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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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mit der Auskunft, dass die Mailbox nicht aktiviert sei. Er konnte sich überall im Land aufhalten und wer weiß was treiben – oder in größten Schwierigkeiten sein. Es war auch nicht ausgeschlossen, dass er tot war.
    Nicht, dass wir Zandt nicht zugetraut hätten, Ferillo umgebracht zu haben. Wir wussten beide, dass er bei den Ermittlungen nach der Entführung seiner Tochter, als er also noch bei der Polizei arbeitete, auf eigene Faust einen Mann gestellt und getötet hatte, von dem er glaubte, er sei der Täter. Das Problem dabei war, dass es einige Zeit darauf zu einer weiteren Entführung kam. Wir kannten jetzt den Namen jenes Mannes – Stephen DeLong – und wussten, dass er nur einer von mehreren Handlangern gewesen war, die auf Bestellung der Straw Men junge Mädchen entführten. Mein Zwillingsbruder war der Boss dieser Gruppe. Dass ausgerechnet jetzt ein Videofilm auftauchte, der John im Mordfall DeLong belastete – und der offensichtlich schon lange bereitlag –, bewies, dass sie hinter ihm her waren und ihm Knüppel zwischen die Beine werfen wollten. War Ferillos Tod ein Beispiel hierfür?
    Nina hatte zwei Anrufe von ihrem Zimmer aus getätigt und dabei in Erfahrung gebracht, dass Ferillo ein Restaurant in der Stark Street in Portland besessen hatte. Vor vier Jahren war er im Zuge der Ermittlungen in einem Fall von Schutzgelderpressung in L.A. verhaftet worden. Damals hatte er eine längere Haftstrafe zu gewärtigen, kam aber wider Erwarten frei und stieg sogar zum Geschäftsführer eines Nobelrestaurants für die Reichen und Schönen im Nordwesten Oregons auf. Vom kleinen Gangster zum Restaurantchef war es ein großer Sprung, sagte aber nichts über die Motive, warum Zandt in Ferillos Leben getreten sein sollte oder warum jemand ein Interesse daran haben könnte, diesen Eindruck zu erwecken.
    Nach den Anrufen saßen wir eine Weile schweigend da. Der Kaffee wurde langsam kalt, aber wir tranken ihn dennoch, bis mein Magen streikte. Ich machte das Fenster weit auf und starrte in einen wolkenverhangenen Himmel, aus dem es regnete. Es schien verrückt, hier untätig herumzusitzen, doch ich wusste nicht, was tun. Wir hatten keine Möglichkeit, John zu finden oder an die Ermittlungsergebnisse im Mordfall Ferillo zu gelangen.
    Da ging mir plötzlich ein Licht auf, erst schwach und flackernd, dann stärker und heller.
    »Ruf Monroe an«, sagte ich langsam.
    »Auf keinen Fall.«
    »Sieh es mal von seiner Seite. Er ist nicht dumm und weiß, dass du Ende vergangenen Jahres in eine gefährliche Sache verwickelt warst. Du hattest eine Schusswunde, und Sarah Becker konnte zu ihren Eltern zurückkehren. Aber du schweigst ihm gegenüber hartnäckig, und nun hat ein Mann, mit dem du mal eng befreundet warst, schlimme Dinge getan.«
    »Oder es sieht so aus als ob.«
    »Egal. Selbst wenn Monroe nicht auf Druck von oben handelte, müsstest du dich jetzt auf einiges gefasst machen.«
    »Was heißt das noch?«
    »Was meinst du damit?«
    Sie sah mich direkt an. »Nun, in deiner Stimme ist etwas, was ich nicht verstehe.«
    »Erzähle mir noch einmal, was geschah, als du zu diesem Motel kamst. An dem Tag, als Jessicas Leiche gefunden wurde.«
    »Ward …«
    »Erzähl es einfach noch einmal.«
    »Charles hat mich auf meinem Handy angerufen. Ein Polizist sei in seinem Streifenwagen erschossen worden, der Täter unerkannt entkommen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Er sagte mir, wo es geschehen war und dass ich sofort dorthin kommen sollte.«
    »Wegen eines toten Cops.«
    Sie zögerte. »Ja.«
    »Was nicht in die Zuständigkeit des FBI fällt und für Monroe ohne Interesse wäre, sofern nicht …«
    Sie blieb ganze zwanzig Sekunden sprachlos, so lange brauchte sie, um sich die Sache zusammenzureimen. »Verdammt.«
    »Ja, möglich wär’s.«
    Sie blickte mich rasch an. »Warum sollten wir aber mit ihm reden?«
    »Weil wir sonst niemanden haben. Und weil du ihm dann genau diese Frage stellen kannst, und wenn er keine überzeugende Antwort darauf hat, dann … ja, dann sitzen wir entweder noch tiefer in der Scheiße, als wir glauben, oder wir haben endlich eine brauchbare Spur.«
    Sie hatte sich offenbar schon entschieden, sprang vom Bett auf und holte ihr Handy aus der Handtasche. Kaum hatte sie es angestellt, da piepste es mehrmals.
    »Nachrichten«, sagte sie und hörte ihre Mailbox ab. Dann nahm sie das Handy vom Ohr und machte ein befremdetes Gesicht.
    »John?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Monroe. Gleich viermal

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