Engel für den Duke
bedeutete, denn Tommy grinste. „Also gut, wir bleiben.“
Etwas in ihr wurde weich. Vielleicht war Tommy als Antwort auf ihre Gebete geschickt worden. Hier war ein Kind, das sie brauchte. Und Lily brauchte ihn.
„Es ist Zeit, den Laden zuzumachen. Ich schließe nur ab, dann gehe ich rasch zum Lebensmittelladen und sehe mal, was ich für uns zu essen finde.“
Tommy nickte. Er roch schrecklich, genau wie sein Hund. Aber ein Bad konnte warten. Der Junge sollte wissen, dass er hier willkommen war, so wie er war. Irgendwann würde er ihr vertrauen, wenn sie Glück hatte.
Zum ersten Mal seit Matilda und Jocelyn Caulfield in den Laden gekommen waren und sie in Royals Armen überrascht hatten, spürte Lily einen Anflug von Glück.
Jonathan Savage läutete die Glocke des eleganten dreistöckigen Hauses, das Preston Loomis gehörte. Loomis’ Butler, ein würdevoller Mann mit grau meliertem Haar, öffnete ihm.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Butler.
„Mein Name ist Jonathan Savage. Ich möchte Mr Loomis sprechen.“
„Mr Loomis erwartet Sie. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
Er hatte eine Nachricht geschickt und um ein Treffen gebeten, um die Investition zu besprechen, die Loomis getätigt hatte. Die Aussicht auf Geld hatte eine schnelle Erwiderung zur Folge gehabt.
Loomis erhob sich, als Jonathan den Salon betrat, der teuer und geschmackvoll eingerichtet war. Erstaunlich, was sich mit dem Vermögen eines Dukes alles vollbringen ließ.
„Ich hatte nicht erwartet, so schnell von Ihnen zu hören.“ Loomis kam zu ihm, mit dem silberweißen Haar und dem perfekt gestutzten Schnurrbart eine elegante Erscheinung.
„Wir hatten Glück. Die Kreditnehmer erhielten das erwartete Geld weitaus früher, als sie gehofft hatten, daher konnten sie das Darlehen sehr schnell zurückzahlen.“
„Ich verstehe. Möchten Sie einen Brandy?“
„Ich denke schon.“
Loomis ging zur Anrichte hinüber und goss die bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei Kristallgläser. Jonathan nahm sein Glas und trank einen Schluck. Der Brandy war alt und teuer, einer der besten, die er je getrunken hatte.
„Ausgezeichnet.“ Er hielt das Glas ins Licht, um die Farbe zu bewundern. „Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem guten Geschmack.“
„Ich freue mich, dass er Ihnen schmeckt.“ Loomis lächelte. „Dafür ist nur etwas Geld nötig.“
Jonathan lachte leise. Er war ein dritter Sohn, nicht der Erbe seines Vaters, daher war der größte Teil seines Vermögens erarbeitet. Seine Werft, einst ein kränkelndes Unternehmen, das er von seinem Großvater geerbt hatte, war zu einer gewinnbringenden Unternehmung geworden. Auch andere Geschäfte, die er gekauft und in die er investiert hatte, hatten ihm einiges an Gewinn eingebracht.
Jonathan trank noch einen Schluck, dann griff er in seine Rocktasche und zog einen Scheck heraus über die Summe, die Loomis investiert hatte, zuzüglich dreißig Prozent. Er hoffte nur in Royals Interesse, sie würden das Geld des verstorbenen Dukes wirklich zurückbekommen und das alles hier wäre nicht umsonst gewesen.
Loomis betrachtete das Blatt. „Sie sagen mir doch Bescheid, wenn Ihnen ein weiterer zuverlässiger Darlehensnehmer begegnet, nicht wahr?“
„Das werde ich sicher, auch wenn ich meistens selbst die Kredite gewähre.“ Das war eine glatte Lüge. Er verlieh selten Geld, und auch wenn sein Ruf rabenschwarz war, so stahl er doch nicht das Geld anderer Leute.
Jonathan trank sein Glas leer und stellte es auf den polierten Mahagonitisch. „Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mr Loomis.“
„Mir ebenso, Mr Savage.“
Jonathan verließ das Haus, stieg in seine Kutsche und gab seinem Kutscher die Anweisung, am Haus des Duke of Bransford zu halten. Von dort aus würde er in die Jermyn Street gehen und seiner gegenwärtigen Mätresse einen Besuch abstatten.
Er hatte seinen Part gespielt. Jetzt war alles bereit für den letzten Akt. Die Gerechtigkeit war ihm egal. Er wollte nur, dass sein Freund sein Geld zurückbekam.
25. KAPITEL
A m Mittwoch ging Lily nicht zu dem Treffen im Red Rooster. Es war einfach zu früh, um Royal nach der schrecklichen Szene im Laden wiederzusehen. Stattdessen erschien kurz vor Ladenschluss Molly Daniels an ihrer Tür, um sie über das zu informieren, was bei dem Treffen besprochen worden war.
Flora war bereits nach Hause gegangen. Tommy und Mugs waren kurz nach dem Frühstück verschwunden, zu rastlos, um lange an einem Ort bleiben zu
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