Engel der Schatten - 01 - Astrid Martini
erreichen. Also würde es nicht einfach sein, sich von ihr fern zu halten, ihrer süßen Hingabe zu widerstehen, um sie vor ihm zu schützen.
Er wollte sich etwas einfallen lassen, um ihre Faszination für ihn zu brechen. Etwas, dass sie vertrieb und Abscheu hervorrief. War dies erst einmal geschehen, würde es ihm leichter fallen, sich von ihr fern zu halten.
Sein ursprüngliches Ziel hatte sich in Nichts aufgelöst und stattdessen den Wunsch übrig gelassen, Cecile und ihre Seele unter allen Umständen davor zu bewahren, auch
nur ansatzweise Bekanntschaft mit dem Schattenreich zu machen.
***
Cecile öffnete die Türen ihres Kleiderschrankes und ließ ihren Blick über die Auswahl ihrer Kleidungsstücke gleiten. Mit zittrigen Fingern durchstöberte sie Röcke, Hosen, T-Shirts, Blusen und Kleider.
Sie war nervös und nicht fähig, eine vernünftige Wahl zu treffen, denn heute würde sie Nicholas zum ersten Mal außerhalb ihrer Wohnung treffen. Eine richtige Verabredung also! Allein dieser Gedanke machte sie ganz kribbelig, denn es war für sie ein himmelweiter Unterschied, ob er irgendwann urplötzlich vor ihrer Türe stand, sie dann wie Tiere übereinander herfielen, und er anschließend sang- und klanglos wieder verschwand, oder ob sie sich mit ihm an einem Ort ihrer Wahl traf, um sich gemeinsam einen netten Tag zu machen.
Anschließend war schließlich immer noch genug Zeit und die Möglichkeit für süße Stunden der Lust.
Sie hoffte darauf, dass Nicholas plante, ihre Beziehung auszudehnen … zu intensivieren … zu vertiefen, um gemeinsam mit ihr auch andere Facetten ihres Beisammenseins zu entdecken.
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Sie freute sich wie ein Kind auf dieses Treffen. Was er genau vorhatte, sollte eine Überraschung sein. Sie wusste nur, dass sie zu einer bestimmten Stelle hinter dem Wäldchen kommen sollte, welches sich am Stadtrand befand.
Dort stand eine alte Eiche, und davor führte eine kleine Brücke über einen Bach, der klar und frisch entlang der Lichtung floss.
Cecile summte leise vor sich hin, gab zwischendurch immer mal wieder unwillige Laute von sich, weil ihr Kleiderschrank nichts Passendes hergab und seufzte mehr als einmal laut und beschwingt, weil sie sonst vor Glück geplatzt wäre.
Irgendwann gab sie die Suche nach einem passenden Outfit entnervt auf, setzte sich auf einen Hocker vor den Spiegel und musterte ihr Gesicht.
Ihre Haut war blass und gab ihr ein zerbrechliches Aussehen, und ihre braunen Augen glänzten ihr voll fiebriger Aufregung entgegen. Sie hatte ein herzförmiges
Gesicht, umrahmt von dichtem braunem Haar, welches ihr frisch gewaschen und duftig auf die Schultern fiel.
Sie sah aus wie ein scheues, braves Mädchen, doch sie konnte auch das Feuer in sich
erkennen, welches Nicholas entfacht und zum Lodern gebracht hatte. Ein Feuer, welches heiß in ihr brannte und sie zu verzehren drohte, wenn er nicht bei ihr war.
Cecile griff zur Mascara und tuschte sorgfältig ihre Wimpern. Dann trug sie an strategisch wichtigen Stellen etwas Rouge auf, während ihre Lippen mit einem zart roséfarbenen Lipgloss versehen wurden. Ein letzter Blick in den Spiegel, und die Kleidersuche begann erneut.
In Anbetracht der Tatsache, dass es sehr warm war, griff sie schließlich kurz entschlossen zu einem altroséfarbenem Sommerkleid, das einfach, aber raffiniert geschnitten war. Das Oberteil lag eng an, während das Kleid von der Hüfte an locker um ihre Knie schwang. Der dünne Stoff schmiegte sich weich um ihre wohlgeformten Brüste.
Sie verzichtete bewusst auf Büstenhalter und Höschen und musste kichern, weil sie dies noch nie getan hatte und sich fast ein wenig verrucht vorkam.
Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger über die Kontur ihrer Brüste und augenblicklich stellten sich ihre Brustwarzen auf. Sie sehnte sich nach Nicholas geschickten Zauberhänden und konnte es nicht erwarten, in seine starken Arme zu sinken. Rasch
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schlüpfte sie in Sandaletten im gleichen Farbton wie das Kleid, schnappte sich ihre Umhängetasche und machte sich klopfenden Herzens auf den Weg zum Treffpunkt.
Sie hatte beschlossen zu Fuß zu gehen, denn erstens war das Wetter traumhaft, und zweitens würde ein Spaziergang ihrem erhitzten Gemüt gut tun.
Mit klopfendem Herzen und voller Erwartung erreichte sie den Waldrand. Der Weg führte – an Wiesen vorbei – in leichter Steigung zum Wald hinauf. Sie bog dann in einen Schotterweg ein, der hinter
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