Engel der Kindheit
gebaut wurde, einen Riesenkrach mit Samuel, der sich fortsetzte, als sie gesunken war. Ich weiß nicht, ob ich nicht irgendwann einmal eine Waffe gegen diese Familie benötige, um mich aus ihren Klauen zu befreien!“ Ehrlich blickte Nils Mathew direkt in die Augen, wich seinem bohrenden Blick nicht aus, sondern hielt der eingehenden Musterung stand.
„Ich glaub dir! Ich werde es mir überlegen, ob ich die Originale aus der Hand gebe! Wenn du etwas gegen die Rodneys in der Hand haben möchtest, dann frag doch auch mal bei Henry!“ Einfach so warf Mathew ihm diese Bemerkung vor die Füße, er wusste, dass Nils sie aufgreifen würde.
Gespannt lehnte Nils sich auf seinem Stuhl zurück, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch gegen die Decke.
Nach außen hin seelenruhig, fasste Mathew in seine Jackentasche, holte seine gebogene Pfeife heraus, öffnete den ledernen Tabakbeutel, den er ebenfalls aus der Jacke zog, stopfte sich von dem würzigen, feuchten Tabak in seine gebogenen Pfeife, hielt die Flamme des Feuerzeugs darüber und paffte ein paar Mal daran, bis sie die richtige Glut entwickelt hatte.
„Was weißt du sonst noch?“ Neugierig steckte Nils den Bleistift hinter das Ohr, stütze seinen Arm auf dem Zeichenbrett auf und leugnete nicht sein gewecktes Interesse.
„Ich weiß einiges! Aber Henry hat die Beweise! Ich sage dir, wenn davon was an die Presse kommt, weiß morgen die ganze Welt Bescheid, wie Politik gemacht wird. Mit welchen Mitteln Wahlen gewonnen werden, wer Schmiergelder entgegennimmt, welchen Delikten die Polizei nie nachgeht und welche nie stattgefunden haben, aber einem unliebsamen Gesellen in die Schuhe geschoben werden. Samuel Rodney gehört zu den Reichsten des Landes. Er hat überall seine Finger im Spiel, ohne seine Entscheidungen dreht sich in Australien kein Rad mehr! Er sitzt im Hintergrund und hält das Ruder in der Hand! Henry ist auf noch etwas gestoßen, von dem ich mir nicht einmal traue, eine Bemerkung zu machen! Ich denke, wenn uns einer auf die Schliche kommt, sind wir tote Männer! Das hier ist kein Kinderspiel mehr!“ Abwartend sah Mathew Nils an.
Dieser hatte die Augenbrauen zusammengezogen, steile Falten zeigten sich zwischen seiner Nasenwurzel.
„Wir sollten uns an einem Ort treffen, an dem wir uns in Ruhe unterhalten können!“ Bis zum Hals schlug Nils Herz. In seinem Inneren fühlte er, dass er den Schlüssel zu etwas gefunden hatte, von dem er noch nicht wusste, für welches Schloss er ihn benötigen würde.
„Abgemacht!“ Mit dem Mundstück seiner Pfeife deutete Mathew auf die Pläne, die sie gemeinsam überarbeiteten.
Energisch drückte Nils seine Zigarette im Aschenbecher aus und versuchte sich auf die Zeichnungen zu konzentrieren.
Lediglich etwas über acht Monate gönnte Marie-Luise ihrem Kind den Aufenthalt in ihrem Körper. Zusammen mit ihrem Arzt hatte sie den Termin für den Kaiserschnitt geplant, an dem sie sich gleichzeitig sterilisieren lassen wollte.
Geraume Zeit schon teilten Nils und Marie-Luise das Schlafzimmer nicht mehr miteinander. Nur noch Abscheu empfand sie für ihn, seit sie seine Narben gesehen hatte. Er bewohnte nun einen abgelegenen Trakt in der Villa, den er nur für sich hatte.
Für das Baby war eine Kinderfrau eingestellt worden. Um die Auswahl hatte Marie-Luise sich nicht gekümmert, ihr war es gleichgültig, von wem das Kind betreut werden würde. Für sie war wichtig, dass sie sehr schnell ihre alte Figur wiedererlangen würde und ungehindert ihren Vergnügungen nachgehen konnte.
Zeitaufwendig hatte Nils eine freundliche, mütterliche Frau ausgesucht, die bereits Erfahrung in der Kinderpflege vorzuweisen hatte. Ihre eigenen Kinder und zwei weitere hatte sie großgezogen. Maria war fünfzig Jahre alt, ihre Figur war kugelrund, aber Nils fand ihre herzliche Art erfrischend, sie sah aus, wie wenn sie durch nichts aus der Ruhe zu bringen war und freute sich auf das Baby.
Gerne hätte Nils die Wiege in seinem Zimmer aufgestellt, aber er war bei seiner Arbeit so gefordert, dass er auf seinen Schlaf nicht verzichten konnte.
„Ich kann es nicht erwarten, bis ich diesen lästigen Bauch endlich los sein werde!“ Perfekt geschminkt saß Marie-Luise neben Nils in seinem Mercedes SLK, der ihm seit der Hochzeit zur Verfügung stand.
Abfällig sah Nils sie an, er wusste, wie sehr sie versucht hatte, kein Gewicht zuzunehmen. Beim Abendessen, das sie meist in dem großen, antiken Speisezimmer gemeinsam einnahmen, ließ sie
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