Engel_der_Elemente-1
die junge Frau - Engel - glatt zerbrechen. Auch wenn sie nicht viel kleiner war, so war sie neben ihm wie ein zierliches Püppchen. Dennoch - diese beiden gehörten unverkennbar zusammen. Das war zu spüren und zu sehen.
An wen bin ich hier geraten?, fragte er sich.
Ednas Worte rissen ihn aus seinen Gedanken.
„Anthony, das ist Sebastian. Wir haben ihn unterwegs getroffen. Er wird mit uns kommen.“
Anthony sah den jungen Mann an. Blasse Haut, schwarze Kapuzenjacke, schwarze Hose.
Der ist so weiß wie ein Toter!, dachte er.
„Warum?“, wollte er wissen.
„Sebastian, nimm doch mal bitte die Kapuze runter", wandte sich Edna an ihn.
Er tat es, schob den Stoff herunter und Anthony sah von ihm zu Edna. Dann wieder hin und her.
Das ist ja ...!, Anthony traute seinen Augen kaum.
„Wer. Ist. Das?“, fragte er.
„Tja, das wissen wir auch nicht so genau. Es gibt nur ein paar Auffälligkeiten, und die will ich mit meinem Vater klären.“
„Zu verständlich!“, schaltete Stephan sich ein.
„Habt ihr wenigstens etwas heraus gefunden?“, fragte Layla ihn.
„Oh ja. Aber das erzählen wir zu Hause. Nichts für viele Ohren - man kann nie wissen, wer alles zuhört.“
Sie nickte.
Zurück am großen Haus lief Edna mit Anthony und Sebastian im Eiltempo in ihr Zimmer. Sebastian hatte kaum Gelegenheit, sich das Haus anzusehen.
Aus dem Schrank zog sie ihr rotes Gewand und die roten Sachen, die Anthony sonst zur Anrufung trug.
„Da ist das Bad. Zieh dir das an, und nur das. Keine Wäsche, es sei denn, sie ist rot.“
Damit schob sie ihn durch die Tür.
Anthony hatte sich auf das Bett gesetzt und Edna begann, ihre Kampfmontur vom Körper zu schälen.
„Müsstest du dich nicht vorher waschen?“, fragte er sie.
„Keine Zeit. Ich will das jetzt geklärt haben!“, grummelte sie, während sie das Gewand über den Kopf zog.
Sie war gerade fertig, da trat Sebastian aus dem Bad. „Und jetzt?“, fragte er.
„Jetzt kommt die Anrufung. Komm hier her und halte deine Hände neben die Kerze, so wie ich.“ Anschließend sagte sie ihm den Text, den er aufsagen musste.
Zusammen sprachen sie die Worte noch einmal und wenige Augenblicke später fanden sie sich auf der göttlichen Ebene wieder.
Sebastian öffnete staunend den Mund. Sie waren in dem großen Innenhof gelandet. Darragh saß an dem kleinen Tisch und sah die beiden mit schuldbewusster Mine an.
„Hallo, Vater", sagte sie.
Sebastian sagte nichts, er starrte nur auf den Gott, der ihm so verdammt ähnlich sah.
„Hallo Edna, hallo Sebastian“, seufzend stand Darragh auf. „Ich habe mich schon gefragt, wann es so weit ist. Leider bleibt auch die kleinste Sünde nicht ungesühnt und meine holt mich gerade ein.“
„Dann ist es also wahr? Du bist auch sein Vater?“
„Ja Edna. Sebastian und du, ihr seid Halbgeschwister.“
Mit noch immer geöffnetem Mund ließ Sebastian sich auf den Boden sinken. Was für ein Schock! Er war der Sohn eines Gottes!
Dann wurde er wütend. „Warum habe ich das all die Jahre nicht gewusst? Hast du meiner Mutter verboten, es mir zu sagen?“
„Nein. Ich war mit deiner Mutter nur während einer Nacht zusammen. Wir Götter waren auf der Erde, um nach den passenden Menschenfrauen zu suchen, die die Engel gebären sollten. Dabei traf ich deine Mutter. Sie und ich verstanden uns auf Anhieb, weshalb ich sie nach Hause begleitet habe. Wir Götter waren immer der Meinung, dass bei magischen Wesen keine Zeugung stattfinden kann – welch ein Irrtum, wie sich herausstellte.“
„Das heißt, ich bin das Ergebnis von einem One-night-stand ?“
„Ja. Als deine Mutter die Schwangerschaft bemerkte, kam nur ich infrage. Sie hat bei mir um Empfang gebeten. Ich habe ihr meine Unterstützung angeboten, doch sie lehnte ab. Sie verlangte sogar, mich dir nie als Vater zu offenbaren.“
„Und da warst du natürlich einverstanden! Denn du suchtest ja nach einer Frau, mit der du einen Engel zeugen kannst!“, Sebastian spie die Worte richtig aus, danach drehte er sich weg.
Edna legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
„Hör auf, bitte. Ich verstehe deine Wut. Sehr gut sogar. Sieh dir mich an, ich wurde nur geboren, um zu kämpfen!“
„Meine Kinder. Es tut mir so leid. Doch auch wir Götter unterliegen dem Willen des Schöpfers. Die Engel dürfen nur mit Menschenfrauen gezeugt werden und sie sind immer weiblich. Daher konnte ich dich nicht vorschlagen, Sebastian. Im Übrigen hätte deine Mutter es sowieso verboten.
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