Engel der Kindheit
Frontal musste sie einen anderen Verkehrsteilnehmer gerammt und, wenn Nils die Heimlichtuerei richtig deutete und Fahrerflucht begangen haben.
Zufrieden verstaute Nils die gefaltete Seite in seiner Innentasche des Jacketts, zückte seine Brieftasche und legte einen ansehnlichen Stoß Geldscheine auf den Tisch.
Raffgierig nahm Whitney das Bargeld entgegen, seine Augenbrauen schnellten nach oben, als er die Summe überschlug, Nils erhob sich.
„Ich hoffe, dass Ihre Arbeiter auch einen Teil davon abbekommen werden!“
„Selbstverständlich! Wir sind ein soziales Unternehmen!“ Zuvorkommend überreichte Whitney, der Nils an ein ausgekochtes Schlitzohr erinnerte, den Autoschlüssel, führte ihn über den geteerten Hof durch ein blickdichtes Gartentor zu einem Privatgelände. Geschützt hinter hohen Bäumen lag eine herrschaftliche weiße Villa, mit runden Türmen und einer Freitreppe mitten in einem parkähnlichen Gelände.
„Hier steht er, ich versichere Ihnen nochmals, dass die Polizei mein Privatgelände nicht betreten hat! Sie können sich zu jeder Zeit auf uns verlassen!“ Händereibend sah Whitney zu, wie Nils auf der Fahrerseite einstieg und davonbrauste. Öfters solche Geschäfte mit den steinreichen Rodneys und er hätte für den Rest seines Lebens ausgesorgt und könnte sich seiner Spielerleidenschaft hingeben.
Zuhause bat Nils um die Zeitungen der letzten Tage, setzte sich damit in sein Büro und verschloss die Türe.
Akribisch genau arbeitete Nils jeden Artikel durch, bis er in der vorgestrigen Zeitung im Lokalteil auf einen Artikel aufmerksam wurde, bei dem ein sechszehnjähriger Fahrradfahrer in der Nacht auf der Straße, die von Manly nach Sydney führte, aus einer vorfahrtberechtigten Straße frontal von einem Wagen erfasst, durch die Luft geschleudert wurde und kurze Zeit später seinen schweren Verletzungen erlegen war. Der Fahrer des Wagens hatte Fahrerflucht begangen.
Wie vom Donner gerührt, las Nils mehrmals den Artikel. Deprimiert rieb seine Hand die dünne Nasenwurzel zwischen seinen engstehenden Augen.
Ein sechzehnjähriger, junger Mensch war ums Leben gekommen und Marie-Luise verschwendete keinen Gedanken daran. Für sie war es wichtig, dass der Verdacht nicht auf sie fiel. Genial verwischte sie alle Spuren. Wäre Nils nicht zufällig zu Hause gewesen und hätte er nicht dadurch den Anruf entgegengenommen, hätte er nie im Leben etwas davon erfahren!
Hin und her gerissen, wie er reagieren sollte, schnitt Nils den Artikel der Zeitung aus. Zusammen mit der Aufstellung der Ersatzteile legte er ihn zu seinen anderen, brisanten Unterlagen in seinen Privatsafe. Grübelnd nahm Nils die Dokumentationen zur Hand. Der entscheidende Beweis, der stichfest belegen konnte, dass die Santa Barbara Rohdiamanten schmuggelte, fehlte ihnen noch immer. Lediglich anhand der dubiosen Summen, die nach dem Eintreffen der Santa Barbara verbucht wurden, könnten sie ihre Anschuldigungen stützen. Aber er hatte genügend Beweise für Schmiergeldaktionen und Erpressungen im großen Stil.
Sicher verschloss Nils die brandheißen Unterlagen. Um keine Spekulationen hervorzurufen würde er unauffällig zurück zur Arbeit gehen. „Maria, ich gehe wieder ins Büro! Die gnädige Frau braucht nicht zu wissen, dass ich kurz hier gewesen bin! Sagen Sie ihr, ein Mitarbeiter des Autohauses hätte ihren Wagen wie gewünscht abgestellt, um die Rechnung bräuchte sie sich nicht zu kümmern!“ Für einen Augenblick gab Nils seinem Sohn einen Kuss auf die verschmierte Wange, bevor er aus dem Haus eilte.
In seinem Büro nahm er die Arbeit auf.
„Nils, gratuliere! Ich habe den Artikel gelesen! Du kannst stolz auf dich sein!“ Gut gelaunt kam Mathew in das Büro, dessen Türe offen stand.
„Wir, Mathew! Es ist nicht mein Verdienst, es ist unserer! Ich habe es auch diesem Zeitungsfritzen mehr als einmal gesagt, aber anscheinend war er darauf nicht angesetzt! Es ist werbewirksamer, wenn der Schwiegersohn von Rodney für die Konstruktion verantwortlich ist!“ Tief inhalierend zog Nils an seiner Zigarette, die er sich soeben angezündet hatte. „Komm, schließ die Türe, ich muss mit dir reden!“
Gespannt schloss Mathew die Türe, setzte sich vor Nils Schreibtisch und hörte sich das an, was Nils heute Morgen von Samuel erfahren hatte. Wie Nils ärgerte er sich, dass sie nicht mehr zusammenarbeiten würden.
„Ich werde dafür sorgen, dass du ein eigenes Büro bekommst! Du musst dich auf die Arbeit konzentrieren können,
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