Engel der Schatten - 01 - Astrid Martini
liegen zu dürfen.
Inzwischen waren sie an ihrer Wohnungstüre angekommen.
Nicholas sah lächelnd auf sie hinab.
Was für ein Bild von einem Mann! Sie räusperte sich nervös.
„Na, dann hinein in die gute Stube“, gab sie schließlich stammelnd von sich und fühlte sich wie ein hypnotisiertes Kaninchen und zu keinem klaren Gedanken fähig. Ein paar Minuten später war sie froh, dass sie erst einmal damit beschäftigt war, die Lebensmittel zu verstauen, während er im Wohnzimmer wartete. Das gab ihr ein paar Minuten, in denen sie sich ein wenig sammeln konnte …
„Wenn ich Ihnen behilflich sein kann?“
Sie hatte ihn nicht kommen hören. Dabei waren es einige Schritte vom Wohnzimmer bis zur Küche – und gerade auf diesem Abschnitt knarrten die Holzdielen normalerweise immer.
Sie drehte sich um und sah ihn an … diesen attraktiven Mann mit den schönen ausdrucksstarken Gesichtszügen. Nervös strich sie sich eine feuchte Strähne ihres Haares aus der Stirn und ließ ihren Blick unschlüssig durch die aufgeräumte Küche
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schweifen. Die Lebensmittel waren weggeräumt, und es gab absolut nichts, was sie noch hätte tun können. Dabei hätte sie so gern etwas getan! Sich mit irgendetwas beschäftigt, um ihre Unsicherheit zu verbergen und nicht ständig wie gebannt zu ihm hinzustarren. Natürlich hätte sie den Teekessel aufsetzen können – schließlich hatte sie dies ja angekündigt – aber merkwürdigerweise erinnerte sie sich überhaupt nicht mehr daran.
Sie senkte ihren Blick und ließ ihn auf seinen langen schlanken Beinen ruhen, die in pechschwarzen Hosen steckten. Sicher waren seine Beine muskulös – mit wohlgeformten Schenkeln und Waden. Cecile seufzte leise auf und erschrak, als sie bemerkte, wohin sich ihre Gedanken abermals verirrt hatten.
So war sie doch sonst nicht. Im Gegenteil! Cecile verstand die Welt, vor allem aber sich selbst, nicht mehr.
„Äh … ich … nun … wie wäre es, wenn wir ins Wohnzimmer gehen, dort ist es
gemütlicher.“
Nervös schob sie sich an ihm vorbei und wurde sich bewusst, dass es sinnvoll wäre, sich der durchnässten Kleidung zu entledigen. Aber sie wagte nicht, dies anzusprechen,
denn sie hatte Angst, es könnte falsch ausgelegt werden.
Ihre Nackenhärchen stellten sich auf … sie spürte, wie der fremde Gast ihr folgte. Im Wohnzimmer blieb sie mit dem Rücken zu ihm stehen und erschauderte, als er dicht hinter sie trat und seine Hände links und rechts auf ihre Schultern legte.
Sein kühler Atem kitzelte angenehm in ihrem Nacken … ein süßes Prickeln füllte ihren Magen und schließlich ihren gesamten Körper aus.
„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.“ Seine Stimme war ganz nah an ihrem Ohr. „Mein Name ist Nicholas.“
„Cecile.“ Ihre Stimme war leise, unsicher.
„Cecile“, raunte er ihr ins Ohr, und wie von Zauberhand geführt drehte er sie langsam zu sich um und schenkte ihr einen verführerischen Blick.
Die Intensität ihrer Gefühle schien Cecile zu überwältigen.
„Nicht“, flüsterte sie kaum hörbar.
„Warum nicht?“
„Weil ich … ich gehöre nicht … ich meine, ich habe noch nie … bitte nicht …“, brach sie ab. Mit Herzklopfen schaute sie Nicholas an, der ihren Blick nicht minder
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intensiv erwiderte. Ihre Augen versanken ineinander, und Cecile hatte das Gefühl, in die Tiefe seiner Iris einzutauchen. Die Magie des Moments schaltete die Realität aus, und wie von selbst kamen ihre Lippen einander näher, bis sie sich schließlich in einem zarten, warmen Kuss vereinigten.
Wie verzaubert legte Cecile ihre Arme um seinen Nacken und schob die Finger in sein weiches dichtes Haar. Das erregende Spiel seiner Zunge jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken.
Als er den Kopf senkte und mit seinen Lippen eine brennende Spur auf ihrem Hals zurückließ, warf sie den Kopf zurück und stöhnte leise auf. Voll Entzücken schloss sie die Augen und gab sich ganz diesen wundervollen Liebkosungen hin, die süß wie Honig und verlockend wie Himbeersahne schmeckten. Nur seine Nähe zählte noch. Diese gefährliche, überaus sinnliche Nähe, die ein Feuer in ihr entfachte, welches nur er
löschen konnte. Mit einem zufriedenen Seufzer schmiegte sie sich eng an ihn.
Als Nicholas die Leidenschaft in ihrem Blick sah, applaudierte er sich innerlich für sein gekonntes Vorgehen, umfasste ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen.
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