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Engel der Vergessenen

Engel der Vergessenen

Titel: Engel der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Klappschen Wundhakens einen Abortus machen kann. Etwas anderes habe ich nämlich nicht eingeführte.‹ Was wog mehr?« Haller zog die Beine an und legte die Arme um die Knie. »Dora, jetzt danke ich dir dafür. Durch deine Gemeinheit bin ich nach Nongkai gekommen. Du hast es nicht geschafft, mich unterzukriegen. Deine posthume Rache ist vergeblich gewesen. Ich bin glücklich. Nur sieben Jahre hast du mir gestohlen, aber lassen wir's gut sein …«
    »Komm nach Hause«, sagte eine leise Stimme hinter ihm. Haller stützte das Kinn auf die Knie.
    »Du bist wie eine Laus, die man nicht packen kann, Siri!« sagte er grob. »Und sie juckt, wenn man am wenigsten an sie erinnert werden will.«
    »Es ist spät, Chandra.«
    »Ich weiß es, verdammt.«
    »Du bist müde.«
    »Natürlich! Weil ich hier auf der Treppe sitze. Nachher im Bett muß ich putzmunter sein!«
    »Ich werde dich in den Schlaf streicheln, Chandra.« Sie setzte sich neben ihn und strich ihm die grauen Haare aus der Stirn. »Mit wem hast du vorhin gesprochen?«
    »Mit dem Mond.«
    »Es scheint gar kein Mond, Chandra.«
    »Eben! Ich habe gesagt: Komm raus, du fauler Kerl, und scheine!«
    »Auch wenn es dunkel ist – ich sehe, daß du lügst, Chandra.« Sie klammerte sich an ihm fest, als er aufspringen wollte. »Bist du unglücklich, Chandra?«
    »Ich bin glücklich!« schrie er. Mit einem kräftigen Ruck schüttelte er Siri ab, sie fiel auf die Treppe und rollte drei Stufen hinunter. Dort blieb sie liegen, als habe sie sich das Genick gebrochen. Zusammengekrümmt, die Hände auf den Leib gepreßt, lag sie da und rührte sich nicht.
    »Steh auf!« sagte Haller gepreßt. »Mach keinen Blödsinn, Siri. Ich habe genau gesehen, wie du gefallen bist. Du hast dich abgerollt wie ein Fallschirmjäger. Mir kannst du so etwas nicht vorspielen.«
    Er suchte in seiner Rocktasche nach der Packung Zigaretten, die ihm Oberst Donyan gegeben hatte, und steckte sich eine zwischen die Lippen. Dann tastete er nach den Streichhölzern und blickte wieder auf Siri. Sie lag noch immer am Fuß der Treppe, verkrümmt und stumm.
    »Siri!« sagte Haller laut. »Wenn ich runterkomme, verhaue ich dir den Hintern! Du hast mich mit deinem ›Komm nach Hause, Chandra‹ genau in dem Augenblick gestört, als ich mich von meiner Vergangenheit endgültig verabschiedete. Siri, laß das Theater! Steh auf! Es ist der dämlichste Moment, den man sich denken kann. Aber ich glaube, ich habe noch nie zu dir gesagt: Ich liebe dich.«
    Sie drehte sich auf den Rücken, sah ihn aus ihren weiten Augen schreckerfüllt an und preßte noch immer die Hände auf den Leib.
    »Hilf mir, Chandra!« sagte sie leise. »Chandra … schnell … hilf mir … mein Leib … mein Kind … unser Kind … Hast du es nicht gesehen …?«
    Mit einem Satz sprang Haller die Stufen hinunter, riß Siri von der Erde und drückte sie an sich. Dann rannte er die Treppe wieder hinauf und schrie:
    »Butoryan! Die wachhabenden Ärzte! Pala! OP I fertig! Wo seid ihr denn? Butoryan! Pala! Schnell! Schnell!«
    Brüllend, Siri auf den Armen, rannte er durch den Flur zum OP I.
    Aus ihren Zimmern stürzten die Ärzte und Pala. Drei Schwestern stellten sich verstört Haller in den Weg. Es fehlte nicht viel, und er hätte sie umgerannt.
    »Aus dem Weg! Wo ist Butoryan?! Schnell, schnell!«
    Er spürte nasse Wärme über seine Hände fließen und wußte, daß es Siris Blut war. Das machte ihn völlig irr. Er stolperte in den OP, legte Siri auf den Tisch und schlug um sich, als ihn mehrere Hände wegzerren wollten. Plötzlich sah er Butoryans Gesicht vor sich, dick wie ein Mond, dem man eine Brille aufgesetzt hat.
    »Hören Sie auf zu schreien, Doktor! Reißen Sie sich zusammen! Wie kann sich ein Arzt so hysterisch benehmen?!«
    »Butoryan! Sie blutet …«, schrie Haller.
    »Das sehe ich. Seit wann macht Blut Sie verrückt!«
    »Mein Kind, Butoryan! Da blutet mein Kind weg!« Haller umklammerte das Gestänge des OP-Tisches. »Mein Kind! Begreifen Sie das? Ich hätte endlich ein Kind gehabt! Butoryan! Retten Sie es! Und retten Sie Siri!«
    Er fiel nach vorn, Dr. Kalewa und ein anderer Arzt schleiften ihn aus dem OP. Sie legten Haller auf ein Bett und gaben ihm eine Beruhigungsspritze. Und plötzlich weinte er, weinte wie ein kleines Kind und ballte die Fäuste.
    »Ich habe es getötet«, sagte er zu Dr. Kalewa. »Hören Sie! Diesmal habe ich es getötet! Jetzt bin ich schuldig, jetzt! Ich kann nicht mehr … Mein Gott, ich kann nicht mehr

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