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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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aufgeschürfte Haut. Schmerz gegen Stolz: Ich will mein Schluchzen unterdrücken. Und verliere.
    Er lacht. »Gut gespielt.« Dann wirft er mein Portemonnaie auf den Boden, und der Inhalt landet auf dem Schotter. Mein Führerschein blickt zu mir auf.
    »Ich bin die Therapeutin Ihrer Tochter«, platze ich heraus. Meine Augen brennen vor Schmerz. »Sie hat Naturkatastrophen vorausgesehen. Sie hat Istanbul vorhergesagt.« Sein Körper erstarrt; er sagt nichts, aber ich spüre, dass er meine Worte registriert. »Können Sie mir das erklären, Mr.   Krall?«
    »Natürlich kann ich das erklären«, sagt er. Ein Schauer huscht über sein Gesicht. Angst, Verachtung oder beides? »Besser gesagt, der Teufel kann es. Mit ihm sollten Sie reden. Er hat die Macht über Bethany.«
    »Sie ist Ihre Tochter.«
    |183| »Nicht mehr. Ich bete jeden Tag meines Lebens für ihre Seele. Sie werden manipuliert, Ms. Fox. Und merken es nicht einmal.«
    Als ich mich so weit erholt habe, dass ich mich wieder bewegen kann, ist er verschwunden. Während ich mich in den Rollstuhl hieve, ist er in seine Kirche zurückgekehrt und hat die Tür hinter sich geschlossen. Ich bin allein.
     
    Ich schlucke meine Tränen hinunter und versuche, die ganze Sache eher amüsant als grotesk zu finden. Vom Auto aus rufe ich Frazer Melville an, doch er meldet sich nicht. Ich schalte das Radio ein. In der Türkei gibt es Geschichten von Rettungen in letzter Minute, von rührenden Wiedersehen, tragischen falschen Berechnungen, der Ausbreitung von Seuchen, stümperhaften Hilfsaktionen. Ich fahre und bemühe mich, nicht nachzudenken.
    Zu Hause wartet Frazer Melville mit einer Flasche Champagner und einem schwachen, unglücklichen Lächeln auf mich. »Heute feiern wir das Ende meiner Karriere als ernst zu nehmender Wissenschaftler«, verkündet er. Wir stoßen darauf an, dann säubert er meine aufgeschürfte Hand. Wir sind beide auf unsere Weise verzweifelt.
    »Du hast also die E-Mails verschickt?«
    »Ich habe mich auf die nächsten vier Ereignisse konzentriert, da die ersten drei bereits eingetreten sind und der letzte Eintrag keinen Sinn ergibt. Ich habe sie als Spekulationen einer Person präsentiert, die in der Vergangenheit Naturkatastrophen sehr genau vorausgesagt hat. Ich habe es neutral formuliert und Angaben zu der statistischen Wahrscheinlichkeit erbeten, mit der diese Ereignisse tatsächlich am angegebenen Datum eintreten werden. Außerdem habe ich Melina einige von Bethanys Mondlandschaften mit Maschinen geschickt. Ein ehemaliger Kollege von ihr hat Kontakt zu Harish Modak.«
    Ich sage, dass ich stolz auf ihn bin, doch die Tatsache, dass er tatsächlich auf »Senden« geklickt hat, macht ihm schwer zu |184| schaffen. »Und du meinst, dass diese Leute alle   … offen für Ideen sind, die du nicht beweisen kannst?«
    »Nicht alle. Melina tendiert nicht in diese Richtung, aber sie wird mir wohl die Ehre erweisen, eine ernsthafte Antwort zu schicken und die Sache nicht gegen mich zu verwenden. Sollte ihr Kontakt funktionieren, könnte Harish Modak tatsächlich das Risiko eingehen. Aus purer Neugier reagieren. Verrückt genug ist er.«
    »Ich habe einen seiner Artikel gelesen. Er hat mich beeindruckt. Obwohl ich mir das alles natürlich nicht eingestehen möchte.«
    »In mancher Hinsicht ist er Lovelocks geistiger Nachfolger. Andererseits auch wieder nicht. Ihm ist im Grunde völlig egal, was die Wissenschaft von ihm denkt. Dennoch hat er gewaltigen Einfluss.«
    »Und was jetzt?«
    »Wir trinken weiter, und du erzählst mir von Leonard Krall.«
     
    Am nächsten Morgen kommt mein Chef gleich zur Sache. Er hat soeben einen Anruf von Bethanys Vater erhalten. Einen Anruf, in dem dieser sich »zu Recht beschwerte«. Da es nichts zu sagen gibt, schweige ich. »Wollen Sie das bestreiten?«
    »Er hat mich aus dem Rollstuhl gekippt.« Das klingt ziemlich schwach.
    »Ja, das hat er mir auch erzählt. Dafür entschuldigt er sich. Trotzdem. Es ändert nichts an dem, was Sie getan haben, oder?«
    »Hat er sich nach Bethany erkundigt?«
    »Nein. Sie hat seine Frau ermordet, also hat er das Recht, auf Distanz zu bleiben. Außerdem geht es gar nicht um Bethany, sondern um Sie. Sie!« Er steht auf und schlägt mit der Faust auf den Tisch. Ich zucke instinktiv zusammen. Doch das stört ihn nicht. »Herrgott noch mal, Gabrielle. Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?« Dann setzt er sich unvermittelt und schlägt noch einmal mit der Hand auf den Tisch.
    Ich streiche meinen

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