenn ich darf.«
Die Priester sehen einander staunend an. Kee starrt mich an. »Das haben wir nicht gewusst«, sagt Federico de Soya. »Ich bin erstaunt. Ich hätte alles, was ich über die menschliche Natur weiß, darauf verwettet, dass Sie der einzige Mann in ihrem Leben waren... ihre einzige Liebe. Ich habe zwei junge Menschen nie so glücklich gesehen.«
»Da war ein anderer«, sage ich und hebe das Glas fast brutal, um den letzten Schluck zu trinken, aber das Glas ist leer. Ich stelle es vorsichtig auf den Tisch. »Da war ein anderer«, sage ich wieder, diesmal nicht ganz so kläglich und nachdrücklich. »Aber das ist nicht wichtig. Das Baby... das Kind... das ist wichtig. Ich will es
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