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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ihr, als könne sie spüren, wie jemand von der anderen Seite ebenso atemlos lauschte.
    »Hallo? Ist da jemand drin?«
    Keine Antwort. Sabine drückte auf den Lichtschalter. Die Deckenlampen erloschen, und der Keller lag im Dunkeln, doch der Türspalt zu ihren Füßen war von einem Streifen gelblichen Lichts erhellt.
    »Dorina? Sprechen Sie mit mir! Sind Sie da drin?«
    Doch es blieb ruhig. Sabine unterdrückte ein Seufzen. Warum meldete sie sich nicht?
    Dorinas verletztes Gesicht tauchte in Gedanken vor ihr auf. Nein, eine Treppe war sie vermutlich nicht heruntergefallen, und einen Freund hatte sie vermutlich auch nicht. Wie häufig kam sie wohl aus diesem Haus heraus, um ihre Freizeit zu genießen?
    Wer also hatte Dorina so heftig geschlagen? Viele Möglichkeiten blieben nicht!
    »Hallo? Was machen Sie denn hier unten?« Frau von Ilsenbricks Stimme klang verärgert. Das Kellerlicht flammte wieder auf, und ihre klappernden Absätze erklangen auf der Treppe. Offensichtlich war es Sönke nicht gelungen, sie noch länger abzulenken.
    »Das dürfen Sie nicht!«, ereiferte sich Frau von Ilsenbrick, und so ganz unrecht hatte sie damit nicht. Sönke warf seiner Kollegin einen entschuldigenden Blick zu und winkte sie zum Rückzug, doch Sabine war nicht bereit, jetzt aufzugeben. Hier war eine Schweinerei im Gange, und sie würde dieses Haus nicht eher verlassen, bis sie wusste, was hier vor sich ging.
    »Öffnen Sie diese Tür!« Ihr Finger schoss nach vorn, und ihr Blick fixierte Frau von Ilsenbrick, die unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
    »Warum? Da ist nichts. Und außerdem geht Sie das nichts an.«
    »Geben Sie mir den Schlüssel, dann kann ich mich selbst überzeugen, oder sagen Sie mir, wen Sie hier eingeschlossen haben.«
    Sönke hob fragend die Brauen, sagte aber nichts.
    »Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?«, rief Frau von Ilsenbrick mit hysterischer Stimme.
    »Weil es so ist, nicht wahr?«, beharrte die Kommissarin und klopfte noch einmal.
    »Antworten Sie mir! Hallo, hier ist die Polizei. Dorina, sind Sie dort drin?«
    Doch alles blieb still. Frau von Ilsenbrick stieß hörbar die Luft aus.
    »Ich werde mich über Sie beschweren. Warten Sie nur, mein Mann und unser Anwalt werden gleich hier sein.«
    »Geben Sie mir den Schlüssel, sonst wird mein Kollege die Tür eintreten!«
    »Sie haben keinen Durchsuchungsbefehl«, kreischte Frau von Ilsenbrick.
    »Wenn Gefahr im Verzug ist, dann brauchen wir auch keinen!«, donnerte Sabine, auch wenn das in diesem Fall wohl nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    Von oben waren das Öffnen der Haustür und Schritte zu hören.
    »Johann, bist du das?«, schrie Frau von Ilsenbrick.
    Eilige Schritte kamen durch den Flur, dann tauchten Herr von Ilsenbrick und – in seinem Kielwasser – der Anwalt Jens Thorne auf der Kellertreppe auf. Sabine fluchte leise. Das war nicht gut.
    »Was ist hier los?«
    Jens Thorne lauschte Frau von Ilsenbricks unzusammenhängenden Ausführungen und sagte dann: »Sie müssen gar nichts. Wenn diese Beamten Ihren Keller sehen wollen, dann sollen sie mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss wiederkommen.«
    Allein seine überhebliche Miene verursachte ihr Brechreiz. Die Kommissarin musste sich zwingen, nicht die Fäuste zu ballen.
    Was nun? Sie waren hier, um den Mord an Yulia aufzuklären, nicht um den von Ilsenbricks ein Verbrechen nachzuweisen. Das hatte alles nichts mit ihrem Hausmädchen zu tun. Oder etwa doch? Wurde sie langsam paranoid? Steigerte sie sich in etwas hinein? War es nicht völlig absurd anzunehmen, die von Ilsenbricks würden die junge Frau hier im Keller einsperren? Sabine sah zu Sönke hinüber, der einfach nur ratlos wirkte.
    Sie war kurz davor, nachzugeben. Da sah sie wieder Dorinas verletztes Gesicht vor sich. Die Treppe hinuntergefallen? Wohl kaum! Eine unbändige Wut stieg in ihr auf. Was, wenn sie mit ihrer Ahnung recht hatte? Was würde passieren, wenn sie klein beigab? Etwas in ihr sagte ihr, dass sie die junge Frau niemals wiedersehen würden, wenn sie jetzt das Haus verließen. Doch durfte sie sich wirklich so weit aus dem Fenster lehnen? Sie konnte richtig Ärger bekommen! Und das, nachdem sie eben erst vor ein paar Tagen wieder angefangen hatte, als Kommissarin zu arbeiten.
    »Wir haben den dringenden Verdacht, dass Sie Dorina gegen ihren Willen hier festhalten!«, sagte Sabine fest und ließ den Blick über die von Ilsenbricks zu deren Anwalt schweifen.
    Herr im Himmel! Was war das? Hatte sie da eben so

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