Engel beißt man nicht! (German Edition)
des Daseins.
Um wen es diesmal ging, hatte Alana nicht preisgegeben. Natürlich nicht. Er verstand nicht viel von Computertechnologie, doch er wusste, dass selbst verschlüsselt gesendete Nachrichten nicht wirklich verschlüsselt waren. Die Regierungen der Sterblichen konnten alles lesen, wenn sie wollten. Julian hatte ihm das auseinandergesetzt. Der kam viel besser mit den neuesten technischen Errungenschaften zurecht. Für Sam war ein Computer unheimlicher als ein feuerspuckender Dämon. Schon das Fernsehen war ihm suspekt. Aber er konnte es dennoch genießen. Es war unterhaltsam und man konnte es jederzeit abschalten.
Er warf Damians Zaumzeug über den Haken und machte sich auf den Weg ins Haus. Die texanische Sonne brannte, doch unter seinem breiten Cowboyhut nahm er es kaum zur Kenntnis.
Die Fliegenschutztür fiel hinter ihm zu. Er kaute ein paar Mal auf seinen Kaugummi ein, ließ ihn dann wieder in der rechten Wange verschwinden. Er würde sich umziehen müssen. Packen. Er hasste packen. Nicht viel war nötig, denn ein Teil seiner Sachen war im Hauptquartier bei Julian untergebracht. Doch seine neuen Stiefel mussten mit und ein paar frische Hemden. Unglücklich, dass er nicht einfach per Höchstgeschwindigkeit nach England eilen konnte. Doch über dem Ozean funktionierte das nicht. Sie konnten nicht über das Wasser gehen wie Jesus. Schade, eigentlich. Wäre praktisch. Versuche seiner Kollegen hatten mit nassen Füßen geendet und einer Rettungsaktion per Boot, denn ein paar hundert Meter hatten sie es über die Wasseroberfläche geschafft, allein schon durch ihre enorme Geschwindigkeit. Über einen schmalen See flitzen klappte ohne Probleme.
Auch das coole sich in Rauch auflösen, wie in manchen Draculafilmen, funktionierte leider nicht.
Er zuckte mit den Schultern und schloss den kleinen Koffer. Alles bereit. Ab zum Flughafen. Seinem Vorarbeiter hatte er schon Bescheid gesagt. Mal wieder musste er auf unbestimmte Zeit verreisen. Er gab vor, neben der Pferdezucht auch noch im Ölgeschäft zu sein, was ihm in Texas jeder abnahm. Dieses Business erforderte Reisen. Kein Problem, Cliff kümmerte sich in der Zwischenzeit um alles. Cliff Benson, Vormann und regelmäßiges Mittagessen zugleich.
Sam grinste. Seit er vor einigen Jahren zum Farmer geworden war, um sein manchmal überschäumendes Temperament zu beruhigen, genoss er sein Dasein wieder. Er hatte seine Berufung gefunden. Hier draußen, weit ab der Großstädte, fühlte er sich wohl und unbedroht.
Cliff, ein stattlicher Schwarzer mit schneeweißen Zähnen, saß in der Küche und schlürfte ein grausames Gebräu, das den Namen Kaffee nicht verdiente. In diesen modernen Zeiten durfte Sam aus politisch korrekten Gründen den Ausdruck Schwarzer nicht mehr sagen, aber seit Jahrhunderten daran gewöhnt , tauchte das Wort in seinen inneren Monologen nach wie vor unverändert auf.
„Wann wirst du wieder zurück sein?“
Sam gab ihm den K eine-Ahnung-Blick. „Du weißt doch, ich kann das nie so genau sagen. Diesmal könnte es allerdings länger dauern.“ Alana hatte das E -M ail in roter Farbe geschrieben. Das bedeutete oberste Dringlichkeit.
„Länger?“
„Wochen vielleicht.“
„ Wochen? Aber was ist mit dem Zuchthengst, den du verkaufen wolltest?“
Sam spuckte den Kaugummi in den Müll. „Der Kunde kann warten. Das wird ihn mürbe machen und ich bekomme einen besseren Preis.“ Er grinste Cliff an, der anerkennend nickte.
„Okay. Dann wünsch ich dir ne gute Reise, und auf dass deine Geschäfte erfolgreich sein werden.“
Sam überlegte kurz. Der Flug nach England, mit all den amerikanischen Sicherheitsvorschriften, wie beispielsweise drei Stunden vor Abflug zu erscheinen, und sämtliche Wartezeiten inbegriffen, konnte leicht acht bis zehn Stunden dauern. Er würde hungrig werden. Sein Blick bohrte sich in Cliffs Augen. Dessen L ider flackerten, bis er ins Leere starrte. Sam knöpfte das Hemd des Mannes auf und zog es über die Schulter. Dann biss er zu.
St. Tropez, Südfrankreich
„Aber du kannst doch jetzt nicht einfach gehen, Jacques?“, beklagte sich die weißblonde Sekretärin des Fallschirmspringerklubs.
Jacques hatte gerade seine E -M ails gecheckt. „Ich muss aber los, Süße, Geschäft ist Geschäft und Spaß ist Spaß.“ Er ließ den Laptop in eine schwarze Tasche gleiten.
„Aber was ist mit dem Tandemsprung, den du mir heute versprochen hast?“ Sie zog einen perfekten Schmollmund.
Er genoss es mit
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