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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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die aufgetragenen Speisen zum Großteil zurückgehen. Ausnahmslos frisches Obst oder Gemüse pickte sie sich heraus, nur so war es ihr gelungen, trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft beinahe eine Figur wie ein Model aufzuweisen. Spitz und klein war ihr Bauch, er konnte nur hoffen, dass ihre Ernährung dem Baby nicht geschadet hatte.
    Zu dieser Bemerkung äußerte Nils sich nicht. Nur das Nötigste sprachen Marie-Luise und er miteinander.
    „Ich werde das Baby gleich mit nach Hause nehmen! Wenn ich dich richtig einschätze, wirst du sowieso keinen Wert auf seine Anwesenheit legen oder täusche ich mich?“ Einzig Kälte sprach aus seinem Blick.
    „Du täuschst dich nicht! Allerdings sollte mein Vater das Kind zu sehen bekommen, ansonsten kannst du mit ihm machen, was du möchtest!“ Kritisch betrachtete Marie-Luise ihre Fingernägel, die sie sich gestern noch hatte frisch maniküren lassen. Die Nägel waren lang und spitz gefeilt, leuchtend roter Nagellack war frisch aufgetragen.
    Gemächlich fuhr Nils in die Auffahrt des Krankenhauses. Selbstverständlich durfte er auf dem Privatparkplatz des Krankenhauses parken. Aus dem Kofferraum nahm er Marie-Luises schweren Koffer. Überrascht hatte Nils sie angesehen, als er ihn zu Hause in den Wagen geladen hatte. Aber bis Marie-Luise alle Tiegel, Salben und Cremes, die nötige Garderobe zum Auffallen und ihre aufreizenden Nachtgewänder verstaut hatte, war ohne weiteres ein Koffer gefüllt.
    „Wenn du etwas benötigst, kannst du mich anrufen, sonst denke ich, dass ich auf Besuche verzichten werde.“ Neben Marie-Luise schritt Nils durch die sich weit öffnende Türe des Krankenhauses. Im Eingangsbereich waren verschieden Sitzgruppen angeordnet, in denen sich die Patienten mit ihrem Besuch unterhalten konnten. Dahinter fuhren die Aufzüge in die verschiedenen Stockwerke. Zielsicher schritt Marie-Luise zu dem Aufzug, drückte den silbernen Knopf, der augenblicklich aufleuchtete, klingend öffneten sich die Fahrstuhltüren.
    Schwingend wiegten ihre Schritte, als sie vor ihm die große Kabine betrat.
    Im sechsten Stock ging sie vor ihm über die mit kaltem Neonlicht beleuchteten Flure, zielstrebig steuerte sie eine verschlossene Türe an, an der sie läutete.
    „Ah, Marie-Luise! So pünktlich! Ich freue mich! Wenn du möchtest, kann es gleich losgehen!“ Erfreut reichte Doktor Stendal ihr die Hand. „Herr Keller, ich darf Sie bitten, in dem kleinen Nebenraum des Operationssaales zu warten! Die Hebamme wird Ihnen das Kind bringen, wenn es zur Welt gekommen ist!“
    Über die Sprechanlage benachrichtigte Doktor Stendal eine Schwester, die Marie-Luises Koffer übernahm und sie zu ihrem Privatzimmer führte.
    Ohne einen weiteren Blick schritt Marie-Luise aus dem Raum, Nils ließ sich von dem Arzt den angekündigten Nebenraum zeigen. Eine kleine, gemütliche Ledersitzecke mit einem runden Tisch, auf dem verschiedene Zeitungen lagen, war in der Mitte des kargen Raumes platziert. Dichte, weiße Vorhänge behinderten die Sicht auf den Park des Krankenhauses.
    „Es dauert mindestens noch eine Stunde, bis Marie-Luise vorbereitet ist! Wenn Sie möchten, können Sie es sich solange hier oder in unserer Cafeteria gemütlich machen!“ Leicht neigte Doktor Stendal den kahlen Kopf, ehe er sich rasch entfernte.
    Spontan entschied Nils sich, hier zu warten. Leger setzte er sich in einen der Sessel, sein Körpergewicht konnte die hohe Rückenlehne nach hinten bewegen, so konnte er sich ganz entspannt zurücklegen, die Augen schließen und seinen Gedanken nachhängen.
    Seit ungefähr einem Monat hatte Nils in seinem persönlichen Safe genug belastendes Material, um Samuel Rodney für Jahre ins Gefängnis zu bringen.
    Henry Nelson, dem Buchhalter und Finanzexperten von `Rodneys Sea Side´, waren bereits vor Jahren Ungereimtheiten in den Kassenbüchern aufgefallen. Kritisch hatte er jede Buchung unter die Lupe genommen, war verdeckten Zahlen nachgegangen und war so auf Schmiergelder gestoßen, die `Rodneys Sea Side´ Aufträge eingebracht hatte. Im Gegenzug hatten hohe Politiker die Gunst genossen, die teuersten Luxusjachten für einen Spottpreis zu erwerben. Dadurch wurden sie erpressbar, was Samuel Rodney durchaus zu seinen Gunsten ausnützte. Die Santa Barbara fuhr unter der Flagge der australischen Handelsmarine. Lange Zeit hatte Henry sich gefragt, wie ein Segelschiff gewinneinbringend die weitesten Strecken über die Meere zurücklegen konnte, ohne dass ein australischer

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