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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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Gräfin im Bett gelegen hatte. Am liebsten hätte er den Kaplan auf der Stelle auspeitschen und an den Pranger stellen lassen. Aber das konnte er sich nicht erlauben. Nicht in einer Situation wie dieser.
    „Antworte!“, befahl Konrad barsch, als Hieronymus ihn schweigend ansah.
    Der Kaplan bemühte sich, ruhig und leise zu sprechen, obwohl es in ihm brodelte. Er atmete tief durch, legte auf dem Tisch die Hände übereinander und fuhr sich mit der Zunge langsam über seine dünnen Lippen, ehe er begann. „Eure Gemahlin war eine gute Christin und eine fromme, tugendhafte Frau.“ Er hielt kurz inne, um dem Graf die Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. Aber Konrad schwieg. „Gerade deswegen werden die Weiber versuchen, sich ihrer Seele zu bemächtigen. Die Gräfin hat einen schweren und tragischen Tod erlitten und ist in dem Moment von uns gegangen, als sie Eurem Sohn das Leben geschenkt hat. Ihre Seele hat einen schweren Weg vor sich. Wie jede gute Mutter und Ehefrau wird sie Euch und das Kind nicht verlassen wollen. Versteht Ihr, was ich sage, Herr?“
    Der Kaplan wurde immer wütender, weil Konrad sich von ihm abwandte und seinen Blick auf Franzi richtete, die gerade eben im Saal erschienen war.
    „Worauf willst du hinaus?“ Konrads Stimme klang desinteressiert.
    Der Kaplan warf Franzi einen kurzen Blick zu. Anders als die meisten in der Burg hegte er keinen Groll gegen die junge Frau, sondern eher gegen den Grafen. Er sah nur zu genau, wie sehr sich das Bauernmädchen vor dem Grafen fürchtete und sich seinen lüsternen Blicken zu entziehen versuchte. Angewidert sah er mit an, wie der Graf mit glänzenden Augen auf die Umrisse von Franzis Brüsten starrte. Sie zeichneten sich deutlich unter ihrem Kleid ab, während sie sich über den Tisch beugte, um den Männern die Becher zu füllen.
    Franzi wagte es nicht, den Männern in die Augen zu sehen. Mit gesenktem Kopf trat sie zurück, verbeugte sich hastig und verließ wieder den Saal.
    „Ich fürchte, Eure Gemahlin ist deswegen in Gefahr, weil sie die Liebe zu Euch und Eurem Kind hier festhält. Sie bringt es nicht über sich, diesen Ort zu verlassen. Genau das ist es, was sie zu einer leichten Beute macht. Wenn die Weiber sich ihrer erst einmal bemächtigt haben, ist sie verloren.“
    Konrad trank gierig. Seine Züge verhärteten sich. Er hatte verstanden, worum es dem Kaplan ging und ahnte bereits, was der sogleich sagen würde.
    „Ihr meint also, dass wir für meine Frau beten sollten, damit sie in Frieden diesen Ort verlassen kann?“
    „Nicht nur beten“, erwiderte Hieronymus. „Wir müssen Eurer Gemahlin den Abschied erleichtern.“
    „Und wie?“
    Obwohl ihm aus den Augen des Grafen Feindseligkeit entgegenleuchtete, hielt der Kaplan seinem Blick stand. „Indem wir ihrer in Liebe gedenken und sie wissen lassen, dass auch nach ihrem Weggang alles so weitergehen wird, wie sie es sich zu Lebzeiten gewünscht hat. Nur so wird sie in Frieden gehen können. Kümmert Euch um Euren Sohn in dieser Nacht, so wie sie es getan hätte, wenn sie noch am Leben wäre. Lasst sie wissen, dass Ihr über ihn wachen werdet in dieser schweren Stunde.“
    „Ich soll an der Wiege meines Sohnes Wache halten? Das ist Sache der Amme und der Kinderfrauen.“
    „Normalerweise schon, aber nicht unter diesen Umständen. Ich werde mich wieder in die Kapelle begeben und dort die Nacht an der Seite Eurer verstorbenen Frau verbringen. Geht Ihr zu Eurem Sohn. Wenn Eure Gemahlin ihr Kind in Sicherheit weiß …“
    „Mein Sohn ist in Sicherheit!“
    „Seid Euch dessen nicht so sicher!“, erwiderte Hieronymus mit lauter Stimme und erhob sich. „Das Wilde Heer war hier in der Burg und es wird zurückkehren! Denkt an meine Worte. Stürzt uns nicht alle ins Unglück mit eurer gottlosen Gleichgültigkeit.“ Der Kaplan geriet immer mehr in Rage. Er wich auch dann nicht zurück, als Konrad sich ebenfalls erhob. Der Graf stützte seine Hände auf die Tischplatte und beugte sich drohend vor. Ehe er jedoch etwas entgegnen konnte, fuhr Hieronymus fort: „Ich habe keine Angst vor Euch. Ich fürchte mich allein vor Gott und seinem Zorn. Und Ihr könnt sicher sein, dass Er uns bestrafen wird, wenn wir die Seele Eurer Gemahlin den nachtfahrenden Weibern überlassen. Beschwört nicht noch größeres Unheil herauf. Wir alle sind bereits genug gestraft durch den Tod der Gräfin. Geht zu Eurem Sohn und tut Eure Pflicht gegenüber Gott und Eurem verstorbenen Weib! Und lasst dieses arme

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