Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Auferstehungskaplan zur Verfügung stehen, bemüht sich jeder Soldat des Pax, so gut wie möglich mit dem Trauma fertig zu werden. Am ersten Tag im Parvati-System müssen sie ihre Konferenzen häufig unterbrechen, wenn Erschöpfung oder Gefühlsaufwallungen sie überkommen. Nur Sergeant Gregorius ist äußerlich unberührt von dem Erlebnis.
Am dritten Tag treffen sie sich in der winzigen Offiziersmesse der Raphael, um ihre weitere Vorgehensweise zu planen.
»In zwei Monaten und drei Wochen wird das Schiff weniger als tausend Klicks von unserer Position entfernt im Parvati-System eintreffen«, sagt Pater Captain de Soya, »und wir müssen sicher sein, dass wir sie stellen und das Mädchen erwischen können.«
Kein Soldat der Schweizergarde hat gefragt, weshalb das Mädchen gefasst werden muss. Niemand wird das Thema anschneiden, wenn es der kommandierende Offizier – de Soya – nicht zuerst anspricht. Falls erforderlich, wird jeder sterben, um den rätselhaften Befehl auszuführen.
»Wir wissen nicht, wer sich noch an Bord des Schiffes befindet, richtig?«, sagt Corporal Kee. Sie haben diese Punkte bereits besprochen, aber ihr Gedächtnis funktioniert während der ersten Tage ihres neuen Lebens nicht zuverlässig.
»Nein«, sagt de Soya.
»Wir wissen nicht, mit welchen Waffensystemen das Schiff ausgerüstet ist«, sagt Kee, als würde er im Geist eine Checkliste abhaken.
»Korrekt.«
»Wir wissen nicht, ob Parvati das Ziel des Schiffs ist.«
»Korrekt.«
»Es könnte sein«, sagt Corporal Kee, »dass das Schiff sich dort mit einem anderen Schiff treffen soll... oder vielleicht möchte das Mädchen jemanden auf dem Planeten besuchen.«
De Soya nickt. »Die Raphael verfügt nicht über die Sensoren meines alten Kriegsschiffs, aber wir scannen alles zwischen der Oortschen Wolke und Parvati selbst. Wenn ein anderes Schiff vor dem des Mädchens eintrifft, wissen wir es sofort.«
»Ouster?«, fragt Sergeant Gregorius.
De Soya hebt eine Hand. »Das sind alles Spekulationen. Ich kann Ihnen sagen, dass das Mädchen als eine Bedrohung für den Pax eingestuft wird, daher liegt die Schlussfolgerung auf der Hand, dass die Ousters – sofern sie von ihrer Existenz wissen – sie sich schnappen möchten. Wir sind bereit, sollten sie es versuchen.«
Kee reibt sich die glatte Wange. »Ich kann immer noch nicht recht glauben, dass wir binnen eines Tages nach Hause springen könnten, wenn wir wollten. Oder Hilfe holen.« Zu Hause bedeutet für Corporal Kee die Republik Jamnu auf Deneb Drei. Sie haben schon besprochen, weshalb es sinnlos wäre, um Hilfe zu bitten – das nächste Kriegsschiff des Pax ist die St. Anthony, die, sofern de Soyas Befehle befolgt wurden, dem Schiff des Mädchens dicht auf den Fersen sein müsste.
»Ich habe den Befehlshaber der Pax-Garnison auf Parvati über Richtstrahl angefunkt«, sagt de Soya. »Wie unsere Computerinventarliste gezeigt hat, besitzen sie nur ihr orbitales Patrouillenschiff und ein paar Felshüpfer. Ich habe ihn angewiesen, jedes Raumfahrzeug, das sie haben, in eine cislunare Verteidigungsposition zu bringen, sämtliche Außenposten auf dem Planeten in Alarmbereitschaft zu versetzen und auf weitere Befehle zu warten. Sollte das Mädchen an uns vorbeikommen und dort landen, wird der Pax sie finden.«
»Was für eine Welt ist Parvati?«, fragt Gregorius. Die grollende Bassstimme des Mannes erregt immer de Soyas Aufmerksamkeit.
»Sie wurde nicht lange nach der Hegira von Reformierten Hindus besiedelt«, sagt de Soya, der das alles über den Schiffscomputer abgerufen hat. »Wüstenwelt. Nicht genug Sauerstoff für menschliches Leben –
hauptsächlich Kohlendioxyd-Atmosphäre –, und das Terraforming war auch nie besonders erfolgreich, also ist entweder die Umwelt angepasst oder die Bewohner. Die Bevölkerung war nie zahlreich – ein paar Dutzend Millionen vor dem Fall. Heute sind es weniger als eine halbe Million, und die Mehrheit davon lebt in der Großstadt Gandhiji.«
»Christen?«, fragt Kee. De Soya vermutet, dass die Frage nicht reiner Neugier entspricht; Kee stellt wenige willkürliche Fragen.
»Ein paar Tausend in Gandhiji sind konvertiert«, sagt de Soya. »Es gibt eine neue Kathedrale dort – St. Malachi –, und die meisten Auferstehungschristen sind prominente Geschäftsleute, die sich dafür stark machen, dem Pax beizutreten. Man hat die Regierung des Planeten – eine Art von gewählter Oligarchie – vor etwa fünfzig Standardjahren überreden können,
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