Engel der Kindheit
bemerken.
„Wir werden sehen!“ Ein letzter Handgriff in ihre Frisur, ein letzter Blick in den Spiegel, dann öffnete sie die Türe der Bibliothek. Erst jetzt sah Nils, wo sie sich befanden. Nicht einmal in ein Schlafzimmer hatte sie ihn geführt, sie hatte so genommen werden wollen. Ihr ging es nicht um den Austausch von Zärtlichkeit, ihr ging es um wilden, hemmungslosen Sex, den sie nun gehabt hatte.
Über alle Maße verachtete Nils diese berechnende, eiskalte Frau, die ihn zu etwas getrieben hatte, dem er nun über drei Jahre wiederstanden hatte.
Den ganzen Abend verbrachte sie an seiner Seite, berührte ihn aber nicht mehr wie zuvor.
Als die ersten Gäste sich verabschiedeten, verabschiedete sich auch Nils von Samuel Rodney. Höflich dankte er ihm für das gelungene Fest. Marie-Luise begleitete ihn bis zu den Stufen, die auf die Straße führten. Ein Taxi stand für die Gäste bereit. Von dem herben Eukalyptusduft war die Luft erfüllt, vermischt mit dem süßlich betörenden Duft, den die exotischen Blüten verströmten.
Katzenhaft presste sie sich im Halbdunkel an ihn, gleichzeitig verschlossen ihre Lippen fordernd seinen Mund und sie knetete ihn zwischen den Beinen. Siegessicher spürte sie die prompte Erregung seiner Lenden.
Wütend stieß Nils sie von sich. „Es wird keine Wiederholung geben!“ Abrupt ließ er sie stehen und eilte die Stufen hinunter zu dem wartenden Taxi.
Erst, als er die Türe des Strandhauses hinter sich geschlossen hatte, fühlte er sich in Sicherheit. Aufatmend lehnte er gegen die Eingangstüre.
Unter dem Türspalt von Svens Zimmer schimmerte ein kleiner Lichtstrahl hindurch.
Schleppend ging Nils auf die Terrasse, zündete sich im Gehen eine Zigarette an und zog tief den Rauch in seine Lungenflügel. Aus dem Kühlschrank nahm er eine Flasche Bier, öffnete den Verschluss und setzte sie an seine Lippen. Hart schluckte sein Kehlkopf die kalte Flüssigkeit, die durch seine ausgetrocknete Kehle rann.
„Verdammte Scheiße!“ Wütend stieß er mit dem Fuß gegen einen massigen Felsstein, der neben der Terrasse lag.
Mit aller Willenskraft verbot er seinen Gedanken abzuschweifen und sich auszumalen, was geschehen würde, wenn...! Tatsache war, dass er nicht das Geringste für diese Frau empfand. Aber er hatte Lena betrogen, allerdings ohne ihre Gefühle füreinander zu berühren.
Aufgewühlt ließ er sich in den Terrassenstuhl fallen, seine Hand hielt fest die Bierflasche umklammert, bis die Glut leuchtend rot aufglimmte, zog er an der Zigarette.
„Nils? Warum sitzt du hier im Dunkeln?“ Lautlos trat Sven, mit einer Kerze in der Hand, auf die Terrasse. Nur mit einer Boxershorts war er bekleidet.
„Weil ich Ruhe brauche! Weil ich verdammte Scheiße gebaut habe und weil ich die Uhr zurückdrehen möchte!“ Gereizt ergriff Nils seine schmale Nasenwurzel, massierte sie und schloss verzweifelt die Augen
„Erzähl schon, Alison schläft, wir sind ungestört!“
Abgehakt erzählte Nils wie sich der Abend abgespielt hatte.
„Und wenn schon!“, tat Sven es mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Das eine Mal musst du Lena doch nicht beichten! Sie wird es nie erfahren! Was meinst du, wie viele Männer ihre Frauen betrügen? Vergiss es einfach! Sieh es als Ausrutscher an und dann, Schwamm drüber!“ Sven hatte sich ebenfalls eine Zigarette angezündet und stieß den Rauch in die Dunkelheit.
„Was, wenn sie nun Witterung aufgenommen hat und mich weiter umgarnen möchte? Oder wenn sie schwanger ist?“
Verzagt ließ Nils den Kopf in seine Hände sinken, er starrte zu Boden und hoffte, dort die Lösung zu finden, wie er aus dieser Situation herauskommen würde.
„Eine Frau wie Marie-Luise wird nicht schwanger! Die lässt sich ihre traumhafte Figur nicht verderben, da kannst du sicher sein! Eher lässt sie das Kind abtreiben! Mensch, Alter, mach dir keine Gedanken! Alles wird sich in Wohlgefallen auslösen, du wirst sehen!“ Zuversichtlich schlug er ihm auf den gebeugten Rücken. „Ich gehe zurück zu Alison, schlaf gut!“ Drehend drückte Sven die Zigarette in dem Aschenbecher auf dem Tisch aus und erhob sich, leise schloss er die Zimmertüre hinter sich.
Über zwei Stunden saß Nils in der Dunkelheit, hörte die Schläge der Flugfüchse, die über seinen Kopf hinweg segelten und zerbrach sich den Kopf, während er eine Zigarette nach der anderen rauchte. Der Sternenhimmel, der wie ein Gewölbe über ihm gespannt war und die funkelnden, blitzenden Sterne, die ihre
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