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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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Belustigung. »Prostituierte sind dort also gestattet? Sehr aufgeklärt!«
    Kristin lächelt schwach. »Die zweite Wahl«, sagt sie und schließt die Jalousien.
    Eine Sekunde später erscheinen wieder die Bilder der vier Bohrinseln auf der Leinwand. Auf einem Foto ist das Wasser von einem schrillen Türkis, auf den anderen Fotos dunkler.
    »Hier haben wir die Hauptverdächtigen. Auf allen wird nach Methan gebohrt. Sie befinden sich vor der Küste Sibiriens, in Indonesien, in der Nordsee und in der Karibik südlich von Florida«, sagt Ned. »Die Übrigen haben wir aus Gründen ausgeschlossen, die mit ihrer Betriebsart zusammenhängen. Diese vier haben gelbe Kräne.«
    »Die Bilder sind von ausgezeichneter Qualität«, bemerkt Harish Modak in fragendem Ton. »Besser als jede Satellitenaufnahme.«
    »Genau die Fotos, für die Spione töten würden«, murmelt Ned, erfreut, dass Harish seine Arbeit zu würdigen weiß. Er stellt das Bild schärfer. »Sie sind vom Militär.« Er klickt, worauf drei Bohrinseln verschwinden. »Das hier ist die sibirische. Endgame Beta.« Er zoomt zuerst die Spitze des Bohrturms und den gelben Kran heran, der an einer Seite der Bohrinsel aufgebaut ist.
    |294| »Noch näher«, kommandiert Bethany. Plötzlich blicken wir auf den Bierbauch eines Mannes in mittleren Jahren, der am Kontrollpult im Führerhaus sitzt. Sein Mund steht offen, als würde er gerade singen oder gähnen. Er hat keine Ahnung, dass man ihn fotografiert hat.
    »Erkennst du irgendetwas, Bethany?«, fragt Ned. »Den Typen hier? Kommt dir sonst etwas vertraut vor?«
    Bethany zuckt mit den Achseln und zeigt auf die Familienfotos, die an der Wand des Führerhauses hängen. »Kein nacktes Fleisch. Ich würde sagen, der sibirische Saubermann arbeitet in einer muschifreien Zone.«
    Ned klickt weiter zum nächsten Bild, auch nichts. Dann kommt Lost World in der Karibik mit einem unbemannten Kran an die Reihe. An der Innenwand des Führerhauses, links von Bedienhebel und Kontrollpult, befindet sich ein rosa Rechteck. Ned schneidet es aus und stellt es scharf. Plötzlich gewinnt das Stück Fleisch an Größe und Struktur, und wir starren auf zwei riesige Brüste mit dunklen Brustwarzen, groß wie Untertassen. Darüber das lächelnde Gesicht ihrer brünetten Besitzerin.
    »Her mit der Kotztüte!«, johlt Bethany. Ned scrollt hinunter, doch knapp unter dem juwelenbesetzten Bauchnabel ist Schluss.
    »Kein Venushügel«, konstatiert er trocken. »Sollen wir Miss November der Karibik ausschließen und weitermachen?«
    Auf dem nächsten Bild scheint die Sonne auf die Windschutzscheibe des Krans, sodass man außer dem Kopf des Kranführers nicht viel erkennen kann. Dennoch deutet Bethany aufgeregt auf das Foto.
    »Gehen Sie mal nach oben rechts. Hinter seiner linken Schulter und dann ein bisschen höher.« Der blonde Mann hebt gerade eine Dose Dr.-Pepper-Limonade an den Mund. Er trägt einen Handschuh. »Noch höher«, befiehlt Bethany. Etwas Glitzerndes, Rosafarbenes füllt grell die Leinwand aus. Ned zoomt es heran, bis das ganze Mädchen zu sehen ist. Eine Chinesin.
    Sie hat die Beine weit gespreizt.
    |295| Dazwischen ein feucht schimmerndes, fleischiges Durcheinander.
    »Das ist sie«, sagt Bethany gleichgültig. Sie scheint das Interesse verloren zu haben.
    Ned schaltet den Projektor aus, und der Raum taucht wieder ins Dämmerlicht. Als er spricht, klingt seine Stimme bedrückt. »Es ist Buried Hope Alpha.«
    »Mein Gott«, sagt Kristin Jonsdottir. »Die steht in der Nordsee. Hundert Kilometer vor der norwegischen Küste.«
    »Norwegen«, wiederholt Harish Modak. Er atmet schweigend ein und aus. Ich denke an Berge. An Kreuzfahrten in Fjorden. Dann geraten meine Gedanken ins Stolpern. Bethany befummelt gelangweilt die Pralinen, schaut angewidert auf den Käse und entscheidet sich für eine Litschi.
    »Buried Hope Alpha gehört Traxorac«, erklärt Ned. Sein Gesicht hat jegliche Farbe verloren, und die dunklen Bartstoppeln zeichnen sich scharf auf der Haut ab. Er wirkt gequält. Mir kommt der Gedanke, dass er sich ebenso einsam fühlt wie ich.
    »Kannst du die genauen Koordinaten bekommen?«, fragt Frazer Melville. Kristin Jonsdottir beißt sich auf die Lippen.
    Nach einem Fehlversuch erscheint eine geologische Karte auf der Leinwand: ein Gewirr dünner, konzentrischer Kreise, durch die Längen- und Breitengrade verlaufen. Ein kleiner roter Punkt zeigt wohl die Position der Bohrinsel an. Bethany gähnt demonstrativ, frustriert, weil sie

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