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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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gesteigerte Sperrfeldkapazität, welche die Nebenwirkungen von C-plus-Reisen weitaus weniger unangenehm macht.«
    »Was genau sind denn die Nebenwirkungen?«, fragte ich, weil ich nicht das ganze Ausmaß meiner Unwissenheit zu erkennen geben wollte, aber auch nicht bereit war zu leiden, wenn es nicht sein musste.
    Der Androide, das Mädchen und ich sahen einander an. »Ich bin in vergangenen Jahrhunderten zwischen den Sternen gereist«, sagte A. Bettik,
    »aber stets in der Fuge. Besser gesagt, eingelagert. Wir Androiden wurden in Frachträumen aufgestapelt wie tiefgefrorene Rinderhälften, wie man mir sagte.«
    Nun sahen das Mädchen und ich einander an und waren so verlegen, dass wir dem Mann mit der blauen Haut nicht in die Augen schauen wollten.
    Das Schiff gab ein Geräusch von sich, das sich auf bemerkenswerte Weise so anhörte, als würde sich jemand räuspern. »Tatsächlich«, sagte es,
    »muss ich anhand meiner Beobachtungen menschlicher Passagiere – die, wie ich hinzufügen muss, zweifelhaft sind, da...«
    »Da deine Erinnerungen verschwommen sind«, sagten das Mädchen und ich einstimmig. Wir sahen einander wieder an und lachten. »Entschuldige, Schiff«, sagte Aenea. »Sprich weiter.«
    »Ich wollte nur sagen, dass meinen Beobachtungen zufolge die primäre Auswirkung der C-plus-Umgebung auf Menschen eine Art visueller Verwirrung ist, geistige Depression aufgrund des Feldes und schlichte Langeweile. Ich glaube, die kryogenische Fuge wurde für die langen Reisen entwickelt und wird als Erleichterung für kürzere Ausflüge wie diesen benutzt.«
    »Und deine... äh... Verbesserungen durch die Ousters mindern diese Nebenwirkungen?«, sagte ich.
    »Dazu wurden sie entwickelt«, antwortete das Schiff. »Natürlich abgesehen von der Langeweile. Das ist ein spezielles menschliches Phänomen, und ich glaube nicht, dass dagegen schon ein Heilmittel gefunden wurde.« Es herrschte ein Augenblick Stille, dann sagte das Schiff: »Wir erreichen den Übergangspunkt in zwei Minuten und zehn Sekunden. Alle Systeme funktionieren optimal. Immer noch keine Verfolgung, aber die St. Anthony
    beobachtet uns mit ihren
    Langstreckendetektoren.«
    Aenea stand auf. »Gehen wir nach unten und sehen uns den Übergang zu C-plus an.«
    »Runtergehen und ansehen?«, sagte ich. »Wohin? In die Holonische?«
    »Nein«, rief das Mädchen von der Treppe. »Nach draußen.«
    Das Raumschiff besaß einen Balkon. Davon hatte ich nichts gewusst. Man konnte draußen stehen, auch wenn das Schiff durch den Weltraum raste und sich anschickte, auf C-plus-Pseudogeschwindigkeiten überzuwechseln.
    Das hatte ich nicht gewusst – und wenn, hätte ich es nicht geglaubt.
    »Bitte den Balkon ausfahren«, sagte das Mädchen zu dem Schiff, das Schiff fuhr den Balkon aus – der Steinway glitt mit hinaus –, und wir gingen durch den offenen Torbogen in den Weltraum hinaus. Nun, selbstverständlich nicht wirklich in den Weltraum; selbst ich, der Schafhirte aus der Provinz, wusste genau, dass unsere Trommelfelle explodieren, unsere Augen platzen und das Blut in unseren Körpern kochen würde, wenn wir ins Vakuum träten. Aber es sah aus, als wären wir ins Vakuum hinausgetreten.
    »Ist das sicher?«, fragte ich und lehnte mich an das Geländer. Hyperion war ein sternengroßes Pünktchen hinter uns, Hyperions Stern eine leuchtende Sonne an Backbord, aber die Plasmaspur unseres Fusionsantriebs – Dutzende Klicks lang – vermittelte den Eindruck, als befänden wir uns in einer heiklen Position hoch oben auf einer blauen Säule. Als Folge entstand eindeutig ein Gefühl von Höhenangst, und die Illusion, ungeschützt im Weltraum zu stehen, bewirkte so etwas wie Agoraphobie. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, dass ich überhaupt für eine Phobie anfällig war.
    »Wenn das Sperrfeld auch nur eine Sekunde ausfallen sollte«, sagte A.
    Bettik, »würden wir bei dieser Beschleunigung und Geschwindigkeit auf der Stelle sterben. Es spielt kaum eine Rolle, ob wir innerhalb oder außerhalb des Schiffs sind.«
    »Strahlung?«, fragte ich.
    »Das Feld absorbiert natürlich kosmische und schädliche Sonnenstrahlung«, sagte der Androide, »und schirmt den Anblick von Hyperions Sonne so sehr ab, dass wir nicht blind werden, wenn wir hineinsehen.
    Ansonsten lässt es das sichtbare Spektrum sehr hübsch passieren.«
    »Ja«, sagte ich, nicht überzeugt. Ich wich von dem Geländer zurück.
    »Dreißig Sekunden bis zum Übergang«, sagte das Schiff. Selbst hier

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