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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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sich gaben, alle sahen aus, als wollten sie gleich in Handschellen gelegt werden, falls eine lang vergessene Sünde an den Tag käme. Die wenigen, die nicht verlegen aussahen, waren echte Kriminelle, die in einem tieferen Sinn überhaupt nicht verstanden, um was für eine Rechnung es hier ging.
    Er holte zwei Tassen Kaffee, setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und sagte nichts.
    »Ich habe etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen«, gestand sie sofort. »Als ich heute Morgen hier war, um den Mann aus den Bergen zu untersuchen, habe ich auf dem Weg nach draußen etwas in seinem Rucksack bemerkt.«
    »Was denn?«
    »Das hier«, sagte sie und legte etwas auf Connellys Schreibtisch. Er nahm es und betrachtete es. Es sah aus wie ein Büschel Unkraut. Vertrocknetes Unkraut. »Ich hätte das nicht an mich nehmen sollen.«
    »Da haben Sie wohl recht«, bemerkte er. »Was ist es denn?«
    »Das ist eben das Problem«, sagte sie. »Als ich es sah – eigentlich waren da mehrere Büschel im Rucksack –, fragte ich mich, was das wohl sein könnte. Der Mann behauptete ja befremdliche Dinge, von denen wir wissen, dass sie nicht zutreffen.«
    »Das ist bereits geklärt«, sagte Connelly zufrieden. »Das Ganze hat sich als ein Irrtum herausgestellt.«
    »Oh«, sagte Melissa enttäuscht. »Dann ist das vielleicht gar kein Hinweis, was ich Ihnen mitteilen wollte. Ich dachte nur, ich müsste dem nachgehen und herausfinden, ob es etwas Gefährliches ist, was hier in der Gegend wächst. Nicht, dass plötzlich Drogenfreaks durch unsere Wälder schwärmen.«
    »Das war sehr vernünftig«, sagte er. »Und deshalb …«
    »Und deshalb bin ich damit zu einer Nachbarin gegangen, die sich mit Kräutern und Heilpflanzen auskennt. Sie sollte sich das anschauen.«
    »Handelt es sich bei dieser Nachbarin um Liz Jenkins?«
    Melissa sah ein klein wenig verlegen aus. »Ja.«
    »Sie versteht eine Menge von Kräutern, das weiß ich. Nebenbei bemerkt, wenn Sie sie vielleicht darauf hinweisen könnten, etwas mehr Zurückhaltung beim Gebrauch eines ganz bestimmten Krauts walten zu lassen. Das gilt auch für ihren Freund.«
    »Das werde ich tun«, versprach Melissa. »Ich weiß das alles, und das ist auch einer der Gründe, weshalb ich zu ihr gegangen bin.«
    »Ach ja?«
    Sie errötete. »Ja. Ich dachte, sie würde sicherlich solche Kräuter erkennen, die manche Leute gern inhalieren.«
    Connelly lächelte. »Während Sie da völlig überfordert sind.«
    »Richtig.« Melissa legte den Kopf schief und lächelte zurück. Nicht zum ersten Mal dachte sie, dass Connelly einen besseren Charakter und mehr Scharfsinn besaß, als ihm die meisten Einheimischen zutrauten. »Soll ich weiter berichten?«
    »Ich bin gespannt. Wusste sie denn, was es war?«
    »Tatsächlich sind es zwei verschiedene Pflanzen.« Melissa breitete ein Blatt Papier auf dem Schreibtisch aus, damit beide Liz’ geschnörkelte Handschrift lesen konnten – oder es zumindest versuchten. »Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie an einem Stiel die Reste von kleinen Blüten. Ich habe das anfangs übersehen. Diese Pflanze heißt
Scutellaria laterifolia,
auch Helmkraut oder Quakermütze genannt.«
    Sie beugte sich vor, um das andere Büschel kümmerlicher Stengel zu entwirren, an denen Connelly keinen Unterschied zu den übrigen erkennen konnte. »Und dieses Kraut heißt
Valeriana officinalis
oder Baldrian. Nun,
Scutellaria
wächst überall in den Staaten und in Südkanada, ist also sehr verbreitet. Das Interessante daran ist, dass nach Liz’ Aussage im 19 . Jahrhundert eine Gruppe, die sich die Eklektiker nannte, diese Pflanze als Beruhigungsmittel verwendete, zum Beispiel zur Behandlung von Schlaflosigkeit und Nervosität.«
    Connelly nickte. Er ahnte, dass noch mehr kommen würde.
    »Und ein Kräuterpapst aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg wusste zu berichten, dass mehrere Indianerstämme Baldrian verwendeten. Er sprach vom ›besten bekannten Nervenmittel‹ – womit er Sedativum meinte. In der alternativen Medizin wird es heutzutage als Mittel gegen Unruhe, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit verschrieben. Liz behauptet, Baldrian habe sich in Tests als wirkungsvoller als Valium herausgestellt.«
    »Interessant«, sagte Connelly. »Erstaunlich, was man in unseren Wäldern so alles finden kann.«
    »Das ist es wirklich.«
    »Sie meinen also, dieses Zeug ist eine weit verbreitete heimische Pflanze und zufällig in den Rucksack unseres Mannes geraten, als er nachts durch die Wildnis

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