Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

duschen, aber ich glaube, vorerst solltest du die auf dem Fugendeck nehmen.«
    Ich blinzelte und wusste nicht, was ich davon halten sollte, als ich ihr nachsah, wie sie die Treppe hinaufhüpfte.

18

    Pater Captain de Soya erwacht in einer Auferstehungskrippe an Bord der Raphael. Er hatte Erlaubnis bekommen, dem Schiff der Erzengel-Klasse einen Namen zu geben. Raphael ist der Erzengel, dem es obliegt, verlorene Liebende wieder zu finden.
    Er ist vorher erst zweimal wieder geboren worden, aber jedes Mal war ein Priester da, um ihn zu begrüßen, um ihm zeremoniell einen Schluck des Messweins und danach das übliche Glas Orangensaft zu geben. Es waren Auferstehungsexperten da gewesen, um mit ihm zu reden, ihm alles zu erklären, bis sein verwirrter Verstand wieder richtig funktionierte.
    Diesmal sind nur die engen, gekrümmten Wände der Auferstehungskrippe da. Leuchtanzeigen blinken, Displays präsentieren Zeilen mit Buchstaben und Symbolen. De Soya kann noch nicht lesen. Er schätzt sich glücklich, dass er überhaupt denken kann. Er setzt sich auf und lässt die Beine über den Rand der Auferstehungskrippe baumeln.
    Meine Beine. Ich habe zwei. Natürlich ist er nackt, seine Haut rosa und glänzend in der seltsamen gesottenen Feuchtigkeit des Auferstehungstanks, und nun spürt er seine Rippen, seinen Unterleib, das linke Bein – sämtliche Stellen, die der Dämon aufgeschlitzt und verletzt hatte. Er ist unversehrt.
    Von der schrecklichen Wunde, die sein ganzes Bein vom Körper abgetrennt hatte, ist nichts mehr zu sehen.
    »Raphael?«
    »Ja, Pater Captain?« Die Stimme ist engelsgleich, mit anderen Worten, vollkommen bar jeder sexuellen Identität. De Soya findet sie beruhigend.
    »Wo sind wir?«
    »Parvati-System, Pater Captain.«
    »Die anderen?« De Soya besitzt nur verschwommenste Erinnerungen an Sergeant Gregorius und die beiden überlebenden Mitglieder seines Trupps.
    Keinerlei Erinnerungen daran, dass er mit ihnen an Bord des Kurierschiffs gegangen ist.
    »Sie werden in diesem Augenblick geweckt, Pater Captain.«
    »Wie viel Zeit ist verstrichen?«
    »Etwas weniger als vier Tage, seit der Sergeant Sie an Bord gebracht hat, Pater Captain. Der Sprung wurde binnen Stundenfrist durchgeführt, nachdem Sie in die Auferstehungskrippe gebracht worden waren. Wir haben für die drei Tage Ihrer Auferstehung eine Position zehn AEs von der Welt Parvati entfernt eingenommen, wie Ihre durch Sergeant Gregorius übermittelten Anweisungen vorsahen.«
    De Soya bekundet durch ein Nicken, dass er verstanden hat. Selbst diese knappe Bewegung ist schmerzhaft. Jede Zelle seines Körpers schmerzt nach der Auferstehung. Aber die Qualen sind ein gesunder Schmerz, ganz im Gegensatz zu den schrecklichen Schmerzen seiner Verletzungen.
    »Haben Sie sich mit den Pax-Behörden auf Parvati in Verbindung gesetzt?«
    »Nein, Pater Captain.«
    »Gut.« Parvati war zu Zeiten der Hegemonie eine entlegene Kolonialwelt gewesen; jetzt ist es eine entlegene Pax-Kolonie. Es gibt keine interstellaren Raumfahrzeuge – weder Pax noch Mercantilus – und nur ein kleines militärisches Kontingent und ein paar alte interplanetare Schiffe.
    Wenn das Mädchen in diesem System gefangen werden sollte, würde es die Raphael tun müssen.
    »Neueste Daten über das Schiff des Mädchens?«, sagt er.
    »Das nicht identifizierte Raumschiff beendete seinen Spinup zwei Stunden und achtzehn Minuten vor uns«, sagt Raphael. »Die Übergangskoordinaten waren zweifelsfrei die des Parvati-Systems. Ankunftszeit des unbekannten Schiffes etwa zwei Monate, drei Wochen, zwei Tage und siebzehn Stunden.«
    »Danke«, sagt de Soya. »Wenn Gregorius und die anderen auferstanden und angekleidet sind, sollen sie sich mit mir im Besprechungsraum treffen.«
    »Ja, Pater Captain.«
    »Danke«, sagt er wieder. Er denkt: Zwei Monate, drei Wochen, zwei Tage und siebzehn Stunden... Barmherzige Mutter, was soll ich fast drei Monate in diesem Hinterwäldler-System anfangen? Möglicherweise hatte er es nicht gründlich genug durchdacht. Gewiss war er durch Trauma, Schmerzen und Medikamente abgelenkt gewesen. Aber das nächstgelegene System des Pax war Renaissance Vector, eine Zehntagesreise in Schiffszeit von Parvati entfernt, fünf Monate Zeitschuld – dreieinhalb Tage und zwei Monate nachdem das Schiff des Mädchens aus dem Hyperion-System eintreffen würde. Nein, möglicherweise hatte er nicht gründlich nachgedacht – auch jetzt noch nicht, überlegt er –, aber er hatte die richtige