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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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geschehen, in irgendeiner Parallelwelt, die sich nicht an meine geistigen Ablaufpläne hält? »Na los, Süße, zeig uns deinen Schlitz.« Er hält die Hände hoch und lässt die Masse auf den Boden tropfen. »Dann stecke ich dir das hier rein. Besorge dir einen richtig guten Faustfick.«
    Rafik und ich sehen uns an und sind uns einig. Einer von beiden muss weg. Ich bin für Bethany. Der Kunstraum ist nicht groß genug für sie und jemand anders. Newton lächelt, der Lippenstift auf seinen Zähnen lässt ihn wie ein Raubtier aussehen, das eine Orgie mit rohem Fleisch gefeiert hat. Bevor ich einschreiten kann, hat er mit seiner tonweißen Hand auf Bethanys Globus geschlagen und eine nasse weiße Spur hinterlassen, die wie ein schmutziger Heiligenschein auf dem Äquator liegt. »Zeig uns deine Fotze. Los. Zeig, was du hast, Mädchen.«
    Die Lage eskaliert. »Scheiße, Hände weg von dem Globus«, sagt Bethany. Ihre Stimme klingt flach und ausdruckslos, was mich sehr beunruhigt.
    »Zeig uns deine Fotze. Und dann leckst du meinen großen schwarzen Schwanz.« Newton hat richtig Spaß an der Sache.
    »So, Newton«, sage ich scharf und winke Rafik heran. »Geh bitte vom Tisch weg. Ein Stück zurück.«
    »Sie meint es ernst«, sagt Rafik und spannt bedrohlich den Oberkörper an. Jeder, der hierherkommt, wird unweigerlich brutalisiert |123| und von der Dunkelheit berührt, auch wenn er es vorher nicht war. Egal, welche Position er hat.
    Newton schüttelt lachend den Kopf, als wäre dies der beste Witz seit Langem. Dann schlägt er mit der flachen Hand auf den Globus. Er dreht sich immer schneller, die Farben verschwimmen. Noch ein Schlag, fester, die Kugel schwankt trunken hin und her.
    Bethany ist zu schnell für mich.
    Mit einem lauten, tierischen Schrei hat sie sich auf Newton gestürzt und reißt ihn an den Haaren von dem kippenden Globus weg. Der prallt mit einer fast komischen Unvermeidlichkeit auf den Boden, hüpft einmal hoch und landet wieder, wobei er in bunte Splitter zerbirst. Noch immer kreischend schlägt Bethany mit den Fäusten auf Newton ein. Die riesigen Pantoffeln fliegen umher. Rafik wirft sich auf die beiden und versucht sie zu trennen. Rasch greife ich nach dem Alarm und der Spraydose unter meinem Sitz. Doch die Ereignisse überschlagen sich. Mit einem heftigen Tritt löst Newton die Arbeitsplatte von den Tischböcken, und ein Tablett mit halbfertigen Tonfiguren fällt krachend zu Boden, zusammen mit einem Becher Pinsel in Terpentinersatz. Bethany, Newton und Rafik kämpfen in einem Durcheinander aus Ton, Chemikalien und kaputtem Plastik miteinander. Als die Arbeitsplatte ein zweites Mal von Newtons Fuß getroffen wird, gibt sie den Kampf gegen die Schwerkraft auf und fällt auf mich zu. Ich will sie auffangen, aber das ist keine gute Idee. Ihr Gewicht kippt meinen Stuhl zur Seite, auf ein Rad, sodass ich halb unter ihr gefangen bin, während sich das andere Rad in der Luft dreht. Ich merke noch, wie die Tür auffliegt und sechs Krankenpfleger hereinstürmen, um Bethany zu überwältigen. Ich stemme mich gegen die Tischplatte, um den Sturz zu verhindern, kippe samt Platte zur Seite und schlage mit dem Kopf auf den Boden, als ich aus dem Stuhl geschleudert werde.
    Dann wird alles schwarz.
    Trotz Gehirnerschütterung komme ich zu früh wieder zu mir. Ich bin noch immer im Kunstraum, und alles ist voller Blut. Eine |124| breite Schliere führt zu Newton, der sich in eine Ecke gerollt hat. Er schreit und hält seinen blutverschmierten Unterleib umklammert. Rafik hat Bethany in den Schwitzkasten genommen. Durch halb geschlossene Augen sehe ich, wie man ihr eine Spritze in den Hintern verpasst. Unsere Therapiesitzung ist vorüber. Insgesamt würde ich sie als Misserfolg bezeichnen.
     
    Ich muss über Nacht zur Beobachtung im St. Swithin’s Hospital bleiben und werde am nächsten Morgen im Krankenwagen nach Hause gebracht. Zum Glück bin ich nicht schwer verletzt. Ich habe eine Wunde am Hinterkopf und eine am Oberschenkel, die ich nicht spüre und daher besonders sorgfältig behandeln muss. Bethany wurde isoliert. Sie hat sich an dem Plastiksplitter, mit dem sie auf Newton eingestochen hat, die Hand aufgeschnitten, doch die Verletzung ist oberflächlich und wurde an Ort und Stelle behandelt. Der Junge hatte weniger Glück. Er befindet sich noch im OP, wo man ihm ein Stück Kunststoff aus dem Hodensack entfernt. Vermutlich wird er den rechten Hoden verlieren.
    Ich frage mich, was der Verlust des Globus für

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