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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gut an dein Versprechen von gestern Nacht«, sagte sie. »Du wolltest mir etwas zeigen.«
    Er seufzte, rollte sich herum und blickte zur Decke. »Anums Palast. Du hast dein Vorhaben also nicht aufgegeben.« Er schüttelte den Kopf. »Ich stehe zu meinem Wort, auch wenn es der reinste Selbstmord ist. Aber immerhin verdanke ich dir mein Leben.«
    »Dann führe mich hin!« verlangte Nona.
    Sie erhoben sich. Kierszan warf Nona ein kurzes Kleid zu.
    »Von einer deiner Gespielinnen?« fragte Nona.
    Kierszan grinste. »Keine Eifersucht. Es stammt von einer Frau, die sich unserem Rudel anschloß.« Sein Lächeln gefror. »Auch sie starb durch die Hand der Dienerkreaturen.«
    Schweigend kleideten sie sich an.
    Er öffnete die Kellertür und zeigte ihr den Weg hinaus. Es war früher Morgen. Die Sonne war nicht zu sehen. Düstergraue Wolkenbänke verdeckten den Himmel.
    Die Straßen New Yorks wirkten bei Tageslicht noch gespenstischer als bei Dunkelheit. Normalerweise hätte hier die morgendliche Rus-h-Hour für ein Verkehrschaos sorgen müssen. Doch alles war menschenleer. Nona fragte sich, wie viele Menschen noch in New York City wohnten. Sie fragte Kierszan danach.
    »Die Stadt ist unterhöhlt wie eine Maulwurfswiese«, entgegnete er. »Die Menschen leben hauptsächlich in den Kellern und in den neugeschaffenen Gängen darunter. Es gibt nur wenige Gründe, die Oberwelt aufzusuchen. Um Nahrung zu finden, zum Beispiel.«
    In der Nähe des Central Parks stießen sie auf erste Menschen. Es war eine Gruppe von fünf Männern und Frauen. Sie wirkten wie heruntergekommene Obdachlose. Als sie Nona und Kierszan erblickten, schwenkten sie Knüppel und primitive Waffen.
    Die beiden machten einen Bogen um die Gruppe.
    Vereinzelt begegneten ihnen weitere Menschen. Sie waren auf der Suche nach Nahrungsmitteln oder nach Händlern, von denen sie etwas erstehen konnten.
    Nona erschauerte. In dieser Welt schien es nicht die geringste Hoffnung mehr zu geben. Es war eine unbarmherzige, kalte und zutiefst grausame Zukunft, in der sie sich befand. Anum hatte ein perfektes Schreckensregime errichtet.
    Vor ihnen erhoben sich mehrere Hochhäuser. Rauchfahnen zeigten an, daß in einige davon Schwelbrände fraßen. Niemand machte sich die Mühe, sie zu löschen.
    »Dort hinein?« fragte Nona überrascht, als Kierszan auf das Portal eines der Wolkenkratzer zusteuerte.
    Er nickte. »Von oben haben wir den besten Überblick. Es wäre zu gefährlich, noch näher heranzugehen. Anums Kreaturen sind überall!« Er schritt voran und stieß die in rostigen Angeln hängende Tür auf. Sie betraten einen großen Empfangsflur Auch hier war es menschenleer. Sie gingen an den nutzlosen Aufzügen vorbei zur Treppe.
    »Daran führt nichts vorbei«, seufzte Kierszan.
    Erst jetzt kam Nona wieder in den Sinn, was sie längst erfahren hatte: Anums Herrschaft fußte auch darauf, daß er sämtliche Technik unbrauchbar gemacht hatte. Wie, das vermochte sie nicht zu sagen; wahrscheinlich mit Hilfe seiner Hütermagie. Nichts funktionierte mehr: keine Autos, keine Rundfunkgeräte, nicht einmal automatische Waffen.
    Sie schritt tapfer voran. Kierszan folgte ihr.
    Nach einer kleinen Ewigkeit langten sie oben an. Kierszan öffnete eine Tür, die auf die Dachterrasse führte.
    »Nach dir!« sagte er mit einer einladenden Handbewegung. »Ich kenne den Anblick bereits.«
    Nona wand sich an ihm vorbei, betrat die Terrasse - und blieb überwältigt stehen. Fassungslos weiteten sich ihre Augen.
    Die Umrisse des Central Parks waren noch gut zu erkennen. Doch inmitten der gewaltigen Grünfläche ragte . etwas auf, das Nona kaum in Worte zu fassen vermochte. Die umliegenden Wolkenkratzer verblaßten gegen diesen schwarzen Moloch zu Zwergen.
    Die Festung selbst schien Nona uneinnehmbar. Nirgendwo war ein Eingang zu sehen. Lediglich einige Öffnungen in den höher gelegenen Teilen waren zu erkennen.
    Nonas Zuversicht schwand.
    »Von dort aus also zelebriert er seine dunkle Macht«, sagte sie beeindruckt.
    »Man sagt, daß er sich New York nur wegen der Bevölkerungsdichte ausgesucht hat. Um den Menschen seine Macht zu demonstrieren. Das wahre Zentrum seiner Macht soll sich in einem Weißen Tempel in Uruk befind-«
    Kierszan verstummte mitten im Wort. Mit einer Handbewegung bedeutete er auch Nona, zu schweigen.
    »Ich habe ein Geräusch gehört!« flüsterte er dann und deutete auf den Treppenaufgang. »Irgend jemand ist dort unten!«
    Mit einem Schritt war Nona neben ihm. Auch sie hörte nun

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