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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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umzusetzen!“ Aufmunternd klopfte Nils James auf den Rücken. Deutlich spürte er die Zerrissenheit, die Vorwürfe, die der erfahrene Schiffsbauer sich machte.
    „Ich schwöre es dir, Nils! Und wenn es mich meinen Job hier kostet und ich die letzten Jahre bis zu meiner Pensionierung arbeitslos sein werde, aber ich möchte nicht noch einmal die Schuld an dem Tod von Menschen tragen!“ Ehrlich schüttelte er Nils die Hand zum Versprechen. „Wie wäre es, möchtest du und dein Freund nicht einmal zum Essen zu uns kommen? Meine Frau... und vor allem meine Tochter, würden sich sehr freuen!“ Mit einer Kopfbewegung deutete James auf das Liebespaar, das unter ihnen stand und sich nicht voneinander lösen konnte.
    „Sehr gerne, danke für die Einladung!“ Fühlbar spürte Nils die Ergriffenheit, mit der James seine Tochter beobachtete. Beschützend hatte Sven sie in seine Arme gezogen, ihren Kopf an seiner Schulter gebettet, die Augen geschlossen und genoss sichtlich die Umarmung Alisons, die sich schutzsuchend an ihn klammerte.
    „Er ist ein feiner Kerl! Er wird gut für sie sorgen!“ In Nils Stimme lag die Zuversicht, die er empfand.
    „Ich weiß, sie hätte keinen besseren bekommen können,... außer vielleicht dir!“ Lächelnd blickte James auf den jungen, selbstbewussten Mann neben ihm, dem sein ganzer Respekt galt.
    „Ich bin schon vergeben! Sie hat sich für den Richtigen entschieden!“ Aufmunternd nickte Nils dem lebenserfahrenen Mann zu, bevor er gelassen das Büro verließ. Verraucht war seine Wut, durch das Schuldbekenntnis hatte sie sich in Luft aufgelöst. Genau wusste er, dass er die beiden Menschenleben nicht mehr retten konnte, aber, dass James und er in Zukunft nicht mehr zulassen würden, dass ein Schiff mit zu großem Risiko die Werft verlassen würde.
    „Na ihr beiden? Von oben konnte man euch gut beobachten!“ Lächelnd sah Nils, wie Alison die Röte in die Wangen schoss und Sven sich erschrocken und verlegen zu der Verglasung des Büros umwendete.
    „Danke, dass du mich verständigt hast! James und ich werden nicht mehr zulassen, dass etwas Ähnliches noch einmal geschieht!“ Ernst blickte Nils Alison und Sven an.
    „Nils, ist mein Vater mit Schuld am Tod der Beiden?“ Traurig füllten sich Alisons Augen erneut mit Tränen.
    „Nein, einzig und allein Samuel Rodney ist dafür verantwortlich! ... Übrigens sind wir beiden bei euch zum Essen eingeladen!“ Erfreut sah Nils, wie glücklich Alison Sven bei diesen Worten ansah. Zwischen Verlegenheit und Freude schwankte Sven, nahm sie in die Arme, drückte ihr einen Kuss auf die weichen Lippen und schickte sie energisch auf ihren Platz an der Mauer zurück. „Ich muss jetzt weiterarbeiten, sonst wird dein Vater seine Meinung über mich ändern!“
    Spitzbübisch lächelte Alison ihn an, setzte sich aber artig, schlang die Arme um ihre Beine, die sie an ihren Körper gezogen hatte und sah Sven verträumt zu, wie er sein Werkzeug ergriff und sich unter den Rumpf des Schiffes verkroch.
    „Daddy!“ Herablassend drehte Marie-Luise sich zu ihrem Vater um. „Du wirst ihn nicht entlassen! Du wirst ihn, sobald er sein Studium beendet hat, in unsere Gesellschaft einführen! Danach wird er nie wieder ein Werkzeug in die Hand nehmen!“ Allein bei dem Gedanken an den Dreck und den Schweiß, den die Arbeiter verströmten, schüttelte Marie-Luise sich. „Ich interessiere mich für ihn und werde ihn mir so biegen, wie ich es für angemessen halte!“ Ihr Kinn hocherhoben, saß sie vor dem wuchtigen Schreibtisch ihres Vaters und feilte die Nägel der anderen Hand. Zupfend kontrollierten ihre makellosen Finger die Fransen ihrer Frisur, die sie mühevoll exakt an ihre Wangen gelegt hatte. Dieser Mann, der sich ihrem Vater so furchtlos entgegenstellte, genau diesen Mann wollte sie besitzen! Und das, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, das erreichte sie immer. Seit sie ihm das erste Mal begegnet war, reizte und erregte er sie, seine verwegene Männlichkeit, dieses Animalische, das er verströmte. Natürlich könnte sie ihn sich als Geliebten nehmen, aber von ihm wollte sie mehr! Allein deswegen, weil er sie mit keinem Blick beachtete! Niemals zuvor hatte ein Mann sie so ignoriert, wie dieser! Dazu müsste er aber zuerst in ihren Kreisen anerkannt sein, denn nie würde sie sich einem gewöhnlichen Mann hingeben.
    „Du weißt, dass ich einen Erben von dir möchte, Marie-Luise! Kümmere dich darum!“ Entschlossen erhob sich Samuel Rodney. Wenn seine

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