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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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weißt: An mir
führt drüben im Rathaus kein Weg vorbei. Was das heißt, kannst du dir an fünf Fingern
abzählen.«
    »Korrigiert mich, Meister Hinzpeter: Kann es
sein, das Ihr unter die Erpresser gegangen seid?«
    »Nenne es, wie du willst, welsche Dirne, und
pack dich von hinnen. Bei Weibsleuten wie dir ist ja wohl Hopfen und Malz verloren!«
    Beinahe schon an der Tür, wandte sich Melusine
auf dem Treppenabsatz, welcher den gewölbeartigen Raum mit dem Rest des Badehauses
verband, mit vor Zorn bebender Stimme um. »Wagt es nicht, Hinzpeter«, zischte sie
und funkelte den wie ein begossener Pudel dreinblickenden Fettkloß an, »wagt es
nicht, den Namen meiner Mutter in den Schmutz zu ziehen. Sonst –«
    »Sonst was? Ist das etwa deine Art, dich um
unsere Gäste zu kümmern?«
    Auge in Auge mit ihrer unverhofft aufgetauchten
Stiefmutter, hätte Melusine am liebsten Klartext geredet. Im Beisein von Hinzpeter,
der das sich anbahnende Gezänk amüsiert verfolgte, schreckte sie jedoch davor zurück.
Nicht etwa aus Rücksicht, sondern deshalb, weil sie einen Zwist mit ihrem Vater
nach Möglichkeit vermeiden wollte. Allzu oft hatte es in jüngster Zeit Reibereien
gegeben, und immer wieder aus dem gleichen Grund. Seit die Frau, deren Vater er
hätte sein können, dem verwitweten Bader den Kopf verdreht hatte, war es zwischen
ihm und seiner Tochter immer häufiger zu Streitereien gekommen. Das ging sogar so
weit, dass sich Melusine mit dem Gedanken trug, ihrem Elternhaus und der Stadt auf
Nimmerwiedersehen den Rücken zu kehren. Mit welchem Ziel, war ihr einstweilen nicht
klar, aber wenn es so weit wäre, würde ihr schon etwas einfallen.
    Zuvor jedoch galt es, einem Disput mit der Frau,
die ihren Vater zu einem willenlosen Popanz gemacht hatte, nach Möglichkeit aus
dem Weg zu gehen. Eine Absicht, die von Melusines Stiefmutter jedoch vereitelt wurde.
»Antworte mir!«, stieß die Badersgattin, welche stets sämtliche Blicke auf sich
zog, zähneknirschend hervor. »Habe ich dir nicht immer wieder eingetrichtert, du
sollst deine spitze Zunge …«
    »Und selbst wenn, wer sagt, dass ich mich daran
halten muss?«
    »Ich.« Die Katzenaugen der Badstubersgattin
blitzten auf, und das Blut schoss ihr ins Gesicht. »Und dein Vater, falls du das
vergessen haben solltest.«
    »Bitte tut mir den Gefallen und lasst Vater
aus dem Spiel.« So leicht, wie dieses Miststück glaubte, würde sich Melusine nicht
geschlagen geben. »Und hört endlich auf, mich herumzuschikanieren. Dieses Haus ist
ebenso sehr meins wie das Eurige, das müsstet Ihr eigentlich wissen.«
    »Tatsächlich?« Im Licht der Fackeln, welche
den Treppenaufgang flankierten, sah die Haut von Violante Aschenbrenner wie ein
ausgebleichtes Laken aus. Das Goldkettchen auf ihrer Stirn war verrutscht, und mit
ihm das herzförmige Medaillon, welches einen blutrot funkelnden Rubin umschloss.
»Bist du dir da auch ganz sicher?«
    »Gegenfrage: Schämt Ihr Euch eigentlich nicht,
wie ein aufgeplusterter Pfau herumzulaufen? Oder legt Ihr es darauf an, dass Euch
die Mannsbilder hinterherpfeifen?«
    »Neidisch?«, giftete die nach allgemeiner Überzeugung
attraktivste Frau der Stadt zurück, zog ihre akkurat zurechtgestutzten Brauen in
die Höhe und bedachte Melusine mit einem Blick, aus dem die Geringschätzung sprach,
mit der sie über das Aussehen ihrer Rivalin urteilte. »Wenn du willst, kann ich
dir ja ein paar Ratschläge geben. Zum Beispiel, was man tun muss, um als Frau wahrgenommen
zu werden. Mal ehrlich: Mit deinem Wollkleid und diesem Pferdeschwanz kannst du
nicht mal einen Hagestolz hinterm Ofen vorlocken. Es sei denn, du trägst dich mit
dem Gedanken, als alte Jungfer zu enden!«
    »Was mein Äußeres betrifft, macht Euch keine
Gedanken. Und seid versichert, dass ich mich in meiner Haut wohlfühle. Lieber in
einem abgetragenen Wollkleid daherkommen, als den Eindruck einer aus den Diensten
des Fürstbischofs von Würzburg entlassenen Kurtisane erwecken, findet Ihr nicht
auch?«
    »Das wirst du mir büßen, Giftnatter!«, fauchte
der 25-jährige Männerschwarm, die Katzenaugen zu kaum sichtbaren Schlitzen verengt.
»Wenn du glaubst, ich lasse das auf mir sitzen, hast du dich geschnitten. Kannst
von Glück sagen, dass wir nicht unter uns sind, sonst würde ich dir die Augen …«
    »Verzeiht, Herrin, da ist jemand an der Tür
und bittet darum, Eure Frau Tochter sprechen zu dürfen.«
    Kurz davor, ihrer Feindseligkeit freien Lauf
zu lassen, kämpfte die Badstuberin ihren

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