Engel der Schatten - 01 - Astrid Martini
zu zucken.
„Du warst mein Lehrer. Und ich gebe zu, ich konnte Wertvolles von dir lernen. Aber du scheinst vergessen zu haben, dass ich mittlerweile meine eigenen Erfahrungen sammle und keinen Mentor mehr benötige.“
„Bring uns die Kleine. Mehr verlange ich gar nicht. Tust du es nicht, werde ich es tun.“
Mit diesen Worten und einem hämischen Grinsen verschwand Adrian in den Nebeln der Dunkelheit.
Nicholas Gedanken drehten sich im Kreis, quälten ihn, ließen ihm keine Ruhe. Wie konnte er verhindern, dass Cecile verschont blieb? Es musste ihm etwas einfallen! Er selbst
konnte und wollte ihre Seele nicht ins Schattenreich locken, und er hatte ja auch endlich einen Weg gefunden, dies zu vermeiden. Aber er kannte Adrian gut genug, um zu wissen, dass dieser seine Drohung in die Tat umsetzen würde.
Verdammt!
Fluchend schob er sich durch die dunklen Nebel des Schattenreiches und begann zu grübeln.
Es musste einen Weg geben, koste es, was es wolle!
Cecile war zu schade für diesen finsteren Ort.
Er stöhnte auf und irgendetwas in seinem Innern begann zu schmelzen. Es wurde warm in seinem Innern. Erstaunt legte er seine Hand auf die Stelle, wo sich bei den Menschen das Herz befindet und spürte der unglaublichen Hitze nach, die sich von dort aus in seinem gesamten Körper ausbreitete.
Dieses fremde Empfinden irritierte ihn, doch er hatte keine Zeit, darüber nachzugrübeln. Er musste über Wichtigeres nachdenken und schwor sich, dass er alles tun würde, um Ceciles Seele davor zu bewahren, Bekanntschaft mit dem Schattenreich zu machen.
Allerdings hatte er nicht mit Adrians Spürsinn gerechnet. Dieser nämlich spürte ganz genau, was in Nicholas vorging und nahm sich vor, dagegen zu wirken. Und er wusste auch
schon wie …
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Engel der Schatten
Die Nebel des Schattenreiches teilten sich, und die Umrisse einer schlanken Gestalt tauchten vor Nicholas auf.
Er blinzelte und hoffte zu erkennen, um wen es sich da handelte. Doch das war gar nicht so einfach, denn die Gestalt war umgeben von grellrotem Licht, das sich in den Nebelschwaden reflektierte und in grellroten Funken zurückgeworfen wurde.
Die Funken flogen auf ihn zu und lullten ihn ein wie ein schwerer Rotwein, der langsam in die Blutbahn gelangt und von dort aus für ein benebeltes Bewusstsein und ein eigentümlich beschwingtes Gefühl sorgt.
Je mehr Funken seinen Körper erreichten, umso beschwingter fühlte sich Nicholas, und schließlich warf er seinen Kopf in den Nacken und begann lauthals zu lachen. Seine Augen glühten und er spürte, wie sein Körper nach heißem Sex schrie. Die Umrisse der Gestalt nahmen Formen an. Sie kam näher und stand schließlich unmittelbar vor ihm.
„Hallo, Nicholas.“ Salomes Stimme klang rauchig.
Ihr makelloser Körper war in ein schwarzes durchsichtiges Gewand gehüllt, welches mehr preisgab, als es verhüllte.
Sie lächelte verführerisch, begann betörend zu singen und bewegte ihren Körper mit eleganten Bewegungen im Rhythmus ihres Gesangs. Das rote Zauberlicht, das sie umgab, gab nach wie vor unzählige Funken ab, die Nicholas Sinne benebelten. Salome tanzte kokett sinnlich, kam dabei näher und warf ihm verführerische Blicke zu. Sie becircte ihn mit ihrem Gesang und ihren schlangenhaften Bewegungen und legte ihre Hand auf seinen Arm. Sie wusste, wie sie ihren Körper einsetzen musste, um ihr Gegenüber zu bezaubern. Nicholas erster Impuls war es, sich von ihr abzuwenden. Sex unter gefallenen Engeln, die heftige, gierige und hemmungslose Vereinigung zweier verdammter Wesen, war zwar im Moment genau das, wonach es ihm gelüstete, doch irgendetwas in ihm wollte sich dennoch nicht dazu hinreißen lassen. Die Erinnerung an Cecile und seine Sorge um sie war nach wie vor zu übermächtig und erlaubte ihm nicht, sich auf diese Weise gehen zu lassen.
Aber seine wachsende Geilheit und das benommene Gefühl, welches sich in seinem Körper breit machte, hielten ihn davon ab, Salome von sich zu stoßen.
Sie hob ihre Hand und strich mit ihren feingliedrigen Fingern zärtlich durch sein Haar. An
ihren schmalen Handgelenken baumelten dünne Silberinge, die leise klimperten.
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Salome lächelte, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf den Mund. Sie legte eine Hand auf seine Wange, und Nicholas spürte ihr Feuer und die Leidenschaft, die ihr zu Eigen war.
Er fühlte sich wie betrunken. Ein leichter Schwindel erfasste ihn, und als er
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