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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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unbewaffnete Schiff einem Kriegsschiff entkommen kann.«
    Wir unterhielten uns noch ein paar Minuten, aber keiner von uns – nicht einmal das Schiff, als es gefragt wurde – hatte eine gute Idee. Die ganze Zeit, während wir redeten, beobachtete ich das Mädchen – wie sich die Lippen beim Nachdenken leicht zu einem Lächeln nach oben zogen, wie sich ihre Stirn leicht runzelte, wenn sie ernsthaft sprach, wie sanft ihre Stimme klang. Ich begriff, warum Martin Silenus verhindern wollte, dass ihr ein Leid geschah.
    »Ich frage mich, warum der alte Dichter sich nicht mit uns in Verbindung gesetzt hat, bevor wir das System verlassen haben«, überlegte ich laut.
    »Sicher hat er doch mit dir sprechen wollen.«
    Aenea strich mit den Fingern durch ihre Haare wie mit einem Kamm.
    »Onkel Martin würde mich nie über Richtstrahl oder Holo begrüßen. Wir waren übereingekommen, dass wir uns unterhalten würden, wenn diese Reise zu Ende ist.«
    Ich sah sie an. »Also habt ihr die ganze Sache geplant? Ich meine – deine Flucht, die Hawking-Matte – alles?«
    Bei dem Gedanken lächelte sie wieder. »Meine Mutter und ich haben die grundsätzlichen Details geplant. Als sie gestorben war, haben Onkel Martin und ich uns über den Plan unterhalten. Er hat mich heute Morgen zur Sphinx gebracht...«
    »Heute Morgen?«, sagte ich verwirrt. Dann begriff ich.
    »Es war ein langer Tag für mich«, sagte das Mädchen wehmütig. »Ich bin heute Morgen ein paar Stufen gegangen und habe die Hälfte der Zeit durchquert, seitdem es überhaupt Menschen auf Hyperion gibt. Alle, die ich kannte – ausgenommen Onkel Martin –, müssen tot sein.«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich. »Der Pax traf nicht lange nach deinem Verschwinden ein, daher könnten viele deiner Freunde und Angehörigen das Kreuz akzeptiert haben. Dann wären sie immer noch da.«
    »›Das Kreuz akzeptiert‹«, wiederholte das Mädchen und erschauerte.
    »Ich habe keine Angehörigen – meine Mutter war meine ganze Familie –, und ich bezweifle irgendwie, dass viele meiner Freunde oder Freunde meiner Mutter... das Kreuz akzeptiert haben würden.«
    Wir sahen einander einen Moment schweigend an, und mir wurde klar, wie exotisch dieses junge Geschöpf war; die meisten historischen Ereignisse auf Hyperion, mit denen ich vertraut war, hatten noch gar nicht stattgefunden, als dieses Mädchen »heute Morgen« die Sphinx betreten hatte.
    »Wie auch immer«, sagte sie, »wir haben nicht alles bis zu solchen Einzelheiten wie der Hawking-Matte geplant – natürlich wussten wir nicht, ob das Schiff des Konsuls damit zurückkehren würde –, aber Mutter und ich hatten vor, das Labyrinth zu benutzen, sollte das Tal der Gräber zum Sperrgebiet erklärt werden. Das hat gut geklappt. Und wir hatten gehofft, dass das Schiff des Konsuls da sein würde, um mich von dem Planeten wegzubringen.«
    »Erzähl mir von deiner Zeit«, sagte ich.
    Aenea schüttelte den Kopf. »Das werde ich«, sagte sie, »aber nicht jetzt.
    Du weißt über meine Ära Bescheid. Für dich ist sie Geschichte und Legende. Ich weiß nichts über deine Zeit – abgesehen von meinen Träumen
    –, also erzähl du mir von der Gegenwart. Wie breit ist sie? Wie tief? Wie viel davon steht zu meiner Verfügung?«
    Mir entging die Anspielung der letzten Fragen, aber ich erzählte ihr vom Pax – von der großen Kathedrale in St. Joseph und dem...
    »St. Joseph?«, sagte sie. »Wo ist das?«
    »Du hast es Keats genannt«, sagte ich. »Die Hauptstadt. Sie hieß auch Jacktown.«
    »Ah«, sagte sie, lehnte sich in die Kissen zurück und balancierte das Glas Fruchtsaft in ihren schlanken Fingern, »sie haben den heidnischen Namen geändert. Nun, meinem Vater würde es nichts ausmachen.«
    Es war das zweite Mal, dass sie ihren Vater erwähnte – ich vermutete, dass sie den Keats-Cybrid meinte –, aber ich fragte sie nicht weiter danach.
    »Ja«, sagte ich, »viele der alten Städte und Sehenswürdigkeiten wurden umbenannt, als Hyperion vor zwei Jahrhunderten dem Pax beitrat. Man sprach sogar davon, den Planeten selbst umzutaufen, aber der alte Name hat sich gehalten. Wie dem auch sei, der Pax regiert nicht direkt, aber das Militär brachte Ordnung in...« Ich redete noch eine ganze Weile und informierte sie über die Einzelheiten der Technologie, Kultur, Sprache und Regierungsform. Ich beschrieb ihr, was ich über das Leben auf fortschrittlicheren Welten des Pax gehört, gelesen und gesehen hatte, einschließlich der Pracht auf

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