Engel beißt man nicht! (German Edition)
Kaffeemaschine in den Parkettboden und vertiefte sich immer wieder in alte Schriften. Eine Vampirrasse wie diese war nirgends erwähnt. Es war zum Verzweifeln. Gabriel meldete sich noch immer nicht. Anscheinend musste sie allein mit ihren Problemen fertig werden. Aber das hier ging zu weit. Sie war kurz davor , das Telefongespräch mit Julian einfach zu beenden indem sie auflegte.
„Mein Haus ist sicherer für dich“, beharrte er.
Sienna schnaubte. „Ich kann nicht glauben, dass du dich plötzlich um meine Sicherheit scherst. Gestern wolltest du mir noch das Licht ausbeißen.“
„Die Prioritäten haben sich geändert.“
„Inwiefern?“
„Gemeinsam haben wir eine bessere Chance gegen Ashton.“
Sie lehnte sich an die Wand in der Küche und schwieg.
„Er will die Papiere, er will dich tot sehen. In meinem Haus bist du … “
„Das sagtest du schon. Obwohl du sehr gut weißt, dass er mir nichts tun kann.“
Der sonst ruhige Julian erlaubte sich ein Seufzen. „Sienna, du hast keine Ahnung. Was er gestern geboten hat war nur ein Vorgeschmack seiner Fähigkeiten.“
Sienna rollte ihren Blick gen Zimmerdecke. „Ich habe schon begriffen, dass ein paar Knollen Knoblauch für neunundneunzig Cent aus dem Supermarkt ihm nicht den Tod bringen. Aber ich bin nicht wirklich in Gefahr , verstehst du das denn nicht? Ich brauche kein Zeugenschutzprogramm.“
Sein Ton war nun eindringlich und weit direkter. „ E s gibt Schlimmeres als den Tod. Er kann dir zeigen, Engel, wie es in der Hölle ist. Und w enn er dich entführt , nutzt das niemandem etwas. Dann haben wir nur ein Problem mehr. Du hast gesehen wie stark er ist. Und nichts für ungut, aber es ist ein Leichtes für ihn , dich strategisch zu überlisten.“
Sie wollte widersprechen, aber sie musste ihm recht geben. Sie hatte jämmerlich versagt, was das Strategische anging. Zwar hätte sie ein paar geschickte Drehungen und Wendungen auch hinbekommen, aber Engel waren gemeinhin keine Ninja-Kämpfer. Vielleicht sollte sie Gabriel um eine solche Ausbildung bitten. Moderne Zeiten verlangen moderne Methoden.
„Was schlägst du a lso vor?“
Falls er stolz auf seinen Sieg war, ließ er es seiner Stimme nicht anmerken. „Ich schlage vor , du wohnst erst einmal bei uns im Hauptquartier. Lernst die Jungs kennen. Wir haben ohnehin gleich ein Meeting. Dann besprechen wir alle zusammen wie es weitergeht. Ich lasse dich abholen. In einer Stunde.“
Das Telefon tutete in ihr Ohr. Der Mistkerl hatte einfach aufgelegt. Führte man so zivilisierte Konversationen? Er behandelte sie noch immer wie eine Kuh auf der Weide. Almabtrieb in einer Stunde. Melken in zwei. So konnte das nicht weitergehen. Hochmut gehörte nicht zu ihren Eigenschaften, aber ein klein wenig Respekt durfte schon sein.
Wütend stampfte sie durch das Haus, das sie so liebte und nun verlassen musste, wegen ein paar Blutsaugern, die nach der Weltherrschaft strebten. Die Reisetasche füllte sich dabei fast von selbst.
Julians Anwesen war einst ein Schloss gewesen. Sienna bestaunte die düstere Fassade, die an Lords und Ladys und Pferdekutschen erinnerte, an Dienstboten mit Häubchen. Sienna hatte zu diesen Zeiten selbst über Dienstboten verfügt und erinnerte sich wehmütig an Elisabeth, ein liebes Mädchen, das an der Schwindsucht gestorben war. So viele Menschen waren von ihr gegangen. Manche würde sie nie vergessen.
Sie ärgerte sich darüber, dass sie noch immer nicht sagen konnte, ob der Fahrer der Limousine, die ihr geschickt worden war, zu den Menschen oder den Blutsauger n gehörte. Sie tippte auf Mensch, weil sie Emotionen empfing. Der Mann strahlte Reizbarkeit aus, die er durch hartnäckiges Schweigen äußerlich verbarg. Sie hatte versucht , ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch viel war nicht aus ihm herauszukriegen. Sicherheitshalber hatte sie das Thema Vampire ausgelassen.
Der Mann stellte ihre Tasche vor die Haustür, betätigte die Klingel und trat einen Schritt hinter Sienna. Als geöffnet wurde, begab er sich ebenso schweigsam zum Wagen zurück. Ein seltsamer Kauz.
„Da bist du ja, meine Liebe“, sagte Alana mit überschwänglicher Freundlichkeit, die nur gespielt sein konnte.
Ihr traute Sienna am wenigsten. War Alana doch in ihr Haus gekommen, um sie zu töten, daran bestand kein Zweifel. Lediglich aus Trotz gegen Ashton hatte sie ihre Meinung geändert und war dann von der Neuigkeit einen Engel vor sich zu haben abgelenkt worden. Nun waren die Karten neu verteilt.
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