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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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genügt fürs Erste.«
    Tom fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis der Mann mehr über diesen Punkt wissen wollte und wie er ihn von weiteren Fragen abhalten konnte. Er stellte sein Bierglas ab und schaute sein Gegenüber an. Ein Blick auf dessen Hemd und Anzug verriet schon, dass es sich um einen Städter handelte, der vielleicht nicht so clever war, wie er selber zu sein meinte. Die meiste Zeit lächelte er. Tom vermutete, dass es mit einem Lächeln leichter war, Leute zum Reden zu bringen. Der Mann, der sich als Jim Henrickson vorgestellt hatte, arbeitete für die Zeitschrift
Front Page,
deren rot-weißes Logo er schon auf zwanzig Schritt Entfernung erkannt hatte. Mode, VIP s und Klatsch, dazu Features über Hitlers Versteck in der Antarktis, Außerirdische haben meine Gehaltsüberweisungen abgezweigt, Schönheitskönigin aus Idaho gebiert hässliches Entlein. Und nun … Webdesigner auf Selbstmordtrip begegnet Bigfoot.
    Der Unterschied zu anderen Sensationsgazetten bestand darin, dass bei
Front Page
die Schlagzeilen nicht ganz so dick waren und die Schreiber sich Mühe gaben, wie echte Journalisten zu wirken. Auch wenn manche Storys in die Rubrik Kurioses gehörten, waren sie sachlich geschrieben und gut recherchiert. Vor allem aber war es ein Hochglanzmagazin, das von der Unterhaltungsindustrie ernst genommen wurde. Die für Kino und Mode zuständigen Redakteure sah man auf allen großen Partys. Unter den Klatschreportern galt
Front Page
als nobel. Wäre Henrickson vom
Enquirer
oder von
World News
gewesen, hätte sich Tom schon längst verdrückt. Wahrscheinlich säße er jetzt beim Essen. Aber seine Entdeckung musste von irgendwo ihren Ausgang nehmen, und Tom war in der letzten halben Stunde klargeworden, dass er ein Publikum für seine Botschaft brauchte.
    »Sie glauben mir«, sagte er zu Henrickson.
    »Das tue ich.«
    Tom fühlte sich erschöpft, verunsichert und den Tränen nahe. Sein Gegenüber sah das und klopfte ihm sanft auf die Schulter.
    »Schon gut, mein Freund.«
    »Aber warum?«, fragte Tom. »Kein Mensch tut das außer Ihnen.«
    »Der Hauptgrund ist der, dass Sie mir nicht den Eindruck machen, ein Lügner zu sein. Der meiste Unfug, von dem ich höre, besteht aus Lügen und nicht aus Irrtümern. Zweitens ist das nicht das erste Mal, dass ich wegen einer solchen Story in die Berge gekommen bin. Vor neun Monaten haben drei Jäger unweit von Mazama, nur fünfzig Meilen nordöstlich von hier, von einem ganz ähnlichen Vorfall berichtet. Etwas drang nachts in ihr Lager ein. Dazu ein penetranter Gestank. Außerdem hörten sie seltsame Geräusche, so ein leises Wimmern. Haben Sie auch so etwas gehört?«
    »Nein. Aber ich hatte ja bis dahin fest geschlafen.«
    »Ach so. Na, auf jeden Fall bekamen die drei einen panischen Schrecken. Dabei waren das drei ganze Kerle, die seit Kindesbeinen in den Wäldern unterwegs waren, und doch kamen sie zu Tode erschrocken nach Hause.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, davon gehört zu haben.«
    »Lesen Sie denn unsere Zeitschrift regelmäßig?«
    »Nein«, gab Tom zu. »Eigentlich nur, wenn ich beim Zahnarzt warten muss. Pardon.«
    »Was Sie da andeuten, betrübt mich, Tom. Wartezimmer sind ein nicht zu unterschätzendes Ambiente. Wir helfen Männern und Frauen über ihre Angst vor dem Zahnarzt hinweg und nehmen unterschwellig Einfluss. Gut, aber Sie haben deshalb nichts von den drei Jägern gehört, weil wir die Story gar nicht gebracht haben. Das Jägerlatein dreier bärtiger Gesellen in karierten Jacken mag für unsere Konkurrenten ausreichen, aber nicht für die verwöhnte Leserschaft des
Front Page.
Unser Ansatz sieht so aus, dass wir zwar über das Paranormale berichten, aber nur, sofern stichhaltige Hinweise vorliegen.«
    »Hitlers Versteck in der Antarktis?«
    »Was soll ich dazu sagen?« Der Mann lachte und hob abwehrend die Hände. »Es war ein bizarr aussehendes Felsmassiv und keine bloße Erfindung. Ich persönlich hätte nicht darüber berichtet, das gebe ich offen zu, aber ich bin nur einfacher Reporter. Immerhin hat die Story für reißenden Absatz gesorgt. Hitler, der böse Bube für alle Ewigkeit. Wir vermissen ihn, seit er seinen Abgang gemacht hat. Wie dem auch sei, ich bin der Meinung, sollte Bigfoot jemals gefunden werden, dann hier im Nordwesten Amerikas. Es existieren wirklich Hunderte von Berichten aus der Vergangenheit, bis zurück zu einem Mann namens Elekah Walker, der zu Beginn des 18 . Jahrhunderts gelebt hat. Außerdem gibt es

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