Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
verlassen haben, aber seither nicht mehr angegriffen oder verfolgt. Wir haben den cislunaren Raum hinter uns gelassen und werden in zehn Minuten außerhalb des kritischen Schwerefeldes von Hyperion sein. Ich muss den Kurs für den Spinup berechnen. Erbitte Anweisungen.«
Ich sah das Mädchen an. »Die Ousters? Der alte Dichter hat gesagt, dass du dorthin möchtest.«
»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Aenea. »Welches ist die nächste bewohnte Welt, Schiff?«
»Parvati. Eins Komma zwo-acht Parsek. Sechseinhalb Tage Schiffszeit für den Transit. Drei Monate Zeitschuld.«
»War Parvati Teil des Netzes?«
A. Bettik antwortete. »Nein. Nicht zum Zeitpunkt des Falls.«
»Welches ist von Parvati aus die nächstgelegene Netzwelt?«, sagte Aenea.
»Renaissance Vector«, sagte das Schiff sofort. »Das wären zusätzliche zehn Tage Schiffszeit, fünf Monate Zeitschuld.«
Ich runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Die Jäger... ich meine, Außenweltler, für die ich gearbeitet habe, kamen für gewöhnlich von Renaissance Vector. Da ist viel los. Ich glaube, da sind jede Menge Schiffe und Soldaten.«
»Aber es wäre die nächste Netzwelt?«, sagte Aenea. »Es gab Farcaster dort.«
»Ja«, sagten A. Bettik und das Schiff im selben Moment.
»Dann setzen wir Kurs auf Renaissance Vector über das Parvati-System«, sagte Aenea.
»Es wäre einen Tag Schiffszeit und zwei Wochen schneller, direkt nach Renaissance Vector zu springen, wenn das unser Ziel ist«, riet das Schiff.
»Ich weiß«, sagte Aenea, »aber ich möchte trotzdem über das Parvati-System.« Sie musste den fragenden Blick in meinen Augen gesehen haben, denn sie sagte: »Sie werden uns folgen, und ich möchte nicht, dass sie unser wahres Ziel kennen, wenn wir dieses System nach dem Spinup verlassen.«
»Sie verfolgen uns noch nicht«, sagte A. Bettik.
»Ich weiß«, sagte Aenea. »Aber in wenigen Stunden werden sie es. Und dann für den Rest meines Lebens.« Sie sah wieder zur Holonische, als wäre dort die Persönlichkeit des Schiffs ansässig. »Bitte führe den Befehl aus.«
Die Sterne des Holodisplays veränderten sich, als das Schiff gehorchte.
»Siebenundzwanzig Minuten bis zum Übergangspunkt zum Parvati-System«, sagte es. »Immer noch keine Angreifer oder Verfolger, obwohl das Kriegsschiff St. Anthony unterwegs ist, ebenso der Truppentransporter.«
»Was ist mit dem anderen Kriegsschiff?«, sagte ich. »Der... wie hieß sie? Der St. Bonaventure.«
»Funkverkehr auf dem üblichen Band und Sensoren zeigen, dass es leckgeschlagen ist und Notsignale sendet«, sagte das Schiff. »Die St.
Anthony antwortet.«
»Mein Gott«, flüsterte ich. »Was war das, ein Angriff der Ousters?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf und entfernte sich von dem Flügel.
»Nur das Shrike. Mein Vater hat mich gewarnt...« Sie verstummte.
»Das Shrike?« Der Androide hatte es gesagt. »Meines Wissens und alten Legenden und Aufzeichnungen zufolge hat das Shrike Hyperion nie verlassen – für gewöhnlich hielt es sich in einem Gebiet von wenigen hundert Kilometern um die Zeitgräber herum auf.«
Aenea ließ sich in die Kissen sinken. Ihre Augen waren immer noch rot, und sie sah müde aus. »Ja, nun, inzwischen wandert es weiter herum, fürchte ich. Und wenn Vater Recht hat, ist das erst der Anfang.«
»Man hat seit fast dreihundert Jahren nichts mehr von dem Shrike gehört oder gesehen«, sagte ich.
Das Mädchen nickte geistesabwesend. »Ich weiß. Nicht seit die Gräber kurz vor dem Fall sich geöffnet haben.« Sie schaute zu dem Androiden auf.
»Herrje, ich bin halb verhungert. Und schmutzig.«
»Ich werde dem Schiff helfen, das Essen zuzubereiten«, sagte A. Bettik.
»Oben im Schlafzimmer und auf dem Fugendeck unter uns sind Duschen«, sagte er. »Im Schlafzimmer gibt es außerdem ein Bad.«
»Dahin gehe ich«, sagte das Mädchen. »Ich werde wieder unten sein, bevor wir den Quantensprung machen. Wir sehen uns in zwanzig Minuten.« Auf dem Weg zur Treppe blieb sie stehen und nahm wieder meine Hand. »Raul Endymion, es tut mir Leid, wenn ich undankbar wirke.
Danke, dass du dein Leben für mich riskiert hast. Danke, dass du mich auf dieser Reise begleitest. Danke, dass du dich auf etwas so Großes und Kompliziertes eingelassen hast, dass keiner von uns weiß, was aus uns werden wird.«
»Gern geschehen«, sagte ich etwas dümmlich.
Das Kind grinste mich an. »Du brauchst auch eine Dusche, mein Freund.
Eines Tages werden wir zusammen
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