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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ins Gesicht geschrieben, dass es schon beinahe komisch wirkte. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder im Griff hatte, doch Sabine spürte, wie sie nun auf der Hut war. Der Ärger über ihre Störung wich einer konzentrierten Spannung. Wovor fürchtete sie sich?
    »Ach der«, sagte sie mit einem gekünstelten Lachen. »Ein Geschäftspartner meines Mannes, wobei das vermutlich schon zu wichtig klingt. Nur ein Vertreter, der ihm ab und zu etwas verkauft hat. Ich weiß nicht einmal seinen Namen. Er kam ohne Anmeldung, und da mein Mann nicht im Haus ist, habe ich ihn wieder weggeschickt.«
    Das war eindeutig eine Lüge, und dennoch ahnte Sabine, dass sie sich so nah wie möglich an der Wahrheit entlanghangelte.
    »Ein Vertreter also. Gut, dann hat er Ihnen doch sicher seine Karte dagelassen?«
    Für einen Moment war da wieder diese Bestürzung. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, wozu auch? Mein Mann hat seine Nummer bestimmt.«
    »Prima«, rief Sabine. »Dann kann er sie uns ja sicher geben.«
    Zu spät bemerkte Frau von Ilsenbrick ihren Fehler. »Entschuldigen Sie mich. Ich muss kurz telefonieren.«
    Sie schnappte sich das Telefon, verließ das Zimmer und schloss die Tür.
    »Ruft sie jetzt diesen Kerl an, den sie gar nicht kennt?«, schimpfte Sönke leise.
    Sabine huschte zur Tür und öffnete sie einen Spalt. »Nein, sie ruft ihren Mann an, und ich fürchte, der wird ihr gleich raten, den Anwalt zu rufen.«
    Sie verdrehte die Augen, denn ihr war klar, was das bedeutete.
    »Ich glaube, wir müssen uns mit unseren Fragen beeilen, wenn sie überhaupt noch etwas sagen soll.«
    Frau Reißenberger kam zurück und legte das Telefon auf die Anrichte an der Tür. Ihre verschlossene Miene verhieß nichts Gutes.
    Sabine überlegte fieberhaft. Der Mord, das Telefonat, der Mann im BMW , illegal beschäftigte Frauen aus osteuropäischen Ländern.
    Irgendetwas machte bei ihr klick.
    »Ich würde gern noch einmal mit Ihrer Haushaltshilfe Dorina sprechen.«
    »Was wollen Sie denn noch von ihr? Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Und außerdem ist sie nicht da.« Sie zögerte kurz. »Sie hat ihren freien Tag.«
    Sabine vermutete, dass das eine Lüge war. Sie gab Sönke einen Wink. Die beiden waren ein eingespieltes Team, und so gab er sich alle Mühe, die Dame des Hauses in ein Gespräch zu verwickeln. Auch wenn sie sich weigerte, weitere Informationen preiszugeben, so gelang es ihm wenigstens, sie im Wohnzimmer festzuhalten. Sabine griff wieder zu der Toilettenausrede und schlüpfte hinaus. Sie griff sich das Telefon und sah sich die Anrufliste der letzten Gespräche an. Ja, das war die Nummer von Herrn von Ilsenbrick. Sie hatte sie in ihrem Notizbuch vermerkt. Ach, und da war ja auch die Nummer ihres Ex. Was für eine Überraschung , dachte sie sarkastisch.
    Die anderen Nummern sagten ihr nichts, und so kritzelte sie sie schnell in ihr Buch. Vielleicht lohnte es sich, sie zu überprüfen. Plötzlich hielt sie inne.
    Volltreffer! Die Nummer, die Frau von Ilsenbrick heute vor ihrem Gespräch mit ihrem Mann gewählt hatte, war die gleiche, die die Reißenbergers angerufen hatten, nachdem sie die Leiche gefunden hatten!
    Sabine legte das Telefon zurück auf das Tischchen und eilte so leise wie möglich nach oben. Sie öffnete alle Türen, spähte ins Schlafzimmer, zwei Bäder, das Zimmer der Tochter, ein Arbeitszimmer und zwei weitere Zimmer, die zu Näharbeiten oder als Lesezimmer benutzt wurden. Einen Dachboden hatte das Haus nicht, also huschte sie wieder hinunter.
    Wohnte Dorina doch nicht hier im Haus? Aber hatte Frau von Ilsenbrick nicht auf der Party gesagt, sie habe sie ins Bett geschickt – nicht, sie habe sie nach Hause geschickt?
    Die Kommissarin blieb an der Treppe stehen, die in den Keller hinunterführte. Konnte das sein? Dass sie ihre Haushaltshilfe im Keller unterbrachten? Zweifelnd schaltete sie das Licht an und stieg die Treppe hinunter. Sie sah in eine geräumige Waschküche, in der eine Maschine mit Wäsche und ein Trockner rumpelten. Daneben standen ein aufgeklapptes Bügelbrett und ein Korb voller Herrenhemden. Ein üppig bestückter Weinkeller, zwei große Lagerräume und der Heizungskeller schlossen sich daran an. Sabine drückte die Klinke der letzten Tür herunter. Sie war verschlossen. Es steckte kein Schlüssel. Mist. Es war ihr, als würde sie von innen ein Geräusch vernehmen. Sabine klopfte, doch niemand antwortete. Sie legte das Ohr an die Tür, doch nun war es dahinter totenstill. Es war

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