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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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anzufliegen?«
    Stille. Alle Blicke klebten an Bergen. »Nein«, sagte der. »Nicht in den Jahrhunderten, die ich überblicke.«
    »Wenn Sie erlauben, würde ich gerne das Wort ergreifen.« Die ganze Zeit hatte er stumm neben dem Sessel des Subgenerals gestanden, jetzt griff der blaue Kristallmensch in die Diskussion ein.
    »Bitte, Heinrich«, sagte Bergen.
    »Erstens: Nachrichten von den Ereignissen im Maligniz-System werden sich nur langsam im gewaltigen Territorium der GRT ausbreiten, wie wir gehört haben.« Wie immer sprach der Roboter mit einschmeichelnder, melodiöser Stimme; fast alle gängigen Modelle in der Republik redeten so oder ähnlich, einschließlich der Bordhirne. »Zweitens gibt es da eine Nachricht, die vermutlich in der Aufregung der vergangenen Tage untergegangen ist: Einem Wissenschaftler vom Planeten Fat Wyoming hat man Ende Januar die Höchste Ehre zuerkannt. Er ist im Moment unterwegs nach Terra Prima. Ein Frachterverband und zwei Triaden eskortieren sein Schiff.«
    »Und welchen Nutzen sollten wir in unserer Situation aus dieser Information ziehen können?« Robinsons Frau Zeelia musterte den Kristallmann unwillig.
    »In der zweiten Antike gab es eine Redensart, die auch heute noch Gültigkeit hat«, antwortete Heinrich. »Sie lautete: Im Auge des Hurrikans ist es am stillsten …«

 
    3.
     
    Korvac und Ulama erledigten die Arbeit. Eine unschöne, aber eine wichtige Arbeit. Teiman Korvac war Anna-Lunas Erster Offizier, Herfryd Ulama ihr Zweiter Aufklärer. Wie so oft hatten sie sich freiwillig gemeldet.
    Ein Subleutnant und ein Primsoldat packten den ersten Verurteilten von hinten, stießen ihn zu Korvac und Ulama und stellten ihm ein Bein. Sobald er bäuchlings auf dem Boden lag, schoß Ulama ihm eine Laserkaskade in den Schädel. Ein schneller, relativ schmerzloser Tod; das jedenfalls behaupteten die Mediziner der Abteilung G7. Beim zweiten schoß Korvac, beim dritten wieder Ulama und so weiter.
    Natürlich hätten auch die Kampfmaschinen die Hinrichtungen vornehmen können, doch Anna-Luna verfolgte da ihre eigene Linie: Die Tauruler sollten nicht Maschinen, sondern Menschen fürchten lernen; Vertreter der GRT aus Fleisch und Blut.
    Bald stank es nach verbrannten Flaumfedern, Knochen und Gewebe. Ihre Schreie gellten über den Platz. Jeder schrie, ohne Ausnahme jeder; und so laut er konnte. Anna-Luna hatte ihre Männer angewiesen, die Lingusimultaner ihrer Überlebenssysteme auszuschalten. Man mußte nicht unbedingt verstehen, was diese Vogelmenschen im Angesicht des Todes von sich gaben. Es reichte, wenn es ihre Zehntausende Artgenossen verstanden, die sich etwa hundertzwanzig Schritte entfernt dicht um den Platz drängten und den Hinrichtungen beiwohnten. Auf Anna-Lunas Befehl hin hatten Uwu'nilan Tagalembur und seine Handlanger sie mit Hilfe einiger Kampfmaschinen aus ihren Wohnwaben hinaus auf den Zentralplatz gejagt.
    Auch Uwu'nilan, seine Helfer und zwei weitere hochrangige Verräter hatte Anna-Luna zum Ort der Exekutionen zitiert. Sie standen den Verurteilten gegenüber. Anna-Luna hielt es für gut, ihnen die Früchte ihrer Arbeit so drastisch wie möglich vor Augen, Ohren und Nasen zu führen. Das würde die Arbeitsbeziehung langfristig festigen.
    Übrigens hatte sie dem Triadenkommandeur Uwu'nilan Tagalembur und seine Komplizen als Führungsköpfe für die neu zu bildende Regierung vorgeschlagen. Da der Flottenoffizier keine Tauruler persönlich kannte, würde ihm gar nichts anderes übrigbleiben, als ihre Wünsche zu erfüllen. Zumal Waller Roschen und einige Spezialisten zu eben dieser Stunde dafür sorgten, daß jener Triadenkommandeur keinen der abgesetzten Regierungsvertreter mehr kennenlernen würde. Das Kommando hatte den Regierungspalast besetzt, und Roschen, Anna-Lunas rechte Hand, war ein überaus gründlicher Mann.
    Wieder schrie einer um sein Leben, wieder schlug er auf dem Sandsteinpflaster auf, wieder jagte Korvac ihm eine Laserkaskade in den Kopf. Dann der nächste und der übernächste.
    Flankiert von zwei Kampfmaschinen stand Anna-Luna unter der Frontkuppel der LAURIN, etwa acht Schritte vor der Luke des Teleskoplifts. Keine zwanzig Schritte entfernt töteten ihre Männer die Vogelartigen. Sie legte Wert darauf, daß sich die Augenzeugen an die gräßlichen Szenen immer im Zusammenhang mit dem schwarzen Omegaraumer und ihrer rotschuppigen Gestalt erinnern würden.
    Sechsundzwanzig der achtundzwanzig Mitglieder des geheimen Forschungsprojektes hatte das

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